Körpersprache besser nicht disrespectful

Mit Körpersprache „spiegeln“ oder provozieren

 

Körpersprache ist vielsagend! Nonverbal und häufig vollkommen unbewusst zeigen wir uns der Welt über unsere Kleidung, unsere Mimik, unsere Bewegungen im Kontakt mit anderen Menschen. Wir geben Statements ab, wir signalisieren, was wir wirklich fühlen, denken, indem wir andere „spiegeln“ oder uns dem verweigern, wie es der Herr Selenskyj bei seiner Visite im Weißen Haus im Februar 2025 tat. Es gab einen Eklat. Hat er den Rausschmiss gezielt provoziert?

Schauen wir mal genau hin!

Kleidung ist Körpersprache

 

Wer zu einem Sieger kommt und von dem Angebote erwartet, muss sich anpassen. Wer sich nicht anpasst, will provozieren.

Selenskyj kam nach Washington ins Weiße Haus in seiner Kampfmontur, Pullover, alles dunkel, Freizeithose. Sieht so ein Präsident aus? Das kennt die Welt anders. Aber Selenskyj natürlich ist ein Krieger, er muss aussehen wie ein Krieger, denn das ist sein Markenzeichen.

Und das im konservativen Amerika! Ein unrasierter Typ mit Klamotten, die mindestens aussehen wie „second hand“! Nennt sich Präsident!

Wenn man sich den Film des Treffens im Weißen Haus anschaut, sieht man es sofort: Trump und Vance klassisch im blauen Anzug, weißes Hemd Krawatte. Selenskyj markiert den Krieger.

Das fand nicht nur Trump respektlos, sondern das ist es auch: Unhöflich. So agiert jemand, der auf Krawall aus ist.

 

Körpersprache verrät, was wir fühlen und meinen

 

Als ich mal in den 1990er Jahren in Hamburg an der Rothenbaumchaussee ein Gespräch mit meinem damaligen Chef hatte, dem Programmdirektor des NDR, sah das ähnlich aus, wie beim großen Eklat in Washington:

Der Chef lehnte sich zurück, je mehr ich mich – Billigung und Aufmerksamkeit heischend –  vorbeugte und sprach und die Rede mit lebhaften Handbewegungen unterstrich. Der Chef lehnte sich zurück.  Er hatte am End die Hände auf den Stuhllehnen und hielt sich dort fest. Ganz furchtbar. Ich wusste damals nicht, was „Spiegeln“ ist.

Hätte ich es gewusst, wäre ich vielleicht heute noch dort als altgedientes Redakteurinnen-Fossil, wäre unaufhaltsam aufgestiegen in der Hierarchie! So aber musste ich kündigen, weil ich es dort nicht mehr aushielt. Ich hatte den Chef provoziert ohne es zu wissen!

Viele Missverständnisse haben hier ihre Ursache. Menschen suchen Gespräche, wollen gefördert, befördert werden, meinen, sich gut und angemessen zu benehmen. Das Unterbewusstsein aber haut halt über die Körpersprache ungeschminkte Wahrheit raus.

Das „Spiegeln“ in der Sozialpsychologie

 

Das „Spiegeln“ machen wir unbewusst. Es kann Türen öffnen. Wir können es auch bewusst und strategisch einsetzen. Um Türen zu öffnen oder sie zu schließen.

Indem wir die Körpersprache unseres Gesprächspartners leicht versetzt, tendenziell „nachmachen“. Dieses Nachmachen nennt man in der Sozialpsychologie „Spiegeln“.

Üblicherweise spiegelt der Rangniedrigere den Ranghöheren. So bezeigen wir Respekt. So schaffen wir gute Atmosphäre und die Basis, um  in Führung zu gehen und womöglich unsere Ziele zu erreichen.

Strategisch ist es also, erst einmal zu spiegeln. Sobald das Gegenüber zurückspiegelt, ist die Stimmung gut, Vertrauen herrscht. Nun testen wir die Lage aus: Sie könnten etwa eine ungewöhnliche Bewegung machen, eine Art Ausfallschritt. Sie könnten den Stuhl bewegen und die Beine übereinanderschlagen. Macht das Gegenüber ihre Bewegungen nach, heißt das, dass Sie nun in Führung sind. Nun freuen Sie sich und bringen vor, was Sie vorbringen wollten.

Vorteile schaffen und nutzen

 

Sie manipulieren nicht, wie manche behaupten, sondern haben Regeln der Kommunikation für sich genutzt.

Nehmen wir an, mein Chef damals hätte sich eine Zigarette angezündet, dann hätte ich, spiegelnd, seine Bewegungen leicht zeitversetzt so ein bisschen nachgeahmt. Er rauchte gar nicht. Und er bewegte sich kaum.

Aber hin und wieder strich er sich durchs Haar, griff sich an die Krawatte, setzte sich im Stuhl bequemer hin, zog die Augenbrauen hoch, hüstelte, rieb die Hände aneinander …. und so fort. Etwas passiert immer.

Es geht darum, durch „Spiegeln“ Vertrauen zu schaffen.

Hätte ich das Verhalten des Chefs dezent nachgespielt, hätte er sich wohlgefühlt und gefunden, dass ich doch eine wahrhaft nette Person bin und als Redakteurin gefördert werden sollte.

Ich hätte in dem Medienkonzern vermutlich über kurz oder lang sowieso gekündigt, weil diese Art des staatlich geförderten Journalismus zu mir und meinem Freiheitsbedürfnis nicht passte.

Ich hätte es leichter haben können! Ich habe das aus Unwissenheit nicht getan, sondern das Gegenteil von allem, genau, wie der Selenskyj in Washington.

Der Boss macht keinen Bückling

 

Wer „oben“ ist, spiegelt erst mal nicht. Wer“unten“ ist und einen Bückling machte, würde übertreiben. Das wäre kontraproduktiv, das darf man nicht tun beim Spiegeln. Erzwungener Rollentausch ist verheerend für jede Beziehung. Übertreibung beim Spiegeln ebenfalls.

Im normalen Leben spiegelt der Rangniedrigere den Ranghöheren. Und wenn der Höhere gewogen ist, spiegelt er manchmal sogar sympathisch zurück. Das bildet Vertrauen.

Jetzt könnten Sie sagen „Pfui Teufel, wie eklig ist das denn?“ Das wäre aber belanglos, weil das keine interpretierfähigen Phänomene sind, sondern sozialpsychologische Fakten. Sie können es ausprobieren und werden merken, dass es wirkt.

Wenn Sie es mit einem unsympathischen aber irgendwie wichtigen Menschen zu tun haben: Spiegeln Sie ihn mal behutsam. Sie werden sofort Stimmungsverbesserung bemerken und könnten entsprechend Vorteil für sich daraus ziehen.

Beziehungs-Flow unter Gleichgestellten sieht man daran, dass sie sich wechselseitig spiegeln. Teamplayer im Sport spiegeln sich andauernd, woraus der Teamgeist resultiert. In Berufsverbänden finden sich „wir Ärzte“, „wir Anwälte“. Wenn eine Frau zu einer Frau „wir Frauen“ sagt, dann spiegelt sie, wenn ein Mann zu einem Mann „hei, Alter, wir sind doch Kerle“ sagt, dann liegt Spiegelung vor.

Blonde elegante Frauen mögen blonde elegante Frauen lieber als Schwarzhaarige mit Locken und zerrissenen Jeans. Oder? Was kennen Sie da von sich?

 

Sitzen ist Körpersprache

 

Selenskyj benahm sich wie der Boss. So wie ich damals  Ich allerdings war naiv und ungeschult. Fragt sich, ob Herr Selenskyi naiv ist. Immerhin hat er Schauspieler gelernt und dürfte um diese Dinge wissen.

Selenskyi saß in Washington auf seinem Sessel leicht zurückgebeugt, die Arme verschränkt und das sogar so, dass seine Hände fast unter den Achseln verschwanden.

Vize-Präsident Vance leicht vorgebeugt, die Hände locker aneinander gelegt. Auch Donald Trump leicht vorgebeugt.

Trump in der Mitte gestikulierte, er hat die Ansage, ganz klar: Er ist der Ranghöchste da. Vance spiegelt ihn, auch hier ist das eine unbewusste Sache, weil wir alle diese Dinge unbewusst machen.

Selenskyi spiegelt ihn nicht. Ganz im Gegenteil: Als Trump ihn sogar kurz begütigend an der Schulter berührt (wie das sehr gute Verkäufer auch tun oder Männerfreunde unter sich), fuchtelt er abwehrend rechthaberisch mit den Händen herum, weicht leicht zurück.

Ob er das bewusst oder unbewusst machte? Ich hörte, man habe Selenskyi auf diplomatischem Wege vorher gebeten, einen Anzug zu tragen. Das zu verweigern, war der erste Affront.

Wollte Selenskyi den Beziehungsabbruch?

 

Das ist die Frage, er benahm sich vollkommen so, als hätte er diese Absicht gehabt.

Schließlich ist er gelernter Schauspieler und dürfte wissen, was dieses Körpersprache-Spiegeln bedeutet und wie man es bewusst einsetzen kann.

Also hat er sich vermutlich voller Absicht aufgeführt, als wäre er ein trotziges Kind.

Er kam in seiner Kampfmontur ins Weiße Haus, „disrespectful“, fand Trump das zu Recht. Der Ukrainer führte sich auf wie ein Gleichberechtigter, wie ein Boss. Saß steif zurückgebeugt, die Arme über der Brust verschränkt, die Abwehr in Person, ein großes Nein …

Er unterbricht Trump andauernd und schaukelt so die Nichtkompatibilität geradezu hoch.

Will er überhaupt einen Frieden heimbringen, das ist die Frage? Ich glaube, er wollte den geplanten Vertrag torpedieren.

Wer ist Selenskyi noch, wenn die beiden großen, Putin und Trump, einen Frieden aushandeln?

Ich glaube, dann ist Selenskyi niemand mehr – was seine Inszenierung im Weißen Haus erklären könnte.

Entweder hat er das absichtsvoll getan oder unbewusst. Er hat den Rausschmiss jedenfalls proviert.

Dieser Mann will kein Friedens-Ende dee Ukraine-Krieges.

Weiterführende Links

 

Das ganze Video können Sie anschauen bei Welt.de

Brauchen mächtige Männer Psychokram?

Ist Selenskyi authentisch? Wie wird man es?

Und hier ist der Weg zu einem ersten Telefonat mit mir: coach@dr-berle.de

2 Kommentare
  1. Carl-Friedrich Keding sagte:

    Ich folge Ihnen nicht. Da es um den Abschluss eines völkerrechtlichen Vertrags und um den völkerrechtlichen Grundsatz der Selbstbestimmung der Nationen ging, durfte Selensky als Gleichrangiger agieren. Trumps Führungsanspruch mag faktisch vorhanden gewesen sein, entbehrte aber der ethischen Grundlage. Das ist typisch bei Narzissten wie Trump und kommt auch im Berufsleben öfter vor.

    Antworten
    • Dr. Waltraud Berle sagte:

      Sonntagsgruß, Herr Keding, und Danke für Kommentar! Sie müssen meiner INTERPRETATION nicht folgen. Aber die körpersprachliche Analyse, um die es mir ging, an der halte ich fest. Ich bin keine Völkerrechtlerin, sondern mit psychologischen Dingen Expertin. Das Treffen im Weißen Haus war ein Lehrbeispiel, wie Kommunikation scheitern kann. Oder wie man sie scheitern lassen kann. Die Rangordnung wurde missachtet, da muss ich Ihnen aus psychologischer Sicht widersprechen: Selenskyi ist mit Trump nicht gleichrangig. Er ist der Jüngere, er kam als Bittender, er kam als Gast. Er hat sich in jeder Hinsicht „disrespectful“ verhalten. Und, so meine Interpretation: mit voller Absicht.

      Narzissmus: ich habe darüber hier schon öfter geschrieben. Das ist ein sehr harter Begriff aus der Psychopathologie, den man nicht inflationieren sollte, weil dadurch echte Narzissten verharmlost werden. Echte Narzissten sind kranke Menschen. Der Begriff ist kein gutes Schimpfwort, auch wenn viele Journalisten ihn bgeistert auf den „bad guy“ Trump anwenden.
      https://dr-berle.de/narzissmus-ist-kein-gutes-schimpfwort/

      Trump ist, wie alle Leader, absoluter Egozentriker und hyper-selbstbewusst.
      Meinen Sie, der Herr Selenskyi nicht? (-: Ja, die Grenzen zur Unerträglichkeit sind da fließend.
      die Frage ist im persönlichen Leben, wie ich schrieb: WIE gehen wir damit um.

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