Parentifizierung belastet die Kinderseele

Rollentausch: Wenn Kinder elterliche Schwäche ausgleichen

 

Parentifizierung – der Begriff kommt aus dem Lateinischen parentes: Eltern. Wenn Kinder für gefühlt schwache Eltern die Verantwortung übernehmen, in die Schuhe der Eltern steigen, nennen Psychologen das Parentifizierung: Verelterung. Es bedeutet einen Rollentausch, eine Rollenverschiebung zwischen Eltern und Kindern mit gravierenden seelischen Folgen. Kinder übernehmen Verantwortung für ihre Eltern. Sie bemühen sich, die Schwächen der Eltern emotional und praktisch auszugleichen, die sie als schwach und inkompetent empfinden. Das hat sehr nachhaltige Auswirkungen auf das Leben dieser Kinder bis ins hohe Alter hinein: Schwierigkeiten in Beziehungen, geringes Selbstwertgefühl, mangelnde Lebensfreude können die Folgen der emotionalen Belastungen aus der Parentifizierung heraus sein.

Im psychologischen Lifecoaching spielt Parentifizierung in der Kindheit eine große Rolle. Betroffen sind viele Babyboomer, also Menschen aus den 1950er und 1960er Jahren – Kinder der Generation aus den dramatischen Krisenjahren von 1920 bis 1949. Persönlichkeitsentwicklung schafft Abhilfe und Lebensfreude.

Wenn Sie das Gefühl haben, sich wiederzuerkennen, sollten wir einfach einmal reden. Schicken Sie mir eine Mail und wir vereinbaren einen Termin: coach@dr-berle.de

 

Parentifizierung oder: Weiß hier niemand, wo es lang geht?

 

Kinder müssen bei schwachen, angsterfüllten Eltern früh aufhören, Kind zu sein. So ein Kind übernimmt Verantwortung, wo es eigentlich Wohlbehütetheit erfahren sollte, seine Kraft und Grenzen spielerisch in Sicherheit erkunden darf. Die spielerische Lebenssicherheit geht verloren, wenn Kinder die Lebensuntüchtigkeit ihrer Eltern ausgleichen wollen. Sie strengen sich emotional an, sind überfordert, erleben Niederlagen, weil sie natürlich nicht die Kompetenz besitzen, das familiäre Ruder zu übernehmen.

In meinen Coachings mit Klientinnen und Klienten dieser Altersgruppe zeigen sich immer wieder Kindheiten, in denen die Kinder in die Schuhe ihrer Eltern stiegen. Weil sie die Eltern für komplett ungefestigt und inkompetent hielten. Die Kinder, eigentlich die Fürsorgebedürftigen und -Berechtigten, wechseln in die Rolle der Befürsorgenden. Leicht nachvollziehbar, dass dieser Rollentausch nur Trauer produziert bei den Kindern und späteren Erwachsenen.

Folgen der Parentifizierung

 

  • Mangelndes Selbstwertgefühl, weil es Stabilität braucht, um eine starke Persönlichkeit entwickeln zu können.
  • Besorgtheit und dem Hang zur latenten und tiefen Traurigkeit, weil nur ein stabiles Umfeld Kinder sorglos heranwachsen lässt, weil sie nur dann ihrem Spieltrieb folgen und experimentierend das Leben lernen können.
  • Großes Verantwortungsgefühl, das Sie ausnutzbar macht
  • Ängstlichkeit – Sie kommen nicht ins Tun
  • Sie sind heimlich wütend – kein Wunder!
  • Narzissmus
  • Helfersyndrom aus Selbstverleugnung

 

Parentifizierung kommt in den besten Familien vor

 

Glauben Sie nicht, das seien lauter alkoholabhängige Sozialhilfe-Empfänger, kriminelle Bösewichte, verkrachte Existenzen!

Nach außen wirken Eltern oft erfolgreich, stark, im Hoch-Status  und glücklich.

Kinder aber spüren genau, wie es in den Eltern aussieht. Sie durchschauen jede Schau.

Und sie lieben die jammernde nervige Mutter dennoch, weil sie deren innere Schwäche genau spüren. Aus demselben Grund lieben sie auch den unmännlichen Vater, der sich von seiner Frau herumschikanieren lässt, und sie lieben den brüllenden, schlagenden bösartigen Vater. Sie durchschauen Eltern. Sie wollen sie beschützen. Sie würden gerne de jammernde kranke Mama heilen, sie würden gerne die Ehe der Eltern zusammenhalten.

Sie durchschauen auch Lehrer, die wunderwie verständnisvoll tun, in Wirklichkeit aber Angst haben vor ihren Schülern.

Und all diese gestörten Erwachsenen verunsichern Kinder, rauben ihre Kindheit, das Lebensvertrauen, schwächen sie.

So wird Schwäche durch Generationen hindurch weitergegeben: Ich glaube, die trotzige Leistungsverweigerung der sogenannten Generation Z kommt aus der Parentifizierung.

 

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Entgrenzung durch Raub der Kindheit

 

„Ich kann keine Grenzen setzen! Ich will und muss das lernen!“ Das höre ich immer öfter von Klienten, die in ihren 50ern stehen und ich höre das auch von um die 30-Jährigen. Familienstrukturen, die Parentifizierung erzwingen, vererben sich tatsächlich.

In meinen Coachings erlebe ich noch mehr Folgen der parentifizierenden Kindheiten:

  • Die Betroffenen neigen dazu, sich an Strukturen festzuklammern, sie sind unspontan und kontrollierend.
  • Sie fürchten Streit und sind konfliktscheu, denn sie haben nicht gelernt, dass es möglich ist, Konflikte in Lösungen umzuwandeln.
  • Sie haben wenig Vertrauen in sich und in die Welt.
  • Bindungsangst lässt sie schnell aus Beziehungen flüchten. Vielleicht erklären sich die hohen Scheidungsraten so.
  • Emotionale Verarmung, Gefühlserstarrung
  • Lebensangst statt -Freude

 

Ein Tsunami an „Burnouts“

 

Die Zunahme der Burnouts geht womöglich auch auf das Parentifizierungs-Unglück zurück, denn die Kinder inkompetenter Eltern mussten ihr Leid der Überforderung, ihre emotionale Erschöpfung eben aushalten. Erwachsene re-inszenieren solchermaßen erlernte Ausgeliefertheits-Gefühle – anstatt sich zu wehren gegen Misshelligkeiten im Job und im Privaten. Sie ducken sich weg, sie imitieren die Eltern, sie kommen nicht in den beglückenden Swing der Lebensgestaltung.

 

Parentifizierung brachte Pippi Langstrumpf in die Welt

 

Pippi Langstrumpf – der fröhliche Traum aller unglücklichen Kinder. Pippi ist das reine Ideal, das Sehnsuchtsbild geplagter Kinder. So frei sein, unabhängig, so sehr in der Selbstliebe!

Unglückliche Kinder schleppen einsam die Probleme mit sich herum, und werden zutiefst verzweifelte Erwachsene, die nicht in der Selbstliebesind, weil sie als Kinder das Gefühl hatten, die inkompetenten Eltern beschützen zu müssen.  So dass das Kind nicht mehr unbeschwert Kind sein konnte. Dann lieber gar keine Eltern und gleich alles selber machen!

Pippi ist unbekümmert, also ohne Kummer, weil ganz ohne Eltern – was für eine Freiheit! So wäre es schön gewesen. Pippi verkörpert die Macht- und Größenphantasien überlasteter Kinder.

So erklärt sich der Riesenerfolg der Pippi-Bücher.

 

So entkommen Sie der Liebes-Falle

 

Parentifizierung zwingt Kinder dazu, die eigenen Gefühle zurückzustellen und schnell „vernünftig“ zu werden. Sie werden hypervernünftig, weil sie so beschäftigt waren, die Schwächen der Eltern auszugleichen, dass sie die eigenen Gefühle ignorieren mussten. Sie haben sich also angewöhnt, die eigenen Gefühle zurückzuhalten – aus Furcht, das ganze Leid breche hervor. Das blockiert die Fähigkeit Glück zu empfinden. Sie erleben so also keine unbeschwerte Kindheit und womöglich ein andauernd beschwertes Leben.

„Ich hirne hirne hirne unentwegt! Könnte ich das nur endlich mal lassen!“ sagte einmal eine Klientin, die sich daran gewöhnt hatte, sich mit dem Verstand durchs Leben zu arbeiten. Emotional sehr erstarrt und unglücklich.

Spielraum erweitern statt Grenzen setzen!

 

Das ist meine Antwort aufs „Grenzen-Setzen-Wollen“ und das trainieren wir im Coaching. „Erweitern Sie Ihren Spielraum!“

Es ist nicht leicht, Menschen aus der emotionalen Erstarrung zu lösen und ins Schwingen zu bringen. Erstarrte Menschen müssen das Spielen mit den Möglichkeiten erst (wieder) lernen. Sie müssen und dürfen lernen, zu sich zu stehen, „egoistisch“ zu sein, „JA“ zu sich zu sagen und „Nein“ zu allen Vampiren. Sie dürfen widersetzlich werden und ihrem Bauchgefühl folgen.

 

Narzissmus, eine Parentifizierung-Folge

 

Könnte das sein: Dass Kinder, die ihre Eltern beschützen mussten, anstatt bedingungslos geliebt zu werden, zu Narzissten werden?

Mir scheint es fast eine Zwangsläufigkeit zu sein.

Andere „Parentifizierungs-Opfer“ werden nicht narzisstisch, sondern zu deren Opfern.

Echte Narzissten sind quasi immer im Überlebenskampf. Zu diesem Zweck instrumentalisieren sie rücksichtslos andere Menschen, sie täuschen und manipulieren, man meint: skrupellos. Aber sie sind versteinert und können also gar keine Skrupel haben.

Narzissten sind mit Mangel an Liebe aufgewachsen. Sie mussten ihre Wege alleine finden, noch zusätzlich belastet durch schwierige Eltern.

Emotional ausgehungerte Kinder aus emotional belasteten Familien werden Narzissten oder leichte Beute derselben.

Sie dürfen Selbstliebe lernen

 

Ich habe beobachtet, dass Narzissten eines wirklich nicht können: Sie können nicht hemmungslos lachen. Sie können nicht – wie Kinder es können – vor Albernheit außer sich geraten. So sehr haben sie sich im Griff.

Humor ist eine Spielart von Liebe. Wer sich und andere nicht lieben gelernt hat, kann auch nicht hemmungslos lachen.

Glücklicherweise ist alles änderbar. Starten Sie mit der Selbstliebe.

Coaching hilft Ihnen dabei. Dr. Berle – Life Coach in München.

Sollen wir reden? Mailen Sie mir: coach@dr-berle.de