Krankheitsnutzen

Krankheitsnutzen ist regressiv und verhindert Stärke

Krankheitsnutzen oder Krankheitsgewinn bezeichnet Vorteile, die ein Mensch durch seine Krankheit und die Rolle als Patient erlangt. Diese Vorteile können sowohl objektiv (z.B. finanzielle Unterstützung) als auch subjektiv (z.B. erhöhte Aufmerksamkeit) sein. Es bedeutet nicht, dass eine Krankheit absichtlich herbeigeführt wurde, sondern dass sie in der Folge automatisch bestimmte Vorteile mit sich bringt. Krankheitsnutzen oder -Gewinn ist nichts, was absichtsvoll „erschlichen“ wird. Gemeint sind unbewusste seelische Vorgänge.

Es gibt primäre und sekundäre Krankheitsnutzen

Der Hund im Bild hat offensichtlich beide. Schauen wir den Hund genau an:

Da liegt er bequem in seinem Liegestuhl und ist kein Hund mehr. Er sieht aus wie eine Diva. Echte Hunde wie Bitbulls oder Schäferhunde würden ihn verächtlich anschauen. Aber er hat sich an den Schnaps gewöhnt. Er wird gehätschelt und versorgt, und er muss sich nicht mehr wie ein Hund anstrengen: Muss nicht mehr bellen, großtun, sich gegen Katzen verteidigen, muss nicht Haus und Hof bewachen – verdammte Axt aber auch: Wäre das vielleicht anstrengend! Lieber jedenfalls liegt er umsorgt da in seinem Liegestuhl in dem mondänen Gewandt.

In dieser kleinen Interpretation stecken sowohl der primäre als auch der sekundäre Krankheitsnutzen.

Beides befreit von Selbstverantwortung, macht aber abhängig.

Der primäre Krankheitsnutzen

Im Verständnis von Medizinern und Psychiatern ist das ein Mechanismus, der mit Krankheiten einhergeht: Kranke müssen nicht mehr schwierige Entscheidungen treffen oder den Lebenskampf kämpfen. Sie liegen krank da, sind pflegebedürftig, schutzbedürftig. Sie werden Objekte für Mitleid und Fürsorge. Sie können sich aus der Verantwortung stehlen. Notorisch Kranke regredieren, haben sich aus der Erwachsenheit zurück in kindliche Verhaltensmuster gestohlen.

Es wäre besser, die Menschen zu aktivieren, als sie in ihrer Schwäche zu bestärken. Auf lange Sicht. Aber viele wollen genau das – unbewusst – nicht. Weil sie vielleicht zum ersten Mal im Leben Fürsorge genießen. Und wir sprechen nicht von willensgesteuerten Prozessen, sondern von solchen des Unterbewusstseins.

Unter Umständen wird dann das Kranksein zur Gewohnheit.

Der sekundäre Krankheitsgewinn

Man muss sich um mich kümmern, wenn ich krank bin! Das ist wiederum keine Einstellung, die böswilliger Absicht entspringt sondern einfach ein unbewusster Vorgang, aber von großer Tragweite. Manche Menschen werden gewissermaßen aus Gewohnheit krank: Es ist ihre Lebensstrategie, Konflikten auszuweichen durch Krankwerdung. Man nennt solche Menschen „Somatisierer“. Sie drücken psychische Belastungen oder Konflikte in Form von körperlichen Symptomen aus. Der Begriff kommt vom griechischen „Somatikos„, was „körperlich“ bedeutet.

Primärer und sekundärer Krankheitsnutzen gehen Hand in Hand.

Für alle Beteiligten wäre es besser, wir hätten ein Gesundheitssystem, dass diese Zusammenhänge erkennt und strukturell installiert. Aktivierung und Prävention statt Therapierung und Kleinmachung.

 

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Der Krankheitsgewinn einer Sucht

Bei allen Süchten wird der Krankheitsnutzen besonders deutlich.

Alkoholiker bringen ihre Familienangehörigen in sogenannte Co-Abhängigkeit. Oder andersrum: Die Angehörigen lassen sich ins Problemfeld hineinziehen. Klar, es gehören immer zwei dazu.

Bei solchen Co-Abhängigkeiten greifen zwei seelische Defizitsysteme ineinander, bedingen sich gegenseitig.

Der eine will zeigen, dass er rettungslos dem Untergang  verfallen ist ohne Hilfe. Der andere will ihn mit aller Kraft retten. Sie können nicht ohne einander.

Man kann doch den Menschen nicht sterben lassen???! Man muss es doch immer wieder versuchen????!

Genau solche Reflex-Überlegungen erzeugen die Co-Abhängigkeit und lassen eine Krankheit subjektiv sinnvoll erscheinen. Oder eine notorische psychische Schwäche, Depression, Opferhaftigkeit, aus der jemand eigentlich gerettet werden muss. Man kann ihn/sie keinesfalls alleine lassen, zurücklassen für ein glücklicheres Leben womöglich. Nein, wäre unanständig.

Selbst wenn jemand könnte – wieso sollte er/sie aufhören, krank zu sein, wo doch wegen der Krankheit alles sich um ihn oder sie dreht und drehen muss? Eben! Wäre unanständig so einen Menschen zu verlassen. Also macht man halt weiter so. Das tun die meisten Menschen, leider. Und sie vergeuden ihr Leben damit.

Trügerische Komfortzonen

Da sagt sich leicht: „Man muss eben die Komfortzone verlassen, wenn man vorankommen will!“ Das ist natürlich die Wahrheit.

In der Realität heißt das aber: Aua, es wird unbequem. Sobald man das Prinzip Selbstverantwortung aktiviert, wird es für alle Beteiligten unbequem. Stagnation ist bequemer.

Zum Beispiel jener Hochbegabte, von dem ich hörte, der einfach nur im Zimmer rumhockt und kein reales Leben führt, Studien abbricht, Jobs ausschlägt, sinnlos im Internet agiert – da ist die Hochbegabung eine Art Krankheit geworden. Seine Eltern meinen das. Er selber meint das inzwischen auch. Klar gesagt handelt es sich um gestörtes Verhalten als Ausdruck einer psychischen Problematik.

Würde dieser junge Mensch sein Verhalten durch Engagiertheit ersetzen,  dann wären die Eltern frei und würden sich nicht mehr dermaßen um ihn sorgen! Unbewusst wollen diese Eltern das aber nicht! Für die Eltern liegt der Gewinn darin, dass sie einfach immer Eltern sein dürfen, die sich um jemanden anders sorgen müssen. Die sich nicht um die Entwicklung des eigenen Lebens bekümmern müssen.

Dem jungen Hochbegabte könnte es passieren, dass er im selbstverantworteten Leben mal einen Fehler macht, auf die Nase fällt, ausgelacht wird. Wer will das schon?! Eben. Das ist der Krankheitsgewinn: Er wird niemals ausgelacht werden, weil er keinen Fehler macht. Also bleibt er Problemfall. Es scheint bequemer.

Sehnsucht nach Zuwendung

 

Nehmen wir die Frau mit der attestierten Depression: die von einer Psychotherapie in die nächste rutscht und die Familie mit Besorgnis erfüllt: Stellen wir uns vor, sie würde ein lösungsorientiertes Coaching machen – was würde passieren? Würde sie erstarken und der Welt wieder ihr ganzes Potenzial zeigen statt der Schwäche? Die Familie wäre vielleicht glücklich! Aber dann würden sich alle mit anderem beschäftigen und die Frau stünde nicht mehr im Mittelpunkt. Vielleicht würde natürlich aber auch die Frau – das habe ich schon öfter erlebt als ein Mal – die Familie verlassen, weil sie erkennen könnte, dass diese Familienkonstellation sie niederdrückte bis zur Selbstaufgabe?! Sie würde Depression eintauschen gegen Lebensfreude. Sie müsste sich trauen. Sie bräuchte keine die Krankenrolle bestätigende Psychotherapie, sondern Aktivierung.

Raus aus der Opferrolle!

Oder nehmen wir an, die obige Frau wäre ein Mann:

Stünde der Mann wieder selbstbewusst im Leben, hätte er die Opferrolle verlassen – ja, du liebe Güte, dann müsste er damit rechnen, dass seine hübsche wohlhabende Ehefrau, die vor lauter Unglück über diesen trauernden Mann schon wild im Internet in den Foren herummacht, dass die ihn dann verlässt. Weil sie einen richtig starken neuen Mann gefunden hat, vielleicht. Und jetzt durch die deutliche Gesundung des bisherigen Mannes kein schlechtes Gewissen mehr haben müsste. Würde sie ihn verlassen.

Aber andererseits würde ihr eigenes Leben dann nicht gefährlich unbequem werden? So dass sie lieber doch noch weiter den „depressiven“ Mann erträgt? Und ein unehrliches Leben lebt? So komplex sind die Zusammenhänge der Stagnation.

Mögen Sie vielleicht schnell eine kleine hypnotische Freiheits-Geschichte hören? Der Löwe, der in die Savanne zog:

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Freude am Leiden

Da muss man nichts mehr sagen, das ist selbsterklärend: Auch wenn das Leid ja sicher keine direkte Freude macht – es schafft Nutzen und verhindert den Austritt aus den Komfortzonen.

Obige Geschichten hörte ich übrigens von Klienten und Klientinnen in meiner 25-jährigen Praxis schon sehr oft. Es sind eher Frauen als Männer, die Krankheitsnutzen ziehen, was eine gesellschaftliche Disparität der Beziehungen als Grund hat.

Es sind aber auch Männer, die in sogenannte Depression  verfallen und dann lieber doch nicht ihr Leben ändern. Weil sie wie wir alle die vermeintliche Sicherheit vermeintlicher Komfortzonen einem befürchteten „Lebenskampf“ vorziehen. Auch wenn er frei machen würde – sobald wir ihn als Spiel betrachten.

Kümmerer sind fein raus?

Sie sehen zumeist so aus, und zumeist sind es Männer.

Die sogenannten „Kümmerer“, zu deren Selbstbild es gehört, dass andere schwächer und kleiner sind und zu „Bekümmerten“ werden. Das sind dann Beziehungen, die ihre trügerische Stabilität aus diesem schiefen Beziehungsmuster beziehen. Das ist nicht Liebe unter Gleichen. Das ist ein Machtgefälle.

Der Kümmerer bezieht seine Stärke daraus, verbirgt dahinter seine Schwäche. Der bekümmerte Teil nimmt hin, diese Schwäche für den Partner auszuleben. So bleibt ja die Ehe stabil.

Vielleicht auch fürchten beide, die Selbst-Liebe könnte nicht stark genug sein für freies Leben?

 

Und Sie nun – was quält Sie im Leben?

Und was würden Sie verlieren, beendeten Sie diese Qual? Seien Sie ehrlich.

Jeder Weg beginnt mit dem ersten Schritt. Dies ist der erste Schritt: Achtsamkeit, Wahrnehmung, Erkenntnis, Diagnose. Dann nach vorne denken und handeln!

Übrigens…

Sollten Sie etwa feststellen, dass Sie gar nicht „krank“ sind, aber beständig sich unter Wert verkaufen, dann sage ich: Das ist auch eine krankmachende Strategie. Deren verborgener Nutzen ist es, dass Sie meinen, auf diese Weise mehr geliebt zu werden, als wenn Sie Ihre Größe zeigen. Wer sich klein macht, wird aber nicht geliebt, sondern ausgenutzt und bemitleidet. Und der Mann sagt zu Ihnen vordergründig: „Ja, Schatzi, Du bist die Allerbeste, ohne Dich läuft hier ja gar nichts!“ Und in Wirklichkeit hat er für den Spaß längst eine Geliebte. Vice Versa.

Wollen wir mal sprechen? Schicken Sie mir einfach eine Mail an coach@dr-berle.de und wir vereinbaren ein telefonisches Kennenlerngespräch. Es ist gratis. Sie erreichen mich immer ohne Umwege persönlich und ich antworte schnell.