Perfektionismus und Perfektion

 

Sind Sie Anhänger des Perfektionismus oder haben Sie kreative Lust an Perfektionierung?

Was ist der Unterschied, fragen Sie? Jaha, der Unterschied ist spielentscheidend für den Fall, dass man erfülltes, gelingendes Leben will. Schauen wir mal genauer hin:

Der Perfektionist und Zwangscharakter

Perfektionismus strebt mit Tunnelblick nach möglicher Perfektion und Fehlervermeidung. Der Perfektionist will alles „richtig“ machen, weil er Riesenangst hat vor Fehlern und damit verbundener Strafe. Perfektionisten wirken auf uns, als hätten sie einen Stock im Hintern. Sigmund Freud würde gesagt haben, Perfektionisten hat man in ihrer analen Phase entwicklungsgestört. Die „anale Phase“ nannte er jene frühe Zeit der Kindheit, in der wir Kontrolle über unsere Schließmuskeln erwerben und damit den ersten Schritt in ein autonomes Leben tun.

Wir lernen, ICH zu sagen, wir brauchen keine Windeln mehr, sondern erledigen das große und kleine Geschäft mit unseren Stoffwechselprodukten souverän willensgesteuert. Danach können wir aufgerichtet die Welt erobern, und das tun wir, weil es uns Spaß macht.

Werden Kinder in dieser Zeit überpampert, verzögert sich dieser Reifungsvorgang. Wird der Prozess aber mit Zwangs- und Dressurmaßnahmen forciert, entsteht der „anale Charakter“, dem der Spaß geraubt ist. Das sind Leute, die buchstäblich den Hintern zusammenkneifen, die nach Freud einerseits geizig sind, nichts hergeben wollen und die andererseits die Welt zwanghaft kontrollieren wollen – so wie es ihnen selber geschehen ist.

Das sind Leute, die zwanghaft meditieren, zwanghaft arbeiten, zwanghaft Sex betreiben, Leute, die nie den Flow erleben, der schließlich freudiges Loslassen und Hingabe ans Tun, an den Moment bedeutet. Das sind auch Leute, die im Dienste vermeintlicher Gerechtigkeit mit Diktatur-Mitteln für Gleichheit sorgen und am liebsten alles vernichten wollen, was nicht den eigenen Vorstellungen von Leben entspricht.

Schwarzseher, Zweckpessimisten, Nörgler

Perfektionisten nehmen wir als Nörgler wahr. Sie wirken unersättlich in ihrer Bedenkenträgerhaftigkeit, kaum je zufrieden zu stellen, immer gibt es ein „mmh, ja, vielleicht, ABER ….Nein, so geht das nicht!“ Ein Perfektionist nervt. Eigentlich müssten solche Leute vor lauter Zwanghaftigkeit permanentes Rückenweh haben und Krampfadern insbesondere auch an den Sitzflächen. Und dabei meinen die es GUT! Doch! Perfektionisten sind eigentlich Perfektionierer, Optimierer. Sie wollen durch Kontrolle erzwingen, dass die Dinge bestmöglich laufen. Und sie lassen einfach keinen Spielraum. Ja, man kann sagen, sie geben dem Glück keine Chance, dem Zufallsfund misstrauen sie, etwaige schwarze Schwäne würden sie aus der Statistik rausradieren. Noch beim Tanzen verfallen sie in den Stechschritt.

Sie kennen solche Lehrer? Ihr Vater war auch so einer? Der nie, nie, nie loben konnte? Ach Sie selber? Sie erkennen sich? Ein wenig? Ja? Dann ist die gute Nachricht: zur Rettung ist es nur ein kleiner Schritt! Lesen Sie getrost weiter:

Der Perfektionierer und die Lust an Perfektheit

Perfektheit und Perfektionismus – das sind geradezu zwei Welten. Den Wandel vom Perfektionisten-Meckerer zum Perfektionierer schaffen zwei Worte mit jeweils 3 Buchstaben. Das eine Wort heißt WIE. Das zweite Wort heißt WAS. Was will ich eigentlich erreichen, was strebe ich an, was ist mein Ziel?

Perfektionismus-Anhänger verlieren oft das Ziel aus den Augen. Sie hacken stattdessen auf dem Prinzip herum. Und auf den Nerven der Mitlebenden. Und auf den eigenen Lust-Nerven. Sie beißen sich fest und haben die Freude am Prozess und am Schaffen verloren.

Perfektionierer haben Lust am Spiel, und sie spielen sogar mit der Perfektheit, sie wollen Erfolg und Zielerreichung, aber sie freuen sich womöglich an den Fehlern, weil man aus den Fehlern am besten lernt, wie man keine mehr macht. Die besten Perfektionierer der Welt sind kleine Kinder, die mit enorm viel Durchhaltevermögen das Gehen lernen.

Also daran sollten wir denken, wenn wir uns wieder mal in etwas verbeißen wollen, weil alles schiefgegangen zu sein scheint.

Ok, um diese Allerschlimmsten auch noch zu erwähnen: Das Gegenteil der Perfektionisten und Perfektionierer, das sind die Nichtstuer. Die Garnichtstuer, die es lieber nicht probieren mit dem aufrechten Gang. Nicht, weil es schiefgehen könnte, sondern weil es im sitzenden Zuschauen schließlich auch irgendwie funktioniert.

Wie Sie den Perfektionismus überwinden

Angenommen, Sie haben sich hier nun als Zwangscharakter erkannt und sind erschrocken …. alles ist wandelbar! Unsere drei Kopforgane machen es möglich. Nichts am Menschen ist in Stahl gegossen. Wir haben Gehirne, die wie ein Perpetuum Mobile funktionieren und Änderungen, Wandel ermöglichen, solange der Sauerstoff die Zellen flutet.

Mehr über die Gehirne hier.

Weiterführende Links:

Etwas über die beglückende Wirkung von Zielen.

Noch was über schwarze Schwäne.

Und ein Märchen zur Steigerung des Muts.

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