Coaching befreit People-Pleaser

Können Narzissten People-Pleaser sein?

People-Pleaser sind Menschen, die um jeden Preis gefallen wollen. People-Pleaser wollen anderen gefallen. Es sind über-angepasste Menschen, tendenziell Ja-Sager, Abnicker, Schüchternheits-Geplagte. Sie können nicht NEIN sagen. Vermutlich wurden sie in der „analen Phase“ der Autonomie-Entwicklung verstört.

Wieso ist der Begriff zum Mode-Problemwort geworden? Das ist die Frage, der wir hier nachgehen wollen.

Narzissten übrigens können sich sehr gut verstellen und natürlich so tun, als wären sie People-Pleaser. Wenn sie das tun, dann tun sie es deswegen, damit sie dieselben einwickeln können. Narzissten sind ansonsten so ziemlich das Gegenteil von People-Pleasern.

Ist People-Pleasing eine Krankheit?

Während der Narzissmus als schwere Persönlichkeitsstörung als Krankheit im ICD10, dem „International Statistical Classification of Diseases and Related Health Problems“ verzeichnet ist, gilt das Ja-Sagertum nicht als Krankheit.

Es wird als Verhaltens-Angewohnheit betrachtet, zutreffend. Jedoch ist immer zu fragen, woher so eine Verhaltens-Angewohnheit kommt bzw. was die Ursachen sind. Und diese Ursachen können schon mit psychischen Krankheitsbildern zusammenhängen.

„Sie zieht mich übern Tisch!“

Ein junger Klient lässt sich scheiden. Er schaffe das ohne Anwalt, so hatte er gedacht. Und promopt passierte, was dann eben passiert: Seine künftge Ex-Frau, eher graue Maus und People-Pleaser, wurde von der Anwältin ordentlich auf Touren gebracht und zeigte plötzlich Zähne. Jetzt soll er einige Tausende auf den Tisch legen, weil er besser verdient, obwohl die Ehe nicht lange Bestand gehabt hat.

Man war auch schon beim Notar und hat den Vertrag unterzeichnet.

„Warum nur haben Sie denn das getan?“ fragte ich ihn ehrlich entsetzt.

„Ich hatte Mitleid mit ihr“, so war seine Antwort.

Er hat das Coaching gebucht, um künftig selbstbewusster seinen Standpunkt zu vertreten.

So ähnlich wie eine andere junge Frau, die mir davon erzählt hat, was sie tat, als der Geliebte kurz vor der Hochzeit einen Ehevertrag hervorzauberte. Sie war ziemlich schockiert und traute sich nicht, NEIN zu sagen. Was sie tat, war aber schlau: „Ich unterschrieb mit der linken Hand, sehr krakelig. Wenn er mir jetzt dumm käme, würde ich sagen, ich war nicht ganz bei mir beim Unterzeichnen.“

Not macht erfinderisch, sofern man Selbstbewusstsein gelernt hat.

Der autonome Erwachsene ist kein People-Pleaser

Von Sigmund Freud habe ich gelernt, wann Menschen zu autonomen Persönlichkeiten werden: Es ist die frühe Kindheit von 2 bis 4 Jahren, berühmt-berüchtigt auch als Trotzphase. Das ist die Entwicklungsphase, in der wir das Nein-Sagen lernen und mit dem größten Vergnügen üben.

Der Hintergrund ist, dass wir nun gelernt haben, unsere Schließmuskeln zu benutzen wie es uns gefällt. Wir können das große Geschäft machen oder auch nicht. Wie und wann wir wollen, tun wir das nun. Wir können ins Bett pinkeln, sind aber in der Regel sehr stolz darauf, das eben nicht mehr zu tun. Wir sind jetzt „groß“ und fühlen uns autark.

Wir erleben uns als ICH und grenzen uns gegen die Erwachsenen ab, die wir mit unserem fröhlichen Nein unter Umständen zur Raserei bringen.

In der „analen Phase“ entsteht die Tendenz zum People-Pleasing:

Haben wir liebevolle Eltern, die unser keimendes Selbstbewusstsein mit Freude und Geduld erleben, dann lernen wir, dass wir NEIN sagen dürfen. Wir lernen, Grenzen zu setzen. Wir lernen Persönlichkeit.

Reagieren unsere Eltern aber mit Wut, Spott, ausgrenzendem Schweigen oder gar mit Gewalt, dann verkümmert unser Stolz. Unsere Autarkie-Entwicklung wird behindert. Sie wird auch behindert durch Laissez-faire und Permissivität aus Faulheit.

Der Stolz auf den großen Haufen

Kinder lernen in der analen Phase, Stuhlgang und Urin selbstgesteuert und bewusst herzugeben oder anzuhalten. Sie begreifen schnell, wenn man ihnen ein Töpfchen hinstellt als Äquivalent zum großen Klo, auf das Mama und Papa sich setzen. Das Kind lernt durch Nachahmung. Kinder wollen so groß sein wie Mama und Papa und setzen sich deswegen in der Regel stolz auf ihr kleines Thrönchen und verrichten dort lustvoll ihr Geschäftlein. Dass das lustvoll ist, wissen wir alle aus der Praxis und in der Theorie haben wir es wieder von Sigmund Freud gelernt. Kinder sind stolz, wenn sie autark ihr Geschäftlein verrichten dürfen. und sie entscheiden auch übers „Wann“. Und natürlich werden sie dafür gelobt!

Selbstwirksamkeits-Erwartung durch Leistung und Lob

Wir müssen es ihnen nur zeigen, was geht, und es ihnen ermöglichen! Wenn wir das nicht tun, berauben wir sie wichtiger Selbst-Erfahrungen. Wenn wir bei unseren Kindern „alles laufen lassen“, weil es ja die Pampers gibt, berauben wir sie der ersten Selbstwirksamkeits-Erfahrung des autarken JA und NEIN. Und wir berauben sie um die wichtige Erfahrung, das eigene Körperprodukt zu begutachten, mit Stolz zu sagen: „Mama-Papa, guck, wie schön ich das gemacht habe!“

So lernen Kinder auch, was Leistung ist. Das lernen sie nicht mit der Zellstoff-Windel.

Jetzt kommen wir der Frage nahe, warum ganz offenbar die Zahl der People-Pleaser so gewachsen ist, dass wir ein neues Mode-Wort bekamen.

Permissive Sauberkeitserziehung macht People-Pleaser

Die Sauberkeitserziehung war vom 19. Jahrhundert bis Mitte des 20. Jahrhunderts hinein eher rigide. Grund vermutlich hauptsächlich die Stoffwindeln, die den Müttern viel Mühe und große Wäsche machten. Sie trachteten dann danach, das Kind möglichst schnell, oft sehr rigide, zur Sauberkeit zu erziehen oder gar zu zwingen. Die unbehaglichen, kalten vollen Windel-Päckchen am Hintern beschleunigten den Prozess auf natürliche Weise. Kinder wollten die Dinger loswerden.

Die Pampers als Laissez-Faire-Prinzip

Mit der Erfindung der Papierwindeln kam allzeitige Wärme und Behaglichkeit an den Kinder-Popo. Die Eltern konnten nun in Ruhe zuschauen, ob das Kindlein womöglich von alleine „sauber“ werden würde. Niemand muss sich noch anstrengen. Die verlängerte Zeit der Abhängigkeit vom Popo-Saubermachen im Liegen durch die Eltern verhindert Autarkie.

Einen jungen emanzipierten Vater hörte ich sagen: „Nee, also wirklich, dem Kind die Windeln abzugewöhnen, ist mir in all dem Stress jetzt grad echt zu anstrengend!“

Es bedeutet aus psychologischer Sicht, dass das Kind kein kraftvolles Nein mehr lernt. Es lernt Permissivität und Ausgeliefertheit statt Autarkie.

Man muss die Zeit-Fenster in der kindlichen Entwicklung nutzen. Das Nervensystem eines Menschen ist erst mit zwei bis drei Jahren so ausgereift, dass er Urin und Stuhl bewusst und sicher halten kann.

Lässt man diese „anale Phase“ des Festhaltens und Loslassens, des bewussten Äußerns von JA und NEIN, verstreichen, erzieht man weniger Ich-starke Kinder und Menschen, die prädestiniert sind, People-Pleaser zu werden.

Gute Erziehung ist, Kindern liebevoll Grenzen zu setzen. Setzt man keine Grenzen, generiert man Verwirrung der Strukturlosigkeit.

Jeder kann dann, wann und was er will, auch dann, wenn er tatsächlich nichts kann. Keine Leistung gilt dann auch als Leistung. Alles ist mehr oder weniger egal. So erzieht man Untertanen und JA-Sager.

Klar, kann man das auch gut machen, weil Weiterentwicklung möglich ist, solange das Gehirn lebt.

Für Entwicklung ist es nie zu spät!

Da kam einmal ein junger Mann ins Coaching, buchte einen Boxenstopp. Er war unglücklich, er wollte es allen recht machen, darüber hatte er die falsche Frau geheiratet, seinen Kummer erstickt unter vielen Kilos Übergewicht. Er ist aber hochintelligent und in seinem Fachgebiet ein Ass, so dass er raketenartig Karriere machte.

Im Coaching gewann er schnell an Selbstbewusstsein, erkannte, welche Rolle seine tatsächlich schwierige Kindheit mit einer ziemlich toxischen Mutter und einem weitgehend schweigenden Vater dabei gespielt hate, dass er so ein People-Pleaser geworden war. Je größer sein Verständnis für sich wurde, desto mehr wuchs seine Loyalität zu sich selber, und er sagte immer öfter JA zu sich und NEIN zu den Leuten, die ihn ausnutzen wollten.

Zwei Jahre nach dem Boxenstopp trafen wir uns wieder – ich hätte den schlanken drahtigen Mann kaum wiedererkennt, der mir im langen Hausflur entgegenkam! Frisch geschieden war er, er machte Kraft-Sport, spielte Tennis, verdrehte Frauen den Kopf, unternahm lauter verrückte Reisen mit Abenteuer-Charakter, er war die Persönlichkeit geworden, die in ihm schon immer gesteckt hatte. Das ist Persönlichkeits-Entwicklung, das leistet Lifecoaching in sehr kurzer Zeit.

Wollen Sie auch? Mail schicken für ein Vorgespräch!

Sehr kompetenter Artikel für noch mehr Info über die anale Phase hier.