Der Mutterwunde entwachsen im Lifecoaching

Traumatisierung durch Liebesmangel

 

Als  „Mutterwunde“ bezeichnet die Psychologie jene seelischen Verletzungen, die Menschen in früher Kindheit zugefügt werden, wenn ihre Mutter nicht fähig und oder willens war, dem Baby emotionale Geborgenheit, fraglose Akzeptanz und Grundsicherheit durch bedingungslose Zuwendung zu geben.

Babys bedürfen der vollkommenen emotionalen Hingabe der Mutter, mit der sie schließlich monatelang in Total-Symbiose gelebt haben. Diese körperlich-seelische Symbiose muss sich nach der Geburt in große emotionale Nähe durch Hingabe der Mutter an ihr Kind wandeln. Geschieht dies nicht, entsteht nachhaltige emotionale Bedürftigkeit, genannt „Mutterwunde“. Sie kann das ganze Leben prägen. Der Liebesmangel in der Kindheit zeigt sich bei Erwachsenen in vielfältigen emotionalen Problemen und Beziehungsschwierigkeiten, in Selbstzweifeln, geringer Ich-Stärke und der Unfähigkeit zu lieben – sowie geliebt zu werden.

Betroffen sind Frauen wie Männer. Weil wir ein plastides nimmermüdes Gehirn besitzen, ist Überspielung der alten Mängel und Programme jederzeit im Leben möglich! Selbstreflektion, Bewusstmachung und das Entwickeln von Selbstmitgefühl sind nötig, um Selbstverantwortung zu übernehmen und das Glück der Freiheit gesunder Erwachsener zu erleben.

Ohne Vertrauen gibt es keine Liebe

 

Es wird davon ausgegangen, dass mütterliche Gefühlskälte entsteht durch selber erlebten Liebesmangel in der eigenen Kindheit. Ich glaube, dass durch die „Mutterwunde“ transgenerationale Traumatisierung entsteht, also die Weitergabe von mangelnder Liebe, mangelndem Vertrauen und dafür Angst durch die Generationen hindurch.

Um Grundvertrauen ins Leben zu fühlen, brauchen alle Menschen die Erfahrung bedingungsloser Geliebtheit. Mangel an Anerkennung der kindlichen Bedürfnisse, Nähe und Wärme, Mangel an Liebe, Fürsorge und Aufmerksamkeit in der Kindheit schockieren Babys und Kleinkinder geradezu. Es entsteht ein Lebensgefühl von „Ich bin nicht genug, nicht gut, irgendwie falsch.“

Sie verschließen das Herz, geraten in einen sogenannten Freeze-Zustand. Wenn sich ein heranwachsendes Kind dann noch herabsetzender Kritik ausgesetzt sieht, wenn sich Erwachsene als unzuverlässig erweisen, Double-Bind-Botschaften aussenden, wenn sie durch Liebesentzug bestrafen, oder das Kind mit Wortschwällen zutexten, oder es anschreien ohne Rücksicht auf seine Befindlichkeit  und Zartheit, dann verstärkt sich dieser Zustand mehr und mehr.

 

So wirkt sich die Mutterwunde im Erwachsenenleben aus

 

Die Folgen und Symptome des Liebesmangel-Phänomens „Mutterwunde“ sind vielfältig und sehr verbreitet.

  • Geringes Selbstwertgefühl: „Ich bin nicht genug, ich verdiene keine Liebe“. „Ich bin schuldig. Ich bin eine Last.“ 
  • Re-Inszenierungen des Liebesmangels in Partnerschaften: „Liebe tut weh. Liebe ohne Schmerz gibt es für mich nicht.“
  • Perfektionismus: „Ich werde höchstens geliebt, wenn ich mich sehr anstrenge und brav bin.“
  • Schwierigkeiten mit Emotionen: „Ich fühle nichts. Nur manchmal werde ich sehr wütend und verstehe mich selber nicht mehr.“
  • Verstummtheit: „Ich kann nie richtig reagieren, wenn man mich angreift.“
  • Selbstschädigendes Verhalten: Selbstverletzungen, Ess-Störungen, Süchte.
  • Wiederholte Muster in Beziehungen: Unbewusst ziehen uns solche Partner immer wieder an, die ähnliche Psycho-Dynamiken wie die Mutter aufweisen. 
  • Depression, Selbstboykott, Unfähigkeit zum Glück: „Es darf mir nicht besser gehen, als meiner armen Mutter.“
  • Hyper-Angepasstheit als Folge von Dressur-Erziehung durch Liebesentzug: „Immer wenn ich eine eigene Meinung hatte, hat sie mich ausgelacht oder geschlagen.“

Mehr darüber, wie uns Kindheit prägt hier:

Gibt es keine „Vaterwunde“?

 

Doch, die gibt es auch. Allerdings ist es – entgegen der heute weit verbreiteten Meinung – so, dass Mutterliebe in den ersten Lebensmonaten und -Jahren absolut prioritär ist. Das ergibt sich aus der Biologie. Die Wärme, die umfangende Liebe der Mutter ist unersetzbar. Kinder in „Kitas“ abzuschieben ist verheerend.

Der Vater als lebensprägende Instanz kommt dann richtig ins Spiel, wenn Kleinkinder stehen, gehen und reden können – also fit sind für die Eroberung der Welt. Das ist entwicklungspsychologisch gesehen das Alter von drei Jahren. Dann sollten Kinder erst in den Kindergarten gehen.

Wenn der Vater nicht liebevoll ist, werden die Defizite der „Mutterwunde“ verstärkt. Die Liebe der Mutter ist essentiell und lebensprägender Faktor.

Eine Klientin sagte mir mal dies: „Ich habe durch die Ungeduld meine Mutter gelernt, dass ich nicht genug bin. Durch die Beschimpfungen meines Vater habe ich gelernt, dass ich störe und zu viel bin.“

Das zeigt das Ausmaß der emotionalen Verunsicherung. Nur nicht-irritierte Kinder empfinden sicheres Vertrauen und Glück.

Self-Parenting hilft gegen die Kindheits-Schrecken

 

Meine eigene Mutter, die eine sehr intelligente, empathische und tiefinnerlich aber sehr verhärtete Frau war, sagte, als ich selber Mutter wurde und dadurch mit meiner vergessen geglaubten Kindheit konfrontiert: „Ach hör doch auf, in den alten Sachen rumzuwühlen.“

Das ist eine weit verbreitete Sicht der Dinge und ebenso falsch wie weit verbreitet. Auch im psychologischen Lifecoaching führt kein Weg am Rückblick in die Kindheit vorbei. Denn frühe Kindheit ist unsere Prägezeit, alle unsere Neurotizismen entstanden damals. Und alle erwachsen aus der in der Kindheit erlebten Lieblosigkeit.

Bewusstmachung, Selbstreflektion und das Entwickeln von Selbstmitgefühl sind nötig, um Selbstverantwortung zu übernehmen. Souveräne Verantwortung fürs eigene Leben! Wir sprechen hier nicht vom Selbstbemitleiden, sondern von Akzeptanz des erlebten emotionalen Schreckens. Dadurch wächst – so sind meine Erfahrungen – die Hochachtung für die eigene Persönlichkeit, das ist Selbstrespekt. So fangen wir an, uns ernst zu nehmen und liebevoll achtsam zu behandeln.

Indem man sich selbst mit den Qualitäten behandelt, die man als Kind vermisste, die man sich sehnlichst gewünscht hätte, wächst persönliche Souveränität. Innere Unabhängigkeit, Freiheit zum echten Sein, zu Liebe und Glück entsteht.

Der Fachausdruck dafür ist Re-Parenting oder Self-Parenting.

Die verlorene Wahrnehmung schulen

 

Toxische Mütterlichkeit raubt dem Kind die eigene Wahrnehmung. Wenn ein Kind klagt, sich beschwert, trauert, dann sagen toxische Mütter

  • „Ach, das ist doch nicht so schlimm!“
  • „Das bildest Du Dir nur ein!“
  • „Das wird schon wieder!“
  • „Aber es ist doch gar nichts passiert!“

Den letzten Satz hörte ich unlängst von einer Joggerin, die in einem Pulk junger Männer mitlief. Deren Anführer war entweder im Runner’s High oder blind – er sah mich nicht und rannte mich mit 10 Stundenkilometern und ca. 90 Kilo fast um. Es tat weh, es hätte schlimmer ausgehen können, ich erschrak und geriet in den Schock-Freeze. Ich konnte nicht reagieren. Nach der Schrecksekunde schimpfte ich der weiterlaufenden Horde hinterher und die junge Frau rief den furchtbaren Satz.

Da war er wieder:

„Aber es ist doch nichts passiert!“

Die ganzen alten Kindheits-Erlebnisse, der ganze alte Schmerz wurde angetriggert, aufgewühlt. Und ich spürte förmlich, wie ich innerlich verstummte, wie ich gefühllos wurde. Das ist Freeze.

Ich habe mir fest vorgenommen, sollte so etwas wieder passieren, ungeprüft, unbewiesen und unreflektiert ein lautes „DOCH!“ zurückzurufen. Natürlich war etwas passiert: Man hatte mich übel erschreckt, körperlich attackiert, fast verletzt.

Üben auch Sie das „DOCH!“ Schützen Sie Ihre Wahrnehmung der Dinge, Ihre Gefühle. Schulen Sie das durch Übung: Erst vornehmen, dann mehr und mehr tun.

Selbstzuwendung tröstet das verschreckte innere Kind, dieses jüngere Ich, das in Ihrem Unterbewusstsein fortlebt.

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