Echte Kindheitstraumata echt lösen
Kapitel in diesem Beitrag:
- 1 Kindheitstraumata auflösen statt lebenslang leiden
- 2 Ich sage Ihnen zuerst, was Sie nicht tun sollten:
- 3 Was ist ein Kindheitstrauma?
- 4 Was ist das Gemeinsame dieser ganzen Traumatisierungen?
- 5 Eine Praxisgeschichte: Eingebildete und echte Traumatisierung
- 6 Vielleicht die Geburt der Erbsünde?
- 7 Sozialpädagogisierung in der Wohlstandsgesellschaft:
- 8 Digital Natives im Vollkommenheits-Anspruch
- 9 Transgenerationale Traumatisierungen der Baby-Boomer
- 10 Wie kann man echte Kindheitstraumata echt bewältigen
- 11 Hinwendung zum „inneren Kind“ ohne Kitsch, mit Respekt
- 12 Dies muss der Fokus sein
- 13 Resilienz! Die alten Weisheiten stimmen:
- 14 So äußern sich Kindheitstraumata im Leben
- 15 Kindheitstraumata heilen – was können Sie tun
- 16 Das Thema bedarf der echten psychologischen Expertise.
- 17 Weiterführende Links
Kindheitstraumata auflösen statt lebenslang leiden
Mal ein wirklich tiefgehendes ernstes Thema: Sie erfahren hier, was Kindheitstraumata sind, warum man unter ihnen auch als Erwachsener noch leidet. Sie erfahren auch, dass und wie man sie in Stärkeerfahrungen umwandeln kann und dass die sogenannte „Innere-Kind-Arbeit“ zu ernst ist für fahrlässigen Umgang.
Ich sage Ihnen zuerst, was Sie nicht tun sollten:
1. Hören Sie mit dem Herumlesen auf.
Es gibt Bücher wie Sand am Meer zum Thema „Inneres Kind heilen“. Das erste kam vor ca. 30 Jahren heraus, darin wurde mir empfohlen, ich solle das „innere Kind“ umarmen. Es wurde mir nicht erklärt, wie ich das machen sollte. Das Buch hinterließ in mir Trauer und Ratlosigkeit. Heute bin ich Fachfrau und weiß, dass der Rat grundsätzlich stimmt. wie oben bereits erwähnt: Erlösung und Heilung kommen über „Versöhnung“ mit der eigenen Vergangenheit, dem inneren Kind. Das ist aber kein Willensakt, das ist ein Prozess. Das schafft niemand alleine, dazu braucht man psychologische Experten. Gleich mehr.
2. Gehen Sie nicht in eine Selbsthilfegruppe
3. Begeben Sie sich nicht auf Instagram oder ähnliches unter die selbsternannten Heilsbringer und „Think-Positiv-Heuchler“.
Was ist ein Kindheitstrauma?
Kindheitstraumata – um was gehts dabei?
Kindheitstraumata sind Verletzungen und Schocks, die Menschen in den frühen Lebensjahren durch seelische und körperliche Misshandlungen erleiden.
Kindheitstraumata entstehen durch die dramatischen Misshandlungen wie sexuelle Übergriffe, durch schwere Schläge und Prügel.
Aber auch „banale“ verbale Übergriffe schockieren und traumatisieren Kinder:
-Angeschrienwerden,
-Beschimpfungen
-Erniedrigungen
-ungerechte Strafen
-Irritationen, Verwirrungen durch emotionale Unzuverlässigkeiten der Eltern
-Eltern, die nicht tun, was sie sagen, die mit Doublebind-Botschaften den Kindern den Verstand verwirren.
Was ist das Gemeinsame dieser ganzen Traumatisierungen?
Das Gemeinsame, was tatsächlich die nachhaltigen seelischen Verletzungen bewirkt, ist das Gefühl des Ausgeliefertseins, das Gefühl der absoluten Hilflosigkeit. Das Gefühl, hilfloses Opfer anderer zu sein, ist das eigentliche Trauma, das Menschen bis ins hohe Alter hinein leiden lässt. Es sei denn, sie suchen sich Hilfe – und Abhilfe gibt es.
Menschen, die in früher Kindheit diese Erfahrung des Ausgeliefertseins und der Hilflosigkeit gemacht haben, neigen zu Depressionen, haben das Gefühl, dem Leben nicht gewachsen zu sein. Solche Menschen haben einen ungesunden, also selbstschädigenden „Attribuierungsstil“.
Sie ordnen Ursache und Wirkung falsch zu: Wenn die Dinge schiefgehen, geben sie sich selber die Schuld, halten sich für unfähig, erkennen ihre aktuelle Handlungsmacht gar nicht, machen tragischerweise also auch nicht die beglückenden Erfahrungen von Erfolgserlebnissen, so dass sich die Spirale immer weiter ins Opfer-Gefühl hineindreht.
Menschen mit stabilem, ungekränktem Selbstbewusstsein dagegen erkennen wahre Ursachen von Mißerfolgen und geben im Zweifel anderen oder den Umständen die Schuld. „So ein Pech, shit happens!“ sagen sie und werden gewiss nicht depressiv. Der ungesunde Selbstzweifel dagegen führt in die Verzweiflung.
Eine Praxisgeschichte: Eingebildete und echte Traumatisierung
Gestern hatte ich Coaching mit einer 24-jährigen Akademikerin, die sich Gedanken über die Innere-Kind-Arbeit zur Trauma-Bewältigung machte. Was das Trauma sei, fragte ich. Das Problem seien, so sagte sie, ihre nicht glücklichen Eltern und der Umstand, dass ihr das andauernde Streiten der Eltern Schuldgefühle mache. Sie leide an den Schuldgefühlen.
Vielleicht die Geburt der Erbsünde?
Das ist uns allen genauso ergangen: Sobald die Eltern Zoff haben, fühlen wir uns als kleines Kind schuldig. Irgendwie. Das ist so. Kinder beziehen alles auf sich. Kinder können nicht auf die Metaebene der Erwachsenen gehen und Probleme von dort betrachten. Kinder sind Ausgelieferte. Vielleicht kommt daher diese angebliche Erbsünde des Christentums. Wir fühlen uns grund-schuldig sozusagen? Weil die Eltern uns aus der Grund-Sicherheit geworfen haben mit ihrem Streiten und Schimpfen? Ich glaube, so war und ist das. Andererseits lernen wir so das Überleben.
Wir lernen von den Eltern unter anderem, dass das Leben nicht immer leicht ist. Wer das nicht lernt, kann das Leben nicht bestehen. Streitende Eltern sind also eine relativ normale Herausforderung im normalen Kinderleben. So wie der Nachbarsbub, der uns eine runterhaut, weil er unser Bobby-Car schöner findet als seines und es wegnehmen will. OK, das ist gemein, aber das Leben hat eben Zähne und zeigt sie zuweilen. Der Nachbarsbub ist kein Soziopath und er hat uns auch nicht ewige Schäden zugefügt, sondern beigebracht, zurückzubeißen.
Sozialpädagogisierung in der Wohlstandsgesellschaft:
Mir scheint, es ist Mode geworden, nach Seelenproblemen zu suchen. „Psychische Probleme“ werden heutzutage automatisch jedem Gewalttäter zugesprochen. Wir erleben eine Sozialpädagogisierung der Gesellschaft, die schon in den Kindergärten und den Schulen ihr Unwesen treibt. Wer keine Probleme hat, schafft sich welche. Aber diese Problemversessenheit ist auch schon wieder ein Problem, das Lösungen und Entwicklung verhindert.
Digital Natives im Vollkommenheits-Anspruch
Die speziellen Erfahrungen der Generation Y oder digital Natives (das sind die 1980/1990er Geborenen) sind-Überbehütetheit, Über-Perfektionierungs-Anspruch durch die Eltern sowie die Hyper-Informiertheit durch das Internet. Diese Faktoren haben spezifische Psycho-Problematiken erzeugt: Überrationalisierung durch Informationsfluten, Verlust des Bauchgefühls, und überhaupt fehlender Zugang zur eigenen Emotionalität, Handlungsunfähigkeit, Blockiertheit und Selbstzweifel durch enorm große Anspruchshaltungen und insbesondere Ansprüche an die eigene „Perfektheit“. Ich erlebe diese Generation oder Kohorte häufig als extrem verzagt, als ich-schwach, überangepasst und problemfixiert, als wenig konflikt- und druchsetzungsfähig.
Die Lebensvision zu finden und sich Individualität zu erlauben, das ist meist das Anliegen dieser Coaching-Mandate.
Frühkindliche Traumatisierungen sind aber ganz andere Problem-Kaliber. Wie die Kontrastgeschichte zeigt:
Transgenerationale Traumatisierungen der Baby-Boomer
Ich erzählte der jungen Frau von jener anderen Klientin, in den 60er Jahren geboren.
Man nannte sie als Kind „Marile“. Sie war ein zartes Mädchen und wurde mit 7 von ihrem Vater mit einem Hartgummischlauch verprügelt, so dass sie gewaltige Striemen an den Oberschenkeln hatte. Normalerweise schlug er sie nur mit Holzkleiderbügeln ….
Am nächsten Tag traute sie sich nicht, der Sportlehrerin zu sagen, dass sie absolut keine Kniebeugen machen könne mit den grausigen Verletzungen. Stattdessen zwang sich das kleine Mädchen lieber, die Kniebeugen mit den wehen Beinen doch zu machen, als den Vater auszuliefern. Vielleicht hatte sie auch einfach Angst, als Lügnerin hingestellt zu werden, kein Verständnis zu finden, keine Erlösung.
Das hat das elegante Mädchen der Generation Y fast zu Tränen gerührt und sie fragte: „Meinen Sie also, ich solle jetzt einfach nach vorne denken, statt mich mit Problemen abzulenken?“
Raten Sie mal, was ich antwortete.
Wie kann man echte Kindheitstraumata echt bewältigen
Es gibt moderne Formen der Traumatherapie der Positiven Psychologie, die die alten Wunden heilen lassen.
Alles läuft auf „Versöhnung“ mit dem kleinen Kind hinaus, das wir einmal gewesen sind.
Die Befassung mit dem „inneren Kind“ hilft, aus der Spirale der Selbstvorwürfe rauszukommen.
Wir Erwachsenen, so heißt die Heilungsformel grundsätzlich, müssen für das verletzte Kind, das wir waren, genau das Verständnis, die Liebe, die Aufmerksamkeit aufbringen, die wir in den frühen Jahren nicht bekamen.
Hinwendung zum „inneren Kind“ ohne Kitsch, mit Respekt
Hier kommt die Resilienz-Psychologie ins Spiel.
Resilienz heißt Widerstandsfähigkeit. Eine liebevolle Betrachtung des „inneren Kindes“ bedeutet, dass wir nicht länger uns und dieses Kind als Opfer betrachtet, sondern dass wir seine Stärken erkennen.
Misshandelte Kinder haben schließlich diese Misshandlungen überlebt!
Dies muss der Fokus sein
Zu fragen ist also mit größtem Selbst-Respekt:
Welche Stärken entwickelte ein Mensch, der Schläge mit einem Hartgummischlauch und regelmäßige Prügel mit Kleiderbügeln aushielt.
Willensstärke, Beharrlichkeit, Eigenwilligkeit, Durchhaltevermögen – all das sind Eigenschaften starker Menschen. Solche Menschen habe ich in meiner langen Erfahrung als Coach in großer Zahl kennengelernt – niemand von ihnen hatte eine ungetrübte Kindheit.
Die meisten meiner Klienten wurden in den späten 1950er bis 1970er Jahren geboren. Ihre Eltern haben selber harte Kindheiten in den deutschen Vorkriegs- und Kriegsjahren überstanden und ihre vielfältigen Traumata weitergegeben.
Sie könnten viele Bücher finden zur „transgeneratioalen Traumatisierung“. Sie sollten sich aber lieber damit befassen, die eigenen Wunden zu heilen, anstatt sich in das Problem hineinzubohren.
Resilienz! Die alten Weisheiten stimmen:
Was mich nicht umbringt, macht mich stark …. Menschen wachsen an den Herausforderungen.
Die moderne Psychologie hat die alten Weisheiten empirisch bestätigt. Die Hirnforschung zeigt uns, dass Traumata-Heilung bis ins hohe Alter hinein möglich ist – dies allein deshalb, weil unsere Gehirne bestrebt sind, Lösungen zu finden und plastide sind, also jederzeit in Veränderung begriffen. Welche Chance! Nutzen Sie das für sich!
So äußern sich Kindheitstraumata im Leben
- Unglück im Glück – Sie sind latent unglücklich und verstehen nicht, warum. Sie machen sich Selbstvorwürfe. Sie re-inszenieren unbewusst das erlittene Unrecht.
- Sie gehen falsche Bindungen ein aus Angst, nicht gut genug zu sein: Falsche Jobs, falsche Freunde, falsche Liebespartner.
- Sie erleben immer wieder Beziehungs-Abbrüche, es ist wie verhext! Das ist es nicht, sondern Sie haben es mit Mustern zu tun, die man ändern kann.
- Sie hauen ihre ganze Kraft raus, sind unermüdlich, beharrlich, haben viel Erfolg. Dann boykottieren Sie sich regelmäßig selbst. Sie haben Schuldgefühle (und hier sind es schwerwiegende!), weil Sie erfolgreich sind und Ihr Unterbewusstsein das für gefährlich erachtet.
- Sie betäuben den inneren Schmerz mit Suchtmitteln, werden vielleicht sogar süchtig: Alkohol, Kokain etc., medizinische Mittel zum Aufputschen und Tranquilizen.
- Sie somatisieren vielleicht auch, das heißt: Sie agieren die seelischen Wunden bzw. deren Verdrängung unbewusst aus, indem Sie notorisch und vielleicht sogar chronisch krank werden.
Die Palette der Krankheiten reicht von Allergien über Multiple Sklerose bis zu Krebserkrankungen.
Aus psychologischer Sicht verfestigen Sie dadurch die erlernte Opferrolle.
Ein Akt der Treue zu den misshandelnden und dennoch geliebten Eltern.
Einfach gesagt: Sie ersehnen Erlösung und erhoffen sie von den heutigen Autoritäten, den Ärzten. Das sind selbstverständlich unbewusste Prozesse.
Tatsache ist: Nur Sie selber können das schockierte trauernde Kind, das Sie einmal waren, erlösen und heilem.
Kindheitstraumata heilen – was können Sie tun
Ich sage Ihnen zuerst, was Sie nicht tun sollten:
1. Hören Sie mit dem Herumlesen auf.
Es gibt Bücher wie Sand am Meer zum Thema „Inneres Kind heilen“. Das erste kam vor ca. 30 Jahren heraus, darin wurde mir empfohlen, ich solle das „innere Kind“ umarmen. Es wurde mir nicht erklärt, wie ich das machen sollte. Das Buch hinterließ in mir Trauer und Ratlosigkeit. Heute bin ich Fachfrau und weiß, dass der Rat grundsätzlich stimmt. wie oben bereits erwähnt: Erlösung und Heilung kommen über „Versöhnung“ mit der eigenen Vergangenheit, dem inneren Kind. Das ist aber kein Willensakt, das ist ein Prozess. Das schafft niemand alleine, dazu braucht man psychologische Experten. Gleich mehr.
2. Gehen Sie nicht in eine Selbsthilfegruppe
3. Begeben Sie sich nicht auf Instagram oder ähnliches unter die selbsternannten Heilsbringer und „Think-Positiv-Heuchler“.
Das Thema bedarf der echten psychologischen Expertise.
Wenn Sie sich selber befehlen würden, die Sache halt einfach poooositiv zu sehen, dann würden Sie ins Eltern-Ich hineinsteigen und sich aus dieser Perspektive heraus zudiktieren, die erlittene Pein weiter schönzufärben und zu verschweigen.
Mich ärgern diese Heuchler sehr, weil sie Unheil anrichten.
Wenn Sie mögen, hierzu ein ehrliches Video von mir.
In Selbsthilfegruppen werden viele Trauma-Geschichten ausgetauscht. Das führt sehr leicht zu einer Re-Traumatisierung und nicht zu einer Heilung. Das viele Labern in so einer Gruppe wird Sie unglücklicher machen.
Das Thema ist ernst und geht in die tiefen psychologischen Schichten. Es erfordert Konzentration und Fachkunde.
Ist Verhaltenstherapie das richtige? Oder EMDR?
Mein Rat ist, suchen Sie sich einen lösungs- und potenzialorientierten Psychologen oder Coach mit klarem Bekenntnis zur Positiven Psychologie .
Schauen Sie in die Seite des Dachverbandes Positive Psychologie. Erkunden Sie Mitglieder in Ihrer Nähe, sprechen Sie die Leute an, sagen Sie, was Sie wollen. Hören Sie auf Ihr Bauchgefühl!
Die klassische Gesprächspsychotherapie wird zwar von der Krankenkasse bezahlt, aber ich rate davon ab, weil Sie schließlich nicht krank sein möchten, sondern in ihre Kraft kommen wollen, und das möglichst schnell.
Wenn Sie Fragen haben, dürfen Sie mir gerne eine Mail schicken.
Weiterführende Links
Doublebind-Verhalten und Narzissmus:
Selbstachtung finden