Familienstellen ist systemische Psychologie wie Coaching

Familienstellen schafft Ordnung

Was ist Familienstellen?

Familienstellen ist, so sage ich, ein bildgebendes Verfahren der Psychologie für seelische Prozesse, die sich in tiefen Bereichen der Psyche abspielen – analog zu den bildgebenden Verfahren der Medizin wie Röntgen, MRT, Ultraschall etcetera. Medium ist nicht Hightech-Knowhow, sondern das feinste Instrument der menschlichen Kommunikation: die Empathie, die Intuition.

Familienstellen heißt auch Familienaufstellung, Strukturaufstellung, Organisationsaufstellung. Es löst Konflikte und Verstrickungen rückwirkend. Eine Organisationsaufstellung kann sehr gut auch helfen, Drehbücher für Filme zu entwickeln oder anstehende strategische Unternehmensentscheidungen zu gestalten und zu optimieren. Familienstellen wirkt also auch prospektiv.

Familienstellen schafft Ordnung

Familienstellen schafft Ordnung. Verlangt wird Respekt vor den Ahnen. Ohnedies herrschen Unordnung und Leid in Familien.

Wenn Sie meinen, in bestimmten Mustern festzuhängen, dann könnten Sie die Teilnahme an einer Familien- oder Systemaufstellung überlegen. Sie könnten natürlich auch ein Lifecoaching mit mir in Erwägung ziehen.

In diesem Fall mailen Sie mir bitte und wir vereinbaren einen Termin für ein telefonisches Vorgespräch.

In Mustern gefangen – was ist das?

Leidvolle Denkmuster führen zu Re-Inszenierungen alter Traumatisierungen und Beziehungsmuster.

Angenommen,

  • Sie geraten immer wieder an dieselben falschen Partner, es ist wie verhext, denken Sie ….
  • oder angenommen, es geht Ihnen wie einem meiner Klienten, der diese Trauer nicht loswurde, egal, was er machte (und er machte wirklich viel!) ….
  • oder Sie sind andauernd in Unfälle verwickelt ….
  • Ihr Kind ist ein notorischer krimineller Tunichtgut ….
  • oder Sie sind wie jener Bekannte, der immer wieder in Insolvenznähe rutscht mit seiner Firma …

 

In solchen „notorischen“ Fällen hilft Familienstellen sehr oft, weil damit unbewusste emotionale Verstrickungen sichtbar und gelöst werden.

Zur Ermutigung berichte ich hier in zwei Teilen aus persönlichen Familienaufstellungen. Dazuhin gebe ich auch den nötigen psychologischen Hintergrund.

Ist das Hexerei?

Beim Familienstellen werden seelische Konflikte wie von Zauberhand sichtbar. Emotionale Verstrickungen, alte Wunden werden ohne Krampf und Kampf sacht aus dem Unterbewusstsein an die Oberfläche der bewussten Wahrnehmung geholt. Sie werden mit Hilfe von menschlichen Helfern buchstäblich in den Raum gestellt, werden so sichtbar und fühlbar und ebenso erzeugt die Bewegtheit der Aufstellung Konflikt-Lösungen.

Die Helfer nennt man „Stellvertreter“.

Empathie, Einfühlungsvermögen – beim Familienstellen tauchen Menschen – als Stellvertreter – ins energetische Kraftfeld anderer Menschen ein, werden durch ihre Empathie zum Medium der feinstofflichen Informationsübertragung aus fremden unbekannten Familiensystemen heraus. Wer je an einer Familien- oder Strukturaufstellung teilgenommen hat, wird dies bestätigen. Wenn Sie diese Erfahrung noch nicht gemacht haben, werden Sie vermutlich zweifeln, sich womöglich an die Stirn tippen. Das finde ich verständlich. Jedoch:

Man muss nicht an Liebe glauben, um sie zu spüren! Noch gibt es keinen wissenschaftlichen Nachweis dieses Gefühls-Stoffs Liebe. Und doch kennen wir sie und glauben an sie, wir besingen sie und sie macht uns Hoffnung. Empathie ist Liebe.

So ist es auch mit den Wirkmechanismen des Familienstellens. Oder ebenso mit meiner sehr großen Intuition.

Man spürt sie, ihre Wirkung, man kann sie nicht in Formeln fassen, noch nicht erklären.

Auch die „Familiensteller“ sind meist lebenserfahrene, intelligente Menschen mit besonderer Empathie und intuitiver Begabung. Sie lernen gründlich, assistieren lange ihren Lehrern, ehe sie eigene Aufstellungs-Arbeiten anbieten.

Erster Bericht: Wie ich beim Familienstellen einen älteren Bruder fand

Es war ein Ehekonflikt, der mich das erste Mal zu einer „Familienstellerin“ führte. Wie viele, so hatte auch diese Frau bereits eine erste Berufs-Karriere gemacht, ehe sie den inneren Ruf spürte und umsattelte. Sie war Medizinerin. Ein anderer Familiensteller, den ich kenne, ist promovierter Jurist, eine weitere war Informatikerin und Managerin in einem Großkonzern.

Das erlebte ich:

Das Ende kollektiver Verdrängung

Die ehemalige Medizinerin hatte in ein Seminarhaus in Oberbayern eingeladen. Man kann zu einer Aufstellung mit einem Problem kommen und dieses Problem aufstellen lassen. Man kann aber auch einfach teilnehmen und profitiert dann in der Regel für das eigene Leben enorm durchs unterstützende Zuschauen und als Stellvertreter. Diese Stellvertreter agieren für andere. Das schafft Distanz und erleichtert Heilung: Auch große, dramatische Konflikte dürfen sich zeigen und können von den Betroffenen „dissoziiert“, quasi von außen angeschaut werden. Die klassische Schutzabwehr gegen Traumata, die Verdrängung, kann auf diese Weise behutsam aufgelöst werden, so dass Heilung stattfindet.

Ich war ziemlich aufgeregt und neugierig.

Diese aufwühlende Geschichte

Ich schilderte der Medizinerin mein Anliegen, und sie sagte: „Suche Dir Stellvertreter für Deine Mutter und für Dich selber.“ Von hier an regiert nicht mehr die Ratio, sondern es regieren Bauchgefühl, Intuition und Empathie. Ich schaute in die Runde, ungefähr 15 Teilnehmer saßen im großen Kreis.

Niemanden kannte ich, niemand kannte mich.

Meine Mutter und ich

Intuitiv ging ich zu einer Frau und bat sie, für meine Mutter zu agieren. Eine andere bat ich, meinen Part zu übernehmen. Die Menschen wissen absolut nichts über meine Person, wissen nichts über meine Familiengeschichte. Die beiden Frauen, die für mich zu agieren bereit waren, wussten nur: Es geht um eine Mutter und eine Tochter.

Ich führte beide in die Mitte des Kreises und platzierte sie so, wie mein Gefühl sagte, dass es sein müsse: Sie standen sich gegenüber, einander zugewandt, ungefähr zwei Meter entfernt voneinander.

„Wie fühlst Du Dich?“ fragen Aufsteller die Stellvertreter und der Wandlungsprozess fängt an.

Mein Alter-Ego dreht sich etwas weg von der Mutter, zog die Schultern hoch.

Ich selber saß als Zuschauerin im Kreis und hielt die Luft an!

Die Knieprobleme, diese Todes-Kälte

Meine Mutter-Stellvertreterin schaute suchend herum. Ihr Blick hob sich zur Decke des Raumes. Dann begann sie, über Schmerzen in beiden Knien zu klagen und meinte, es sei kaum auszuhalten. Ihre Knie knickten fast ein, es war, als trage sie sehr schwere Last.

Ich war fasziniert und schockiert gleichzeitig. Meine Mutter in der Wirklichkeit hatte erst vor kurzem große Knieoperationen an beiden Beinen durchgestanden. „Wieso konnte die Stellvertreterin das wissen, woher? Wie war das möglich?“ Außerdem hatte die Frau einen Gesichtsausdruck angenommen, den ich von meiner Mutter nur zu gut kannte: Abwesend, traurig, sehnsuchtsvoll … vor allem als kleines Kind hatte ich diesen Gesichtsausdruck buchstäblich gehasst, so sehr fürchtete ich ihn.

Folge Deinem Gefühl

„Folge Deinem Gefühl!“ das ist eine Anweisung, die Sie in einer Familienaufstellung oft hören werden.

Die Tochter-Stellvertreterin guckte ebenfalls entsetzt auf die Mutter. „Ich weiß nicht, was ich eigentlich hier soll, sieht die mich denn gar nicht?“, antwortete sie ratlos auf die Frage der Aufstellerin. Dann sagte sie, sie friere und friere immer mehr und sie würde sich am liebsten auf den Boden legen, so derartige Müdigkeit überkomme sie.

Mein Stellvertreter-Ich lag nun am Boden und klagte, es werde ihr immer kälter. Tatsächlich hatte sie inzwischen ein kreidebleiches Gesicht.

Dann sagte sie „Ich glaube, ich bin tot.“

Die Aufstellerin interpretierte die Szene so: „Die Mutter hat mindestens ein Kind verloren, sie schaute immer in den Himmel. Deine Stellvertreterin war in Wirklichkeit nicht die Deine, sondern stand für ein anderes Kind Deiner Mutter, das irgendwie zu Tode gekommen ist, womöglich durch eine Abtreibung.“

Dieses tote Kind stand emotional zwischen meiner Mutter und mir. Ein Familiensystem erlaubt es nicht, so lernte ich, dass zugehörige Seelen totgeschwiegen werden. Sie agieren dann ins Familiensystem hinein. Das sind unbewusste Prozesse.

Ich muss sagen, dass ich zunächst zu kämpfen hatte mit erheblicher Ungläubigkeit. Dann mit Ratlosigkeit.

Was, dachte ich, hatte diese ganze Sache mit meinen Eheproblemen zu tun? Und hatte das überhaupt mit mir zu tun? Aber bittesehr … woher hätte denn diese Frau Stellvertreterin von den Knieoperationen meiner Mutter wissen können … Fragezeichen über Fragezeichen für viele Wochen, ja Monate.

Des Rätsels Lösung: Mein Bruder

Eines Tages, Monate später, sagte meine Mutter bei einer gemeinsamen Kaffeestunde eher beiläufig: „Ja, du weißt doch, das Du einen älteren Bruder hattest, nicht wahr? Wir nannten ihn Roland. Wir hatten das Gefühl, dass ich einen Jungen bekommen würde. Aber im 5. Monat verlor ich dieses mein erstes Kind!“ Und sie beharrte darauf, mir schon oft von diesem Roland erzählt zu haben.

In Wahrheit aber hatte niemand in der Familie jemals über diese Totgeburt gesprochen! Nicht einmal die beste Freundin meiner Mutter, die ich später einmal fragte, wusste davon.

Wenn Scham und Schande regieren, kommt ein Familiensystem nicht zur Ruhe.

Tatsächlich hatte ich als kleines Mädchen mir immer einen älteren Bruder gewünscht. „Dann wäre mein Leben leichter, viel leichter!“ hatte ich gedacht.

Der einzelne Mensch ist in der systemischen Sicht der Dinge, wenn er/sie leidet, nicht der Problemfall, sondern ein Symptomträger.

Symptomträger werden in Familiensystemen und anderen Organisationen, so die Lehre, immer die schwächsten Glieder.

In diesem Fall war ich als jüngstes Mitglied meiner Herkunftsfamilie zur Symptomträgerin geworden. Ich lebte sozusagen für meinen Bruder Roland mit. Meine Ehe übrigens war mehr und mehr zu einer Schwester-Bruder-Liebe geworden. Gutes Einvernehmen, gute Beziehungskultur, keinen Sex mehr jahrelang.

Systemische Psychologie – systemische Aufstellungen

Die systemische Familientherapie war eine Revolution in der Geschichte der Psychotherapie. Denn da nun der Einzelne als Teil eines Systems verstanden wird, folgt zwingend, dass im Falle etwa von Krankheit nicht nur dieser Einzelne, sondern das ganze System betrachtet werden muss. Sofern man nicht nur Symptome behandeln, sondern Probleme lösen will.

Hat Ihr Kind einen nervösen Tick?

Man könnte mit der alten psychologischen Sicht der Dinge versuchen, dem Kind seinen Tick abzutrainieren.

In der systemischen Psychologie fragt man, was im Familiensystem so in Unordnung geraten ist, dass dieses einzelne, vielleicht besonders sensible Kind, diesen Tick generierte. Man geht also dem Problem auf den Grund, um es zu lösen.

Nicht dass andernfalls dieser nervöse Tick zwar vielleicht wegtrainiert ist, aber nach einiger Zeit in irgendeiner anderen pathologischen, neurotischen Form erneut auftaucht.

Symptombehandlungen lösen Probleme niemals.

Familienstellen klärt Konflikte und setzt Gefühle frei

Wir hängen alle zusammen.

Die Psychoanalytikerin Virginia Satir begriff vor vielen Jahrzehnten, dass ein Mensch immer Teil eines Groß-Clans ist. Er ist ein einzelnes kleines Knötchen in einem riesigen Beziehungsnetz.

Auch wenn Sie bisher glaubten, als Einzelkind einer modernen Kleinfamilie autark aber ziemlich einsam in der Welt zu stehen, ist es in Wahrheit so, dass Sie nie allein sind. Auch als Einzelkind hängen Sie im Netz, stehen Sie in einem energetischen Zusammenhang mit ganzen Pulks von Vorfahren, lange nachdem die einzelnen Schicksale und Namen längst in die Vergessenheit gerutscht sind.

Transgenerationale Traumatisierung

Die Fotos der chinesischen Terrakotta-Armee erinnern mich an dieses Beziehungsnetz, in dem wir alle hängen – Familien, Unternehmen, Siedlungen, Staaten und Gesellschaften: Diese Individuen, wie sie schweigend und tot immer noch dastehen und jeder einzelne aber hat seine eigene intensive Ausstrahlung und verursacht bei genauer Betrachtung im Betrachter Gefühle – es ist ein wundervolles Sinnbild für das, was man insgesamt „Systemische Psychologie“ nennt und seinen klarsten Ausdruck findet im Familienstellen. Die Ahnen wirken aus der Vergangenheit in die Gegenwart hinein. Alte Familientraumata pflanzen sich fort.

Über die transgenerationale Traumatisierung gibt es inzwischen unzählige Veröffentlichungen.

Hier ein relativ kurzgehaltener Einblick.

Die unbewusste Weitergabe von Traumata und Schuldverstrickungen ist unbestritten – Familienstellen kann das quasi vererbte Unglück beenden.

Familienstellen bewirkt Freiheit

Aufstellungen machen unbewusste emotionale oder energetische Strömungen zwischen Individuen sichtbar und lösen Leiderfahrungen über Generationen hinweg. Wir alle sind weniger autonom, als wir es als „moderne“ Menschen gerne hätten. Wir sind Glieder einer Kette. Der Charakter dieser Kette prägt uns und prägen die Art wie wir unseren genetischen Code ausleben, ebenso wie der Kulturkreis uns prägt, dem wir entstammen.

Unrecht, Abtreibungen, dunkle Flecken

Familiengeheimnisse gibt es allerorten. Sie binden Energie.

Es gibt Familienschuld, die totgeschwiegen wird. Menschen, die Teil der Familien waren und wie zufällig in Vergessenheit gerieten oder schamhaft dorthin verdrängt wurden, gibt es in jeder Familiengeschichte. Selbstmörder werden oft totgeschwiegen aus Scham. Es gibt Muster der Leiderfahrung und -Bewältigung, die über Generationen hinweg unser heutiges Leben negativ beeinflussen – und zwar ohne dass wir Erklärungen hätten für unser Leid.

Und denken wir an Abtreibungen: Abgetriebene Kinder sind in der Sicht des Familienstellens keine blutigen Zellhaufen, die man herausgeschabt hat und fertig. Abgetrieben Kinder sind Seelen, die leben wollten und aber am Wachstum gehindert wurden.

Auch Fehlgeburten sind in dieser Sicht verunglücktes Leben. Auch Totgeborene sind Teil des Familiensystems und wollen geehrt werden. Die Sippe duldet kein Vergessen.

Dunkle Flecken in familiären Vergangenheiten wirken deswegen in die Gegenwart hinein. Das Familienstellen bringt Licht ins Dunkle und Ordnung an die Stelle der Verwicklungen und Verwirrungen.

Erstaunliche Enthüllungen …

Viele Menschen berichten von erstaunlichen Enthüllungen  in der Folge einer Familienaufstellung, ganz so, wie ich es erlebte. Totgeborene Kinder, abgetriebene Kinder werden sichtbar, durchbrechen die schamvolle Mauer des Schweigens. Selbstmörder tauchen ebenso auf wie uneheliche Kinder oder kriminelle „schwarze Schafe“, über die bei Familientreffen wie auf Verabredung niemals gesprochen wird.

… Neu-Ordnungen der Liebe

Bert Hellinger hat das Familienstellen in Deutschland als tiefenpsychologisch wirkende seelische Heilmethode bekannt gemacht. Eines der vielen Bücher von Bert Hellinger hat diesen Titel, der wiedergibt, um was es beim Familienstellen geht: Es geht um Ordnungen der Liebe.

Bert Hellinger hat in seinen “Ordnungen der Liebe” aus seiner Erfahrung heraus einige Gesetzmäßigkeiten beschrieben, so zum Beispiel, dass ein nachgeborenes Familienmitglied “in Stellvertretung” geht, wenn ein Ahne oder totgeborenes Gschwisterkind totgeschwiegen und damit ausgeschlossen wird. Dies war auch in meiner Familie der Fall.

Ich beschreibe den Fortgang meiner persönlichen Erfahrungen weiter unten.

Hellinger entdeckte auch atavistische Rangordnungen im Clan: Die Späteren und Alten haben Vorrang gegenüber den Jüngeren. Will heißen: Eltern sind Eltern und Kinder sind Kinder. Das klingt banal – aber wie oft werden Kinder als Ersatzpartner “mißbraucht”, wenn es in der Ehe der Eltern nicht mehr stimmt?

„Meine Tochter ist meine Freundin“, sagte eine Klientin stolz. Und ich sagte: „Nein, das ist nicht richtig. Sie ist eine Tochter.“

Wahrheit schafft Kraft, Lüge bewirkt Irritation

Das Totschweigen und Fehlordnen erzeugt ein negatives energetisches Feld. Vor allem Kinder mit ihren noch unverstellten intuitiven Sensoren merken den Erwachsenen an, wenn sie Gefühle unterdrücken, wenn sie lügen, wenn sie so „tun als ob“ und unaufrichtig sind.

Nichts irritiert Kinder so sehr wie Unaufrichtigkeit der geliebten Erwachsenen.

Das Lügen der Familien behindert Kinder in der freien Entwicklung, weil Lüge das Weltvertrauen torpediert und Menschen Weltvertrauen brauchen, um Selbstvertrauen zu entwickeln. Kinder brauchen Sicherheit, nicht Irritation. Kinder rutschen unbewusst  in eine falsche Rolle hinein – treten energetisch etwa an die Stelle eines totgeborenen Geschwisterkindes. So wie es mir geschehen ist. Oder an die Stelle eines ausgegrenzten, totgeschwiegenen Vorfahren.

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Essen und Kraft für drei

Erstaunlicherweise sagte mein Vater damals oft „Lass das Kind doch essen, wenn es Hunger hat! Sie isst für zwei!“

Ein  unerklärliches, unangenehmes Gefühl machte mir das. Und manchmal behauptete mein Vater sogar, „das Kind“, also ich, müsse für drei essen. Was für eine Zumutung, für drei essen zu müssen, die man nicht kannte und wieso musste ich?! Wie kam dieser mein lustiger Vater auf so eine blöde Idee? Wieso sagte er so blöde Sachen? Und aber womöglich hatte er Recht?

Wer für zwei oder gar drei essen muss, wird leicht ein dickes Kind. Und so wurde ich ein sehr dickes Kind bis ich in der Pubertät diesem Spuk, den ein unbewusst arbeitendes Programm erzeugt hatte, mit meiner herangewachsenen Willenskraft ein Ende machte.

Solche Programme arbeiten stillschweigend im Unterbewusstsein mal leise mal laut vor sich hin.

Unordnung bewirkt Unordnung

Hatte mich mein Unterbewusstsein bei der Wahl meines Ehepartners in Wirklichkeit meinen toten Bruder suchen lassen?

Ich glaube, so war es. Mein damaliger Mann und ich – tatsächlich hatten wir nach der Geburt unseres Sohnes ein überwiegend geschwisterliches Verhältnis zueinander. Wir lebten viel Respekt, viel Übereinstimmung und Zusammenhalt, aber der Liebes-Engel war verschwunden.

Im Nachhinein sehe ich, dass machtvolle Programme aus dem kollektiven Unbewussten zweier Familien gegen den Amor und gegen Glück agierten. Viele Familien sind depressive Familien, in denen das Todesprinzip Thanatos regiert und das Glücks- und Lebensprinzip Eros bekämpft. Krankheiten werden generiert, Angst regiert und erstickt die Liebe. Wir kamen beide aus depressiven Familien. Wir re-inszenierten altes Leid. Diese Ehe musste scheitern.

Solche Programme erzeugen dann Denk- und Verhaltens-Muster, an denen Menschen besonders leiden, weil sie keine Ursache erkennen noch die Lösungen. Es herrscht emotionale Unordnung, die personelle Stärke und Selbstbewusstsein, Selbstdurchsetzungskraft blockiert.

 

Zweiter Bericht: Was ich beim Familienstellen noch erlebte

 

In den  Jahren nach meiner Ehescheidung bin ich auf der Suche nach Heimat sechsmal umgezogen. Ich kenne inzwischen München wie meine Westentasche, ich könnte Taxifahrerin sein, so viele Wohnungen und Häuser habe ich besichtigt. Immer dasselbe Muster: Der Begeisterung über eine neue Bleibe folgte immer Enttäuschung. Alle Wohnungen, die ich anmietete, sahen schön aus, hatten meist auch eine sehr gute Adresse, nach kurzer Zeit stellten sich massenhaft verborgene Mängel heraus. Auch meine aktuelle große Arbeitswohnung im Süden von München geht mir mit baulichen Mängeln, schlechter Verwaltung und Lärmbelästigungen gehörig auf die Nerven. 

Eine Beerdigung in Stuttgart

Ich reiste zu einer Beerdigung in meine Vaterstadt. Es war ein sehr berührendes Familentreffen. Inmitten der Geschichten der anderen fragte plötzlich eine leise Stimme in mir: „So, und was ist eigentlich mit mir? Soll das Leben bis zum Tod nur aus Arbeit und Wohnungssuche bestehen?“

Es musste dringend etwas geschehen.

So wie die letzten 12 Jahre durfte es nicht weitergehen.

Ich suchte und fand einen Familienaufsteller und in drei Tagen würde tatsächlich eine Aufstellung stattfinden. Er bat mich, einen Stammbaum zu zeichnen. Das tat ich. Zum ersten Mal schrieb ich meinen totgeborenen Bruder Roland neben meinen Namen. Sehr berührend.

Auf der Beerdigung hatte mich ein Cousin zu Tränen gerührt, weil er plötzlich sagte: „Also Dein Vater und ich, wir waren ja völlig unterschiedlicher Ansicht politisch, aber mit ihm konnte man wunderbar diskutieren. Das war ein sehr gescheiter Mann! Und so saßen wir immer Samstagabends nach dem Fußballspiel am großen Tisch und diskutierten und dich kleines Mädchen hatte er immer mit zum Fußball genommen. Weißt du noch?“

Wenn wir versuchen, das Unerfreuliche, Herausfordernde zu vermeiden, dann verlieren wir genau dasjenige, was wir uns für uns wünschen: Unsere Würde, unsere Freiheit, unsere Grösse. Nur Diejenigem, die den eigenen Schatten konfrontieren und anerkennen, dass er existiert, kann sich mit den eigenen Wurzeln und der tiefen Quelle der Lebenskraft verbinden. (Bert Hellinger)

When shall we three finally meet

Wieder begann die Aufstellung mit Mutter und Tochter, also mit mir. Diesmal schauten sich beide nicht an, sondern wandten sich die Rücken zu, was sich schnell änderte.

Es war so, dass sich „meine Mutter“ sogleich umdrehte, herschaute, als mein älterer Bruder Roland neben mich gestellt wurde. Meine Stellvertreterin richtete sich auf und strahlte. Ich selbst wurde ins Spiel geschickt und trat also an meine eigene Stelle.

Das war ein großartiges Erlebnis:

Ich stand nicht alleine, ich war das jüngere Kind, ich war die kleine Schwester eines freudigen großen Bruders … Ein erhabenes Gefühl nie gekannter Stärke erfüllte mich! Und etwas fehlte dennoch ….

„Stelle ein weiteres Kind auf“, sagte der Aufsteller. Das geschah, jemand aus der Runde trat hinzu, und jetzt … waren wir zu dritt, ein Clan!

Gegenüber die Stellvertreterin meiner Mutter, die ernst, wissend schaute und nickte. Ja, so sei es gewesen, so sei es in Ordnung. Aber nun fehlte mir – sehr deutlich war das zu spüren – noch mein Vater!

Eine der Teilnehmerinnen übernahm seinen Part …. kaum stand sie als mein Vater neben meinem großen Bruder, begann sie förmlich zu leuchten und zu strahlen… wie bewegend das war, ist kaum mit Worten wiederzugeben! Genauso hatte ich meinen Vater nach der Geburt meines Sohnes erlebt: Geradezu leuchtend vor Glück, vor Stolz und Freude über so viel Leben. Dieser strahlende Mann, mein Vater, unser Vater!

Der Aufsteller sagte nach dem großen Aufstellungserlebnis:

„Du bist suchend herumgezogen, weil du nach diesem hier gesucht hast!“

Mein strahlender Vater

Die versöhnlichen Schlussbilder einer Aufstellung nimmt man mit ins tägliche Leben hinein. Sie rücken die im neurotisch gestörten System entstandenen Zerrbilder nach und nach zurecht.

Das Erlebnis meines strahlenden Vaters verdrängt nun die alten Zerrbilder einer streitbelasteten Ehe zweier Menschen, die im Krieg nach sehr kurzer Bekanntschaft geheiratet hatten und jeder für sich ganz grausige Erlebnisse hatte, ehe der „normale“ Alltag des deutschen Wirtschaftswunders in den 50er/60er Jahren Funktionsfähigkeit verlangte.

Ich empfinde neue tiefe Hochachtung für die Lebensleistung meiner beiden Eltern.

Das Erlebnis des Berle-Clans wird meine anstrengende einsame Kindheit als Einzelkind, das schließlich für drei essen und Kraft haben musste, verblassen lassen. Allein die Vorstellung, eigentlich nicht allein sondern zu Dritt gewesen zu sein wird mein weiteres Leben beglücken. Ich spüre tatsächlich tiefinnerlich ein großes Gefühl der Erleichterung und bin neugierig auf die Auswirkungen.

Niemals werde ich dieses wundervolle satte sichere Stärke-Gefühl vergessen, das ich in der Familienaufstellung mit meinen beiden Geschwistern an der Seite empfunden habe, zum ersten Mal …

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„Ich bin immer wieder berührt wie kraftvoll diese Arbeit ist und welche tiefgreifenden Veränderungen sich im Leben danach zeigen.“ Hans Michael Kallina

Würden Sie nun ein Lifecoaching mit mir in Erwägung ziehen oder haben Sie Fragen, dann mailen Sie mir bitte und wir vereinbaren einen Termin für ein telefonisches Vorgespräch.

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