Hypnotische Befehle

 

Befehle sprechen Klartext

Ich musste sehr lachen, als ich das Foto mit Artikel in der BILD-Online entdeckte. Ein „Schock-Schild“, meint BILD, und auch das spricht Bände. Wir sind ja den Klartext nicht mehr gewohnt, sondern verbrämen unsere Botschaften in rosa Wortwatte, weil wir gelernt haben, das sei gewaltfreie Kommunikation nach Marshall B. Rosenberg. Aber nichts wirkt so stark, wie die Verblüffung nach dem Schock, weil das Menschen aus der Alltags-Trance hochschreckt.

Die Trance des Geschwätzes

Eine WhatsApp-Nachricht jagt die nächste. Menschen sind in der Trance des großen Blablas und meinen, das helfe, Probleme zu lösen, sofern sie die Probleme überhaupt noch realisieren, also für echt halten statt virtuell. Es ist modisch, keinen Standpunkt mehr zu haben, sondern vermeintlich empathisch den des Gegenübers einzunehmen. Es gilt als konfrontativ, sogar aggressiv, einen eigenen, von Mehrheiten womöglich abweichenden Standpunkt zu haben. Der Mediationsgedanke ist momentan en vogue. Ich weiß von Klienten, wieviel Leid es schafft, in einer Leidenssituation – etwa dann wenn eine Ehe in die Brüche geht – mediatorisch gesagt zu bekommen, man solle doch empathisch auch mal den Standpunkt des anderen einnehmen. Wir wissen aber von Archimedes, der die Hebelgesetze entdeckt hat, wie fundamental der feste Punkt beim Anwenden der Hebelgesetze ist.

„Reg dich nicht so auf!“

Dabei ist Aufregung immer der erste Schritt zur Handlung! Eine hirnmechanische Tatsache. Wer sich nicht aufregt, wird unterworfen oder unterwirft sich selber den vermeintlichen Sachzwängen – im Privaten, im Beruf, in der Politik. Die Leute in der DDR damals, die plötzlich „wir sind das Volk!“ riefen und die sozialistische Diktatur zum Krachen brachten, die haben sich erstmal aufgeregt und noch mehr aufgeregt, bis der Kipp-Punkt erreicht war. Der Bauunternehmer, der das freche Plakat textete, hat sich auch aufgeregt. Man muss sich aufregen, um zu handeln.

Marshall Rosenberg empörte sich gegen den Rassenwahn in der Hoch-Zeit der blutigen Rassenkämpfe in den USA, als er sein Konzept der gewaltfreien Kommunikation entwickelte. Heute wird es in Teamcoachings inflationiert, obwohl Gewalt in den Konzernen ja wirklich gar nicht das Problem ist. Sich jagende Konferenzen ohne Inhalte, Burnout, Duckmäusertum und das innere Kündigen frustrierter Mitarbeiter – das sind die Probleme. Gegen die nicht pseudo-empathischer Schmusekurs hilft, den die HumanRessource-Abteilung verordnet. Es helfen einzig Klartext, Entscheidungsfreudigkeit und Unternehmensführungen, die diesen Namen verdienen und Entscheidungsfreudigkeit belohnen. Allerdings weiß ich aus der Arbeit mit vielen Klienten, wie sehr – je größer ein Unternehmen ist – Entscheidungsangst herrscht.

Befehle statt Blabla

Angenommen, Sie waren beim Militär, dann wissen Sie, dass Befehle einfach und schnell funktionieren. Und das muss so sein, weil im Konfliktfall nicht über effektive Abwehrmaßnahmen zur Verteidigung diskutiert werden kann. Wenn es brennt, muss entschieden werden, was getan wird und wie und das schnell. Dafür muss man erst mal im Stand sein zu merken, dass es brennt!

Wenn Sie Ihr Kind davor bewahren wollen, über die Straße zu hopsen, weil es das herankommende Auto nicht sieht, dann werden Sie so laut es geht „Bleib stehen!“ schreien und sicherlich nicht einen langen Vortrag halten, warum Ihr Kind jetzt doch bitte und der Mami zuliebe stehen bleiben möge, sofern es grad Lust und Laune hat. Täten Sie das, wäre Ihr Kind schnell überfahren. Wenn Sie das Auto selber nicht sehen, weil Sie ins Smartphone schauen, dann hat Ihr Kind schlechte Karten.

Gehe hin und wandle!

Glaubt man der Bibel, dann war Jesus einer der ersten Hypnotiseure. „Stehe auf und wandle!“ hat er dem Johannesevangelium (Joh 11,1–45) zufolge zum bereits toten Lazarus gesagt und den damit wieder zum Leben erweckt. Es gibt in der Psychologie Hypnotiseure, die exakt so arbeiten, die einfach klare knappe Befehle erteilen.

Andere reden ihre Klienten erst durch eine spezielle sanfte Sprache in eine Trance, um aber dann in diese Trance hinein ebenfalls hypnotische Befehle auszusprechen. Und das schlägt ein im Unterbewusstsein und entfaltet enorme Wirkung.

Meine Klienten wissen, dass es sogar Gehirn-Übungen gibt, durch die man sich selber – selbsthypnotisch – Befehle erteilt, um hinderliche Denkmuster loszuwerden. Diese Tools wirken wunderbar! Auch Ziele, die Sie sich selber setzen, sind eigentlich, wenn Sie sie richtig formulieren, nichts anderes als Befehle an Ihr Unterbewusstsein. Anregungen fürs Zieleformulieren finden Sie hier.

Leben in Stärke

Die höchsten Ziele nennt man Vision, weil sie in Bildern stecken. „Im Flow leben, der so ist, wie die schöne blaue Donau!“ – diese Vision hat heute früh im Telefoncoaching eine Klientin mit mir entwickelt, und ich freue mich schon sehr darauf, was sich jetzt tun wird im Leben dieser jungen Frau. Ziele und Ziel-Visionen sind Befehle ans Unterbewusstsein, die Antennen neu auszurichten und entsprechend ändert sich der Lebensstil – und das, was Sie durch ihn erzeugen.

Befehle wirken mehr als 1000 Bitten

Der Chef der Baufirma, die sich traute so ein provokantes keckes Klartext-Schild aufzustellen, zeigte sich der BILD-Zeitung gegenüber sehr befriedigt. Seitdem das Schild da stehe, habe niemand mehr unbefugt die Baustelle betreten. „Hier ist es lebensgefährlich. Wir arbeiten mit Kränen, Baggern, bohren Löcher. Es können Menschen sterben. Ich wollte damit abschrecken“, sagt er.

Kleine Geschichte zum Wochenende mit besten Grüßen vom besten Coach!

Dr. Fiona Waltraud Berle – Sie haben mehr Macht, als Sie denken.