Das innere Kind annehmen, aber wie?
Kapitel in diesem Beitrag:
Das innere Kind ist oft eingefroren
Der folgende Artikel kann Ihnen helfen zu einem gelassenen, freundlichen Umgang mit sich selbst.
Sollten Sie jedoch im Leben immer wieder an dieselben Bruchstellen kommen, sollten Sie Suchtprobleme haben oder Phobien, immer wieder dieselben unglücklichen Liebesbeziehungen erleben oder immer destruktiveren Selbstzweifel, dann sollten Sie sich Unterstützung holen. Denn alleine oder mit Anleitungen aus Büchern werden Sie ans „innere Kind“ nicht herankommen. Es hat sich zum Schutz ja verschlossen und versteckt. Ich bin nicht der Meinung, dass jahrelange Psychotherapie nötig ist, um das Kind hervorzulocken. Aber professionelle Unterstützung ist notwendig.
Die folgenden Ausführungen sind also nur Empfehlungen. Empfehlungen für einen besseren Umgang mit sich selbst. Lösen wird man Kindheitstraumata damit nicht können.
Das innere Kind annehmen
Da gab es mal ein sehr einflussreiches Buch über die Annahme des inneren Kindes, ich meine, das war in den 90er Jahren. Immer wieder werde ich nach diesem Begriff gefragt. „Das innere Kind annehmen.“ Immer wieder heißt die Frage: „Ja, aber W I E ?“
Wie nimmt man also das innere Kind an? Wie soll man es denn „umarmen“, wie es in dem Buch empfohlen wurde? Aber wie?
Muss ich dazu viel meditieren, oder ich ab sofort immerzu Erdbeeren mit Sahne essen, weil ich das als kleines Kind nie durfte und ebenso viel Schokolade? Oder muss man da andauernd auf Selbsterfahrungskurse gehen und weinen über das Unglück in der Kindheit?
Also was jetzt?
Selbstakzeptanz ist ein anderes Wort. Mir persönlich gefällt auch sehr gut das Wort von der Selbst-Loyalität. Es läuft eigentlich alles darauf hinaus, sich selber für bare Münze zu nehmen. Und schon das ist hohe Kunst. In die tieferen Schichten Ihrer Seele können Sie alleine nicht vordringen.
Versuchen Sie es mit einem gesunden „Ich. Bin. Ich.“
Nein, das meint nicht nicht egoistisch, narzisstisch, dann womöglich „sozial unverträglich“ oder unerträglich „exzentrisch“ zu werden und zu sein, so dass die anderen denken, Sie hätten einen Vogel oder seien zu anspruchsvoll, überheblich.
Ich.Bin.Ich heißt: Ich schaue mich an mit Freundlichkeit und Neugier. Wenn es mal hakt im Leben oder so ein großer Haufen auf dem Ponyhof-Hof rumliegt und ich genau da reingetreten bin, dass es echt zum Heulen ist – dann nicht mit sich selber schimpfen, sondern Wunde angucken, Pflaster holen, heilen lassen. Oder zum Doktor gehen, Spindoktor in diesem Falle.
Schon zu sagen „ach, bin ich ein Depp, bin ich aber blöd“ wäre eine Selbstbeschimpfung. Und damit sollten Sie aufhören. Sagen Sie einfach nie wieder „ich Trottel!“ Stoppen Sie das.
Konkrete Entscheidungssache
Konkret: Ärger bei der Arbeit, Trauer in der Ehe, Angst unterzugehen im Leben, Gefühl, der Ponyhof sei ein einziger Misthaufen, tödliche Achterbahn mit fast ausschließlich Abfahrten ohne Aufschwünge … undsoweiter: Das alles kommt vor. Schlimm werden die Dinge erst durch die Selbstvorwürfe, die Sie sich eventuell (ehrlich: ich bin ganz sicher) zu allem Unglück hinzu auch noch machen.
Das innere Kind bei der Hand nehmen heißt: Auf Selbstvorwürfe planvoll verzichten. Riegel vor! Mit Geduld hinschauen, freundlich nach Wegen suchen, Missbefindlichkeiten zu ändern. Selbstakzeptanz trainieren. Sie sind für sich die wichtigste Person im Leben! Gehen Sie höflich, sorgfältig und respektvoll mit dieser Person um!
Beispiel vom Coach
Probieren Sie mal, was ich gemacht habe: Nehmen Sie ein Kinderfoto von sich zur Hand. Nehmen Sie das, das Sie immer am wenigsten leiden mochten oder das, das Sie über alles liebten. Gut. Nun halten Sie es neben ein aktuelles Foto von sich selber. Sehen Sie die Ähnlichkeit? Freuen Sie sich!
Schauen Sie mal den Hut oben auf dem Foto an ….
…. dieser Hut! Und er hatte einen dünnen Gummi, damit er nicht wegfliegen konnte! Und der schnitt eklig in die Haut unterm Kinn ein, und man durfte nix sagen, denn das war doch so ein süßer Hut! „Süüüß!“ Wie war dem Kind, das ich war, unbehaglich mit dem Hut …. Heute würde ich den Gummi abreißen und sowieso einen schöneren Hut selber kaufen.
Und ich habe Klienten, die sagen: Ja, Heute! Heute würde ich einfach wegmarschieren, andere Leute suchen, die besser zu mir passen, als die weinerliche Mutter, der brüllende und der prügelnde Vater oder die brüllende keifende Mutter und der abwesende hilflose Vater. Denn – das ist der Unterschied – heute sind wir erwachsen und können etwas tun für uns … Oder? Die meisten Menschen schlüpfen im Zweifelsfalle in die Rolle der Eltern und gehen so hart mit sich um, wie die damals das in eigener Problemverwobenheit taten.
DAS ist dann Selbst-Akzeptanz und Selbst-Loyalität: Wenn Sie heute das tun für sich, was Sie als Kind nicht tun konnten, weil sie klein und machtlos waren. Wenn Sie das heute tun für sich, nehmen Sie das innere Kind an der Hand. Liebevoll.
Ein weiterer Weg ist noch hier beschrieben: fake it, till you make it. Suchen Sie sich Vorbilder und imitieren Sie die. Welche Menschen hätten Sie lieber als Eltern gehabt? Welche Eigenschaften besitzen die, die den Eltern vielleicht fehlten?
Sie nehmen das innere Kind an der Erwachsenenhand, wenn Sie diese Eigenschaften in sich entdecken und zum Wachstum bringen. Um nur eine Möglichkeit zu nennen.
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