Kann Egoismus schlecht sein
Kapitel in diesem Beitrag:
- 1 Was versteht man unter Egoismus?
- 2 „Liebe nie jemanden, der dir das Gefühl gibt, gewöhnlich zu sein“
- 3 Verbrämter Egoismus heißt Altruismus
- 4 Selbsterhaltungstrieb macht egoistisch
- 5 Altruismus macht missmutig
- 6 Der gesunde Egoismus ist das Beste
- 7 Selbstachtung ist ein Menschenrecht
- 8 Große Menschen haben ein großes Ego
- 9 Egoisten machen Wettbewerb, nicht Krieg
- 10 Probieren Sie mal Egoismus – statt Selbstzweifel
Was versteht man unter Egoismus?
Der Egoismus, auweia. Er gilt als böse und kaltherzig. Schlägt man das Wort nach, findet sich als Definition „Selbstsüchtigkeit“. Egoisten seien Menschen, die nur auf den eigenen Nutzen bedacht seien, einsame Egozentriker. Also kurz gesagt: Egoismus sei was ganz Schlechtes. Andere meinen, Egoismus sei ein Gemeinwohlprinzip. Wäre jedermann Egoist, wäre Frieden und Harmonie auf der Welt.
Egoismus setze Grenzen und schaffe Spielräume.
„Liebe nie jemanden, der dir das Gefühl gibt, gewöhnlich zu sein“
„Dein Vater ist ein waschechter Egoist“, sagte meine Mutter immer. Mein Vater sagte Jahrzehnte später zu mir, „Deine Mutter ist wie ein sturer Maulesel, sie hört auf nichts“.
Beide verhielten sich rollenkonform: Die Mütter schimpfen meist über die Väter. Die Männer schweigen und gehen fremd.
De beiden Statements zeigen die ganze Problematik: Meine Mutter hielt ihren Mann für einen Egoisten, weil sie – ichbezogen, also egoistisch – nicht darauf hörte, was er ihr zu sagen versuchte.
Das Mann-Frau-Problem-Ding. Und es zeigt die Spannung zwischen zwei Polen: Egoismus und Altruismus.
„Ein Egoist ist ein unfeiner Mensch, der für sich mehr Interesse hat als für mich.“ Schrieb der amerikanische Schriftsteller Ambrose Bierce keck.
Verbrämter Egoismus heißt Altruismus
Meine Mutter galt bei den Leuten als „so eine liebe Frau“, selbstlos, immer hilfsbereit, bei Kollegen und vor allem bei den Chefs war sie sehr beliebt. War sie jetzt hingebungsvoll engagiert fürs große Ganze? Ja, war sie! War sie intrinsisch motiviert? Ja, war sie ach! Und doch darf man fragen: Tat sie das, was sie so eifrig machte, nicht auch, um gut dazustehen, also aus Egoismus? Ich fand sie immer ziemlich rechthaberisch.
Mein Vater galt als eigensinnig und begeisterungsfähig, als stur und ehrlich. „Er konnte sich nicht verstellen“, sagte eine Tante über ihn nach seinem Tod.
Mein Vater agierte ausm Bauch raus. Meine Mutter überlegte alles erst mal genau.
Was ist egoistischer?
Selbsterhaltungstrieb macht egoistisch
Da wir alle diesen Selbsterhaltungstrieb besitzen, also uns durchsetzen wollen, um zu überleben im Lebenskampf, ließe sich psycho-logisch sagen, dass jeder Mensch von Natur aus Egoist ist. Jeder besonders motivierte Mensch mit hoher Selbstwirksamkeitserwartung und -Freude ist ein Egoist. Seine Motiviertheit, sein Engagement dient schlicht der guten Außenwirkung oder einfach dem Lustgewinn. Verböte man ihm diesen Egoismus, würde er trauern, den Kopf hängen lassen und schließlich sich in sich verkriechen. Das ist das Problem aller meiner hochbegabten Klienten. Und hier zeigt sich, dass man Egoist sein muss, um nicht zu verkümmern. Wer sich nicht selber liebt, liebt auch sonst niemanden. Und kommt nicht in die Lebensfreude.
Altruismus macht missmutig
Sind Altruisten fröhlich? Diese selbstlosen Aufopferer, machen das viele Gute, das sie anderen zuwenden wollen, auch nicht gratis. Sie tun es, um ein gottgefällig gutes Gefühl zu haben, oder sie tun es, weil sie gelernt haben, dass man so am besten ins Paradies komme. Oder dass man anderenfalls ein übler Mensch und Egoist sei. Sie leben kalkuliert, abgezirkelt, tendenziell besserwisserisch. Kennen Sie fröhliche Altruisten?
Ich nicht.
„Wer sich nicht selbst helfen will, dem kann niemand helfen.“ Sagte der Pädagoge Pestalozzi.
Der gesunde Egoismus ist das Beste
Bescheidenheit ist eine Zier – doch weiter kommt man ohne ihr. Und jetzt reden wir einfach vom gesunden Egoismus. Als Coach mit mehr als zwei Jahrzehnten Erfahrung in diesem Beruf sage Ihnen dies:
Man kann ein gutes Leben nur führen, wenn man zu sich steht, Stolz entwickelt, Selbstbewusstsein und Selbstwirksamkeits-Überzeugung besitzt.
Alle Menschen, die sich temporär von mir begleiten ließen, hatten davon nicht genug.
Sei es, dass man es ihnen in Kindheit und Jugend planvoll abtrainiert hatte.
Sei es, dass sie existenzielle Krisen erfuhren, durch die ihr Selbstbild beschädigt wurde, so dass sie in den Selbstzweifel verfielen. Was wir dann immer sehr schnell ändern, indem wir die Dinge wieder zurecht rücken und Selbstachtung wieder herstellen.
Selbstachtung ist ein Menschenrecht
Kinder sind grundsätzlich auf ihren Vorteil bedacht, sind ego-zentrisch, beziehen alles auf sich – solange, bis man ihnen Moralvorstellungen beibringt, je nachdem, in welchem Kulturkreis sie ihre Sozialisation erleben.
Der Atruismus, die sogenannte Selbstlosigkeit ist antrainiert. Und ist nicht verwerflich, aber nur ein Teilaspekt des großen Ganzen, der nicht heroisiert werden sollte.
Natürlich muss jede Gesellschaft ein Interesse daran haben, die kindlichen Selbstdurchsetzungs-Bestrebungen einzugrenzen. Der natürliche Egoismus von Kindern muss kultiviert werden zur Sozialverträglichkeit. Am besten gelingt das durch Mannschaftssport.
Wenn das nicht gelingt, werden aus Kindern Tyrannen, Terroristen und Tunichtgute. Schafft man es, auf dem schmalen Grat Erziehung erfolgreich zu wandeln, dann weiß sich das Kind eines Tages auf jedem Parkett zu benehmen, ist offen für andere Menschen und hat dazuhin das, was man ein „großes Ego“ nennt. Beneidenswert! Frei! Eigenständig! In gutem Kontakt zu sich selber. Kein Opfer, ungeeignet als Untertan! So jemand ist in Bewegung und sagt auch mal Nein.
Große Menschen haben ein großes Ego
In Deutschland ist es höchstens Fußballern erlaubt, glaube ich. Wir kennen hier ansonsten viel Neid auf die Persönlichkeiten mit dem großen Ego und dem großen Haus und Auto und Boot. Also verstecken die meisten ihr Ego lieber und tun so, als hätten sie gar keines.
Das ist der Weg direkt ins Unglück. So kommen Sie schon bei Lebzeiten in die Hölle. Es ist die Hölle des Wegduckens, der Unterdurchschnittlichkeit und der Traurigkeit.
Was hilft? Besinnen Sie sich auf Ihre Stärken und erfreuen Sie die Welt damit!
Egoisten machen Wettbewerb, nicht Krieg
Wären alle Menschen in diesem Sinne Egoisten, dann wäre die Welt ein kreativer, konstruktiver, fröhlicher Ort ohne Kriege. Denn Kriege machen die Machtsüchtigen. Die Egoisten wissen, dass sie mit Feindseligkeit das Gemeinwesen und damit letztlich sich selber schaden. Sie brauchen nicht Krieg, sondern Wettbewerb in Freiheit. Das habe ich von Adam Smith gelernt, dem großen Nationalökonomen. Egoismus ist ein Gemeinwohl-Prinzip!
Wettbewerb ist ein Lebensprinzip aller freiheitsliebenden Menschen.
Probieren Sie mal Egoismus – statt Selbstzweifel
Machen Sie es so, wie es jetzt die Klientin tut, von deren Coaching-Poster das Titelbild oben kommt.
Sie ist als kraftvolle Macherin auf die Welt gekommen, am schwierigen Ort mit schwierigen Eltern geboren unter schwierigen Umständen. Ihre natürliche Keckheit, ihre Freude am Schaffen hat sie zur Selfmade-Woman gemacht. Sie ist dreifache Mutter, sie ist erfolgreiche Geschäftsfrau mit zahlreichen Berufsabschlüssen.
Alles, was wir im Coaching zusammen tun mussten, war, ihren Selbstzweifel zu wandeln in Selbstvertrauen. Sie lachte begeistert und befreit, als ich ihr sagte: „Große Menschen haben große Egos. Schließlich ist es das, was sie groß machte!“
Also: Hören Sie auch das Verstecken auf!
Zwei Seiten aus meinem „Tiger-Buch“: „Richtig Selbstbewusstsein stärken“. Es ist für Hochbegabte und auch sonst gut und stärkend für alle Ausnahmemenschen, die nicht immer der Herde nachtrotten. Meistens solche mit großem Ego.
Das letzte Kapitel ist ein Plädoyer dafür, solchen Ausnahmemenschen einfach mal die staatliche Neuordnung zu überlassen. Auf Seite 186 wird auch der Egoismus als Gemeinwohl-Prinzip von Adam Smith erörtert.
Ansonsten auf 216 Seiten jede Menge mitreißende Übungen und 007-Texte. 28 Euro.
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