Coaching statt Psychopharmaka
Kapitel in diesem Beitrag:
„Das Glückshormon Serotonin“
Die Medien hypen Serotonin als Glückshormon. Fehlt es, wird man depressiv, heißt es. Bekommt man es verschrieben, hellt sich die Laune auf. Und so ist es auch nicht von ungefähr Titelgeber für das jüngste Buch des Erfolgsautors Michel Houellebecq. Sein letztes spektakuläres Buch hieß „Die Unterwerfung“. Man könnte allein in den Titeln Sinn erkennen: Serotonin rettet vor der Unterwerfung, die man ja auch Depression nennen könnte, weil Depression Niederdrückung heißt.
Hirnchemie
Serotonin ist ein Gewebshormon und Neurotransmitter und greift in die Hirnchemie ein. Es dämpft, so die Lehrmeinung, insbesondere Angstgefühle, Aggressivität, Kummer und das Hungergefühl. Depressive Verstimmungen werden häufig auf einen Mangel an Serotonin oder seiner Vorstufe, der Aminosäure Tryptophan, zurückgeführt. Dass ein Serotoninmangel zu Depressionen führt, ist eine Hypothese aus den 1960er-Jahren. Der Psychologe Irving Kirsch von der Harvard Medical School stürzte den Serotonin-Glücks-Gott vom Sockel. Er wertete heldenhaft viele Studien der US-Pharma-Industrie aus und stellte fest, dass die unterschiedlichen Serotonin-Medikamente kaum wirkungsvoller als Placebos waren: Bei über 80 Prozent der Patienten konnte die Wirkung der verabreichten Antidepressiva auch mit Zuckerpillen erreicht werden. Im Umkehrschluss: Senke man das Serotonin bei gesunden Menschen, würden sie deshalb nicht depressiv. Aha, ist doch interessant, oder?!
Wirkt sich das auf die Verschreibungspraxis aus? Nein, tut es nicht. Die Ärzte und Psychiater verschreiben weiter Psychopharmaka und schießen mit Kanonen auf …. auf Irgendwas eben. Reiner Aktionismus, weil eigentlich unklar ist, woher „Depressionen“ eigentlich kommen. Ich persönlich zweifle auch an, dass es sie gibt.
Woher kommt Depression und gibt es welche?
Ist Depression eine Krankheit oder nur ein Symptom? Und kennen Ärzte eigentlich nicht den Zusammenhang von Selbstwirksamkeitserwartung und „Depression“?
Schulmedizin und Psychotherapie behandeln Symptome, also die Erscheinungen. Sie behandeln viel zu oft nicht die Ursachen. Sie fragen nicht einmal nach den Ursachen. Coaching, jedenfalls bei mir, ist radikaler und Sie wissen ja, das Wort kommt vom Lateinischen „radix“ – und bedeutet Wurzel bzw. an die Wurzel gehend. Am Anfang jedes Boxenstopps steht die Problemdiagnose – und ein Problem ist das, was die Ursache von Symptomen ist.
Wenn ich den Satz höre „Ich bin depressiv“ oder „Mein Arzt sagt, ich hätte eine richtige Depression“, dann frage ich zurück: „Und was macht Sie eigentlich so traurig?“
Dürfen Menschen Trauer tragen?
Nein, dürfen sie nicht. Menschen haben zu funktionieren und müssen „gut drauf“ sein. Das ist eine Folge der Optimierungs-Hybris und des falsch verstandenen „Think positiv!“. Falsch ist es, Wirklichkeit schön zu drehen. Richtig ist es, positiv nach Möglichkeiten zu suchen, wenn uns das Leben überfordert. Wir müssen uns, wenn wir trauern, der Trauer stellen! Es ist verheerend, ja tödlich, nicht aufs Gefühl zu horchen. Das macht den Burnout und genau daher kommt die „Depression“. Wer sich den Niederlagen und der Trauer stellt, findet Auswege, kommt in die Aktion, findet in die eigene Stärke zurück. Depression ist Flucht, also das Gegenteil.
Potenzial potenzieren!
„Was macht Sie traurig?“
Allein die Frage nach dem konkreten Grund und Anlaß der sogenannten „Depression“ erleichtert die Leute ungemein und befreit vom Makel der Blödheit, vulgo vom Gefühl, „einen Schuß zu haben“ oder „einen Sprung in der Schüssel“.
Neurowissenschaftlich gesehen ist die Sache ganz einfach: Wer begeistert ist, ist nicht depressiv. Es gilt Entweder-Oder.
Das erlebte ich in überwältigender Eindeutigkeit mit einer jungen Porsche-Managerin, die auch gesagt bekommen hatte, sie sei depressiv. „Und dann hat er mir son Zeug verschrieben, das nehme ich, aber das wirkt überhaupt nicht“. Hatte sie gesagt. Wir fanden heraus, dass die junge Frau ihr Leben trotz aller Hektik stinklangweilig fand. Nichts, was sie begeisterte. Alles nur Pflichterfüllung, Stress, dabei fühlte sie sich angeödet.
Wem der Hintern weh tut, ist nicht depressiv
Es fiel ihr ein, dass sie als Kind glühend gerne zum Reiten gehen wollte, aber nicht durfte. „Wann, wenn nicht jetzt!?“
Sie suchte und fand sehr schnell einen Reitstall mit Lehrer mit freien Stunden. Sie reitet nun, sie erlebt ihre Kraft, ist begeistert am Pferd und immer mehr auch von sich selbst.
„Stellen Sie sich vor: ich bin vom Pferd gefallen! Aber mutig wie ich bin, bin ich sofort wieder draufgestiegen!“ Ich erhielt per SMS und Mail unzählige solcher Jubelrufe.
Und ich könnte noch mehr solcher Geschichten erzählen: Manchmal werden Menschen „depressiv“ stellvertretend für den Ehepartner! Oder Menschen sacken in „Depression“, weil sie nicht aus dem Muster der erlernten Hilflosigkeit herauskommen, das ihnen die Eltern vorgelebt hatten, vor allem die Mütter. Menschen meinen, depressiv zu sein, aus Unterforderung. Andere werden immer verzagter, weil Sie nicht wissen, wie man für sich und insgesamt groß denkt.
Mein Fazit heißt: „Depression“ ist kein Damoklesschwert und keine Krankheit. „Depression“ ist nur Zeichen, dass das Leben neu geordnet werden will. Es lohnt sich, sich zuweilen mit sich selber zu befassen und das Selbstbewusstsein aufzubauen!