Psychotherapie oder Coaching
Kapitel in diesem Beitrag:
- 1 Psychotherapie oder Coaching und warum beides sich ausschließt.
- 2 „Psychotherapie oder Coaching, was ist der Unterschied?“
- 3 Abhängigkeit kontra Freiheit:
- 4 Defizitdenken kontra Denken in Möglichkeiten
- 5 Wer Probleme hat, ist nicht krank
- 6 Meine Kritik an der Psychotherapie
- 7 Coaching fördert Selbstverantwortung und Respekt
- 8 Im Coaching sind Sie Kunde, nicht Patient
- 9 Coaching will Selbstrespekt
- 10 Coaching vertreibt alte Käfer
- 11 Fassen wir zusammen: Psychotherapie oder Coaching?
- 12 Do something great: Aus Quark Kuchen backen!
- 13 Lösung aus Problemen
Psychotherapie oder Coaching und warum beides sich ausschließt.
Psychotherapie oder Coaching – großes wichtiges Thema!
Gestern hat eine Dame angerufen und mir erklärt, sie brauche eine Traumatherapie „wegen dieser Kindheitssachen“ (so sagte sie). Und nach „der Sache“ mit ihrem Mann sowieso. Und ob die Krankenversicherung das Coaching bezahle. Auf mein „Nein, denn meine Klienten sind ja nicht krank, sondern wollen ihr Leben verbessern“ reagierte sie unwirsch.
Eine andere Dame buchte einen Boxenstopp. Sie kommt im Beruf nicht richtig voran, hat mehr und mehr Selbstzweifel. sie schrieb mir: „Ich sehe hier eine Chance für eine persönliche Kehrtwende, ohne mich als „psychisch krank“ oder vollständig sozial inkompetent labeln lassen zu müssen und ohne Stigmatisierung an meinen Baustellen arbeiten zu können.“ Sie benennt sehr schön den Hauptunterschied zwischen Lifecoaching, wie ich es mache, und der herkömmlichen Psychotherapie.
Auch gibt es sehr große Unterschiede zum sogenannten „systemischen Coaching“, das viele in unseriösen Blitz-Ausbildungen ohne Fundament „lernen“.
„Psychotherapie oder Coaching, was ist der Unterschied?“
Diese Frage wird mir immer wieder gestellt. Und meine Antwort heißt: „Es ist ein Unterschied wie zwischen Tag und Nacht. Es schließt sich deswegen aus. Wer zu mir zum Coaching kommen will, kann nicht gleichzeitig in einer Psychotherapie stecken bleiben.“
Das wäre wie die Anwendung des alten Lenin-Satzes „ein Schritt vor und zwei zurück“.
Es fängt bei den Rahmenbedingungen an.
Abhängigkeit kontra Freiheit:
Wer wöchentlich über Monate, ehrlicherweise: Jahre eine Stunde zum Therapeuten geht, dort sitzt oder liegt, gerät zwingend in eine Abhängigkeit. Warum? Man nennt es am einfachsten Gewohnheit, Gewöhnung, Muster, Abhängigkeit, schließliche Steigerungsstufe: Sucht.
Es geht beim Grundgedanken weiter. Coaching ist eine andere Methode.
Defizitdenken kontra Denken in Möglichkeiten
Die klassische Gesprächs-Psychotherapie versucht, Probleme durch deren lange Erörterung und dadurch Bewusstmachung zu beenden. Dies mündet in der Regel im Defizitdenken. Das heißt: Der Prozess bleibt im Defizit, im Mangel stecken. Der betroffene Mensch, der hier Patient heißt, ebenfalls.
Coaching funktioniert anders: Coaching setzt Ziele, Coaching brainstormt Wege, die Ziele zu erreichen. Coaching ist damit dynamisch. Coaching setzt auf Stärken und Möglichkeiten, und dies entspricht den Erkenntnissen der Neurowissenschaften. Das Ziel-Denken bringt quasi automatisch Menschen in ihre Stärke zurück. Warum das so funktioniert, habe ich in meinem ersten Coaching-Buch „Kurz & Gut, Problemwegzaubern für Einsteiger“ erklärt. Und hier können Sie das Ziele-Kapitel lesen:
Wer Probleme hat, ist nicht krank
Jeder hat mal Probleme. Mal sind sie größer, mal kleiner, so dass man sie selber in den Griff bekommt. Wenn Probleme existenziell und also größer sind, ist es klug und effizient, sich Unterstützung zu holen, um die Belastung zu beenden. Man ist kein Schwächling oder Neurotiker, nur weil man Probleme hat. Da Leben ist nicht immer leicht.
Sie halten Ihren PC oder MAC ja auch nicht gleich für chronisch krank, nur weil er einen Schaltfehler hat oder einen akuten Virus oder weil einfach ein Upgrade der Programme fällig ist.
Ich nenne Coaching alle Verfahren, die mit Zielen arbeiten, um Menschen aus zeitweiligen oder notorischen Schwächen und Tälern herauszubringen. Ziele verleihen sofort Perspektive und ein Gefühl von Gerichtetheit. Beides bringt uns in unsere vitale Energie. Und wenn Sie jetzt fragen, wieso, dann sage ich: Das ist eben Hirnmechanik. Das ist ein grandioser Automatismus. Der wirkt bei jedem, der/die ein Gehirn besitzt – es sei denn, man setzt ihn außer Kraft, indem man sich künstlich in eine Trauer-Trance hineinredet, was ganz leicht möglich ist, wenn man zu empathisch über einen Problemzustand redet und redet und redet und redet …. das lässt die Lebensenergie schrumpfen. Unsere Gehirne lieben dagegen sehr das Zellenkribbeln.
Meine Kritik an der Psychotherapie
Es fehlen in der üblichen Gesprächs-Psychotherapie schlichtweg die Impulse, die Menschen brauchen, um aus dem gefühlten K.-O. wieder hochzukommen. Die Psychotherapie lässt Menschen regredieren, weil sie Trauer-Trance verstärkt durch zu viel Reden. Es findet Problemewälzen statt. „Warum redete die Therapeutin mir immer nach dem Mund?“ fragte mich ein Klient, der aus einer Psychotherapie ausgestiegen war. Er hatte die sogenannte „Rogers-Methode“ des empathischen Zuhörens erlebt. Carl Rogers war ein US-Psychotherapeut, dessen sehr fortschrittlicher Ansatz inzwischen, so scheint mir jedenfalls, einfach uninspiriert verwendet und banalisiert wird.
Wenn der Therapeut seinem Patienten empathisch immerzu Recht gibt, dann passiert außer Langeweile und Einkommenssteigerung des Therapeuten nichts. Außerdem ist zu kritisieren, dass allein der Umstand, dass Psychotherapien von den Krankenversicherungen bezahlt werden, dazu verleiten kann, dass Patienten die natürliche Selbstverantwortung, die erwachsene Menschen auszeichnet, an der Tür abgeben.
Das Prinzip ist banal: Ich sitze oder liege hin und bin bedürftig … die Kasse zahlt … das ist wie spätes Gestilltwerden. Und die ganzen unguten Kindheitserlebnisse werden angetriggert mit dem Effekt, das wir unsere Verantwortung als Erwachsene abgeben. Verantwortlich ist schließlich der Therapeut, nicht wahr? Wo doch die Kasse zahlt. Die zahlt, der Therapeut entscheidet, der „Patient“ wartet ab, ob es besser wird. Selbstaufgabe, Regression, Verkindlichung: Nichts wird besser.
Coaching fördert Selbstverantwortung und Respekt
Die Macht des Willens ist der Hebel für Wirksamkeit, Selbstwirksamkeit und Selbstveranwortung. Man gibt nicht im Coaching die Seele bei der Krankenkasse ab. Man zahlt selber und will aktiv an den Veränderungsprozessen mitwirken, die schließlich das eigene Leben betreffen. Anders geht das also nicht.
Erwachsene treffen Entscheidungen. Erwachsene haben Willen und Handlungsmacht. Coaching zielt auf Steigerung der Handlungsfähigkeit und der Kraft.
Ich schließe nicht aus, dass es auch gute Therapeuten gibt, die lösungsorientiert arbeiten … wir sprechen bis jetzt aber allein vom Setting! Das psychotherapeutische Setting allein schafft Unfreiheit:
- die Kasse zahlt
- der Psychotherapeut in der Vater- oder Mutterrolle der Allwissenheit
- die Patientenrolle lässt Erwachsene in Kindlichkeit regredieren
- monate- meist jahrelange Dauer im Stundentakt
Allein das lahme Träufelverfahren der Psychotherapie ist unangemessen: Im starren Korsett des Stundentakts kann ja kein Flow entstehen. Veränderung, die es für Lebensverbesserungen schließlich braucht, kommt nur aus Bewegung. Man muss Menschen, die leiden und erfüllter, erfolgreicher, einfach besser leben wollen, in intellektuelle und emotionale Bewegung bringen.
Unser intellektuelles und emotionales Potential macht uns zu Kraftwerken der Lebendigkeit. Und diese Kraftwerke sind nicht gemacht, Opfer zu sein, sondern Gestalter. Kreativ, selbstverantwortlich.
Das Opfergefhl ist das schlimmste bei allen Problemen:
Im Coaching sind Sie Kunde, nicht Patient
Sie sitzen nicht als Patient vor mir, sondern als Kunde, als Klient, es könnte auch Mandant heißen. Sie bezahlen aus Ihrer eigenen Tasche, weil Sie erwachsen sind und wissen, dass bestimmte Dinge Geld kosten, weil sie Geld wert sind: Etwa die Unabhängigkeit vom Tratsch in der Firma. Da zahlen Sie lieber selber. Auch Personalabteilungen tratschen. Und außerdem wollen Sie gerne schnell aus dem Problemsumpf rauskommen und sich wieder gut fühlen.
Coaching träufelt nicht, sondern ist ein freundlicher Tsunami, der Sie in Ihre Energie bringt. Jedenfalls bei mir ist das so. Der Zeitrahmen ist definiert. Ich biete Boxenstopps von vier Wochen bis zu drei, maximal vier Monaten.
Coaching will Selbstrespekt
Ein junger Manager aus Stuttgart schrieb dazu auf Google dies:
„Die Beschleunigung ist so, als ob dir an einer Ampel einer mit dreißig Sachen ins Heck kracht. Es geht ganz schön schnell vorwärts! Wenn ich das Ich von vor einigen Monaten treffen könnte – ich hätte viel zu berichten und wäre mir nicht sicher, ob mein altes Selbst mir das überhaupt glauben könnte.
Eine Investition in sich selbst, die man hier tätigen kann. Ich freue mich gewaltig, dass ich diesen Schritt gewagt habe, bin sehr dankbar über all das Gute, was in dieser Zeit geschehen ist und bin voller Freude, was in Zukunft noch alles daraus erwächst.“
Coaching vertreibt alte Käfer
Glücklicherweise rasen wir dann aber nicht mit 30 Sachen gegen Wände! Weil wir im Coaching diese Wände und scheinbaren Problem-Berge beseitigen: Ich nenne das Debugging. Coaching löst ungute alte Fehlschaltungen auf der Hirn-Festplatte mit selbsthypnotischen Gedanken-Übungen aus der modernen positiven Psychologie. Nein, es ist nicht krank, wenn man im Leben Probleme erlebt, vor Bergen und Knoten zu stehen meint. Nein, aber man wird allerdings auf lange Sicht krank, wenn man solche Wachstums-Herausforderungen nicht annimmt und in Ziele und Lösungen wandelt.
Fassen wir zusammen: Psychotherapie oder Coaching?
Coach oder Couch? Das ist keine Frage, sondern eine Grundentscheidung. Entscheiden Sie.
Die klassische Psychotherapie glaubt, Probleme durch ihre gründliche Erörterung lösen zu können. Funktioniert aber nicht. Gut, ich sag jetzt den Satz, den ich vor vielen Jahren mal hörte: „Getretener Quark wird breit, nicht fest…“ Das beständige Reden über Probleme verstärkt sie, weil so der Fokus eben auf dem Problem und nicht auf möglichen Lösungen liegt.
Beim Coaching wird nicht Quark getreten, sondern es wird gebacken. Zieldenken ist ein wenig wie Kuchenbacken. Wir gestalten, schaffen Neues, Gutes und wir entscheiden selbst, welcher Kuchen gebacken werden soll.
Do something great: Aus Quark Kuchen backen!
Wir tun was im Coaching und wir machen es groß und lustvoll, konzentriert und fokussiert auf Stärken.
Wir backen zum Beispiel wunderbaren Käsekuchen mit Mandeln, mit Rosinen, gerne auch Kirschen, Aprikosen, Äpfeln, mit Sahne, und wenn Sie mögen, auch einen Schuß Rum dazu oder auch nicht … ganz wie Sie das mögen. Da geht es nach Ihrem Kopf. Und hernach kennen Sie den in- und auswendig und sind stolz auf die ganzen Kuchen … mit anderen Worten:
Überlegen Sie immer angesichts von Quark, was für Kuchen Sie daraus backen wollen … oder so nette Soßen lassen sich auch bereiten, für das Sylvester-Fondue … sehen Sie: Schon haben Sie gelächelt und Ihre Phantasie quirlt schon, richtig?
Das ist die Richtung. Zieldenken ist der Kern von Coaching. Formen Sie aus einem Problem Ziele!
Lösung aus Problemen
Ich finde an Problemen interessant, dass man in ihnen Ziele entdecken kann und so zur Problem-Lösung kommt. Coaching löst Probleme!
Absolut unehrenhaft und unsinnig ist es, so zu tun, als gäbe es keine Probleme … „denk positiv!!“ meint: Sieh das Problem, verstehe es und leite im Kontrastverfahren daraus deine Ziele und Wünsche ab. Und dann guck hin, mit welchen Mitteln, auf welchen Wegen du diese Ziele erreichst bzw. mit der Verwirklichung anfängst. Dieses Verfahren nenne ich Coaching. Tschakka-Tschakka-Getue ist kein Coaching, sondern Verlogenheit, die mich wirklich aufregt. Wie sehr mich das aufregen kann, erleben Sie am besten mit auf Youtube in meinem Lifekicks-Kanal.
Psychotherapie oder Coaching zum Hören und Schauen.
Selbsthilfe mit „Kurz & Gut – Problemwegzaubern“, meinem Coachingbuch: Leseprobe hier.
Und natürlich alle Berle-Bücher zum Mutmachen und Stärken darf ich empfehlen.
Jetzt aber los? Sondierungsgespräch vereinbaren via coach@dr-berle.de