Oh, der gute alte Marshmallow-Test …

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Wer sich beherrschen kann, ist fein raus

Es ist einer der bekanntesten Tests der Psychologie – Belohnungsaufschub, Selbstkontrolle, Lebenserfolg, in den Jahren 1968 bis 1974 mit etwa vier Jahre alten Kindern aus der Vorschule des Stanford Campus durchgeführt.

Wie wäre das bei Ihnen? Stellen Sie sich vor, jemand stellt ein Glas Wein oder eben einen Marshmallow vor Sie hin und sagt: „Du kannst das sofort trinken oder essen. Du kannst aber auch so und so lange warten, dann kriegst Du das Doppelte!“

Im Test mussten die Kinder 10 Minuten warten. Und das ist für Vierjährige wirklich sehr lang.

Der Marshmallow-Test ergab dies: Der Lebenserfolg von Menschen korreliert statistisch betrachtet positiv mit den alten Preußentugenden Geduld und Diziplin. Präziser gesagt: Den Marshmallow-Test-Erfindern gelang der Nachweis, dass die Fähigkeit zum Triebaufschub (Disziplin genannt) und gute Schulnoten bzw. späterer Lebenserfolg statistisch betrachtet zusammenhängen.

 

So lief der Marshmallow-Test ab

Sehr junge Schulkinder wurden einzeln an einen Tisch gesetzt, auf dem ein Marshmallow drapiert war.

„Wenn Du das gleich essen willst, darfst Du das“, wurde gesagt. „Wenn ich jetzt aber rausgehe, Dich alleine lasse für ein Weilchen und hernach, wenn ich wieder reinkomme, der Zuckerkegel noch immer da ist, dann kriegst Du einen Zweiten dazu.“ Die Frage war also: Kann jemand warten, wenn er dafür eine Belohnung in Aussicht gestellt bekommt, oder kann er das nicht.

Berufserfolg, Körpergewicht, Suchtverhalten, alles steht mit dieser Fähigkeit des Triebaufschubs in statistisch relevanter Beziehung, stellte sich heraus.

 

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Ein schöner Test, der Marshmallow, aber was ist Erfolg?

Wenn Sie lachen wollen, sollten Sie unbedingt anschauen, was Kinder alles tun, um sich im Griff zu halten. Das ist ein schöner Test zum Anschauen.

Wie bei jedem Test ist es bezüglich der Aussagekraft auch wichtig, die Parameter zu definieren. Also: Was ist eigentlich Erfolg? Wie definiert ein disziplinierter Mensch das, und wie einer, der sich nicht beherrschen mag oder kann? Ein undisziplinierter, lustgesteuerter Mensch haut den Zuckerkegel gleich ins sich rein vielleicht, dann verlässt er den grünen Testraum und hüpft vergnügt seines Weges. Hernach schreibt er in der Schule vielleicht den besten Aufsatz von allen, weil er so animiert ist, welchem wegen erhöhtem Selbstbewusstsein noch viele gleich gute folgen, so dass er Jahre später ein berühmter Chefredakteur wird.

Der disziplinierte Mensch hat vielleicht einen strengen Vater zum Vorbild, macht eine außerordentliche Konzernkarriere und stirbt mit 58 am Herzinfarkt oder am Darmkrebs, geschieden, kinderlos, freudlos?

Wieder ein anderer wirkt nur disziplinlos, weil er große Mengen an Rotwein in sich hineinschüttet, dafür aber sitzt er stundenlang nachts an einem neuen Softwareprojekt und hat es morgens fertig. Danach schlüpft er ins Bett und ist zufrieden und glücklich.

Also, verdammte Axt, vergessen wir den blöden Test, oder wie?

Genie ohne Disziplin ist nichts, aber andererseits …

Andere sagen „Nur Genies kommen ohne Disziplin aus.“ Was jetzt?

Die Marshmallow-Tester luden dieselben Kinder 13 Jahre später wieder zum Test. Es zeigte sich ganz klar, dass die, die sich seinerzeit als 4-Jährige hatten beherrschen können, nun als Teenager besser dastanden, als die anderen. Sie hatten:

  • weniger Drogenprobleme
  • einen besseren Umgang mit Rückschlägen
  • sie waren zielstrebiger und erfolgreicher in Schule und Ausbildung

Die seinerzeit Ungeduldigen waren bei gleicher Intelligenz schlechter in der Schule und emotional instabiler.

Marshallow-Nachfolgetest ergaben noch mehr:

2017 fand ein interkultureller Test statt und zeigte, dass Vierjährige aus Kamerun wesentlich besser in der Lage sind, der Versuchung im Marshmallow-Test zu widerstehen als vergleichbare Kinder aus Deutschland. Mehr als zwei Drittel der Kinder aus Afrika schafften es, diese 10 Minuten abzuwarten, während es von den Kindern aus Deutschland nur 28 Prozent waren. Die Kinder aus Afrika blieben auch ruhig und saßen still auf ihrem Stuhl und bewegten sich kaum. Vermutet wird ein Einfluss unterschiedlicher Erziehungsstile und sozialer Normen, denn die afrikanischen Kinder lernen früh, sich in eine Gruppe einzuordnen, die meist hierarchisch organisiert ist, wobei auch Gehorsam und Respekt vor älteren Mitgliedern der Gruppe wichtige Tugenden darstellen. (Stangl, 2022).
In Afrika ist es noch ein Privileg, in die Schule gehen zu dürfen, Disziplin ist eine soziale Norm.

Während bei uns im Westen psychisch instabile und unreife Menschen mir nichts dir nichts vor der UNO auftreten und den Erwachsenen die Leviten lesen dürfen. „How dare you“, Sie wissen, ich meine die Schneeflocke Greta.

Geduld macht Erfolge, Ungeduld suchtanfällig

Erfolg ist keine Frage der Intelligenz, sondern der Geduld. Das behaupten Verhaltensforscher. Sie haben herausgefunden, dass geduldigere Menschen höhere Bildungsabschlüsse erreichen und noch dazu gesünder sind. Alkoholsucht und andere Süchtigkeiten korrelieren, so scheint es, stark mir Ungeduld.

Wo kommt das her, ist das ererbt oder erlernt?

Was ist eigentlich Geduld? Es ist die Fähigkeit, Ziele beharrlich, auch wartend anzusteuern. Wartenkönnen, Selbstbeherrschung, Zielorientiertheit statt Triebbefriedigungs-Orientiertheit, alles das ist Geduld. Das alles sind sogenannte Sekundärtugenden, die heute gar nicht mehr hoch im Kurs stehen, weil das Internet Warten ziemlich unnötig macht.

In die Bibliothek gehen, Buch suchen, umständlich bestellen? Nee, das macht sich online zack-zack.

Ein Fremdwort übersetzen, Lexikon raussuchen, blättern, suchen? Nee, Internet … zack-zack.

Abends ins Kino gehen umständlich? Oh nee, wir streamen schon mittags.

Drei Jahre Doktorarbeit mit Zettelkästen, Recherche, Reisen, Suchen? Nee, Internet, copy and paste ….

Die Ungeduldigkeit der Hochbegabten

Viele Hochbegabte hassen das Wort Geduld, weil sie es mit demütigendem Warten und Er-Dulden verbinden, das ihnen in Kindheit und Schulzeit ermüdend zugemutet worden ist. Sie durften nicht ihr eigenes Tempo vorlegen, sie mussten sich an die niedrige Drehzahl der Mehrheit anpassen, unterordnen. Das ist verbunden mit einem Hilflosigkeitsgefühl, dem Gefühl, Opfer zu sein.

Und vermutlich ist es das, was die Suchtgefährdetheit erzeugt, denn wir wissen, dass Hilflosigkeitsgefühle korrelieren mit Neigung zur sogenannten Depression. Das ist bei allen Menschen so, egal wie intelligent sie sind. Und immer gibt es Wandlungen, es gibt Entwicklung, Besserung. Auch der Marshmallow-Test ist nur eine Bestandsaufnahme und kein Todesurteil. Die „geduldigen“ Kinder waren vielleicht gar nicht geduldig, sondern konnten warten, weil sie Hoffnung gelernt haben? Weil Sie schon Selbstwirksamkeitserwartung gelernt haben? Es ist auch erwiesen, dass mangelnde Selbstwirksamkeitserwartung hoch korreliert mit Alkoholsucht. Habe ich Vertrauen? Kann ich warten oder nicht, weiß ich, dass es sich lohnt oder nicht?

Also ich trinke gerne Wein, aber keinen schlechten. Und den Marshmallow-Test hätte ich leicht ausgesessen, weil ich Marshmallows einfach abscheulich finde. Da hätte man mich tatsächlich für geduldig gehalten und selbstkontrolliert …

Wie kommen wir zur Zukunftszuversichtlichkeit

Zukunftszuversicht, ich glaube, man kann das Wort als Synonym für Geduld setzen. Wer nicht an die eigene Wirksamkeit glaubt und keine Zukunft für sich sieht, wird deprimiert und vermutlich auch zornig, auch ungeduldig.

Und so bekommen wir die Zukunftszuversicht, auch dann, wenn wir keine gut führenden Eltern hatten, die sie uns beibrachten.

Wir brauchen Ziele und zwar beseelte Ziele.

Wir müssen uns einfach Ziele setzen.

Wirklich wichtig ist es, Ziele zu haben, insbesondere auch ganz große, existenzielle Ziele, die man sogar gleich Vision nennen kann. Große Ziele sind beseelte Ziele, also solche, bei denen Sie vergnügtes Herzklopfen kriegen und ein bisschen Angst.

Nur mit Geduld genanntem Abwarten erreicht die kaum jemand. Mit undiszipliniertem Herumgezappele auch nicht. Wir brauchen also auch kreative Phantasie, um die vielen möglichen Wege zu erkennen, die zu unseren Ziele führen könnten. Brave Wege, kühne Wege, Möglichkeiten und Unmöglichkeiten, verrückte Wege. Manchmal muss man wirklich gemein lang durchhalten, wobei dann die Regeln von Papst Johannes XXIII helfen, der „Dekalog der Gelassenheit“. Dieses „Nur heute will ich“ ist ein gutes Mittel gegen alle Ungeduld.

„Nur für heute werde ich mich bemühen, einfach den Tag zu erleben – ohne alle Probleme meines Lebens auf einmal lösen zu wollen. “

Das verhilft zur Disziplin und dem langen Atem, den wir manchmal einfach brauchen, um uns durchzusetzen. Denn nicht jedem, der einen ärgert, kann man augenblicklich sagen, dass man ihn für einen Idioten hält. Und nicht jeden Idioten kann man abschaffen, denn manchmal sitzt er in der Regierung.

Manchmal hilft aber für den individuellen Erfolg auch nur schnellstes Zupacken, Spontaneität. Manchmal ist sogar Unbeherrschtheit zielführend, wenn sie auf große Effekte setzt.

Kreaktivität toppt Geduldigkeit

Hier habe ich einmal wieder die wunderbare Gelegenheit, eine Coaching-Grundlagen-Weisheit anzuführen, die heißt so:

Wer immer nur das Gleiche tut und nur das Eine kann, ist ein Roboter. Wer über zwei Möglichkeiten des Handelns verfügt, hat meist ein Problem: Soll ich das oder das machen? Von drei Möglichkeiten an wird es menschenwürdig, weil kreativ.

Also überlegen Sie jetzt bitte nicht, ob Sie zu den Erfolgreichen und Disziplinierten gehören, sondern denken Sie an Ihre Ziele und wie Sie sie erreichen können. Stimmen die noch, die Ziele? Und wer weiß, vielleicht ist Ihnen unterm Lesen gerade eben sogar noch eine neue Strategie dafür eingefallen oder sogar zwei oder drei davon?

Mut aus Büchern

Das ist möglich, Mut und Kraft aus Büchern zu holen, sofern es die richtigen Bücher sind. Ich empfehle an dieser Stelle wieder einmal meine eigenen. Sehr viele wirkungsvolle Übungen sowie Texte, die meiner Impulsivität entsprangen. Denn ich bin zu ungeduldig für schlechte Texte … bei einem Marshmallow-Test mit schlechten Büchern hätten sie mich rausgeworfen.

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