IQ-Test im Coaching

IQ-Test rettet vor der kinderpsychiatrischen Betreuung

Sie wissen, wenn ich hier aus der Praxis plaudere, sind alle Rahmendaten, Ortsangaben, Namen fingiert. So wird Diskretion gesichert. Hier erzähle ich eine Geschichte über einen hochbegabten Jungen, den ein IQ-Test vor der Stigmatisierung als neurotischer Schulverweigerer bewahren wird. Mit einem IQ-Test wird ermittelt, wie hoch intellektuelles Leistungsvermögen im Vergleich zu anderen ist.

Julian ist womöglich hochbegabt

Der Junge, von dem ich heute berichten will, heißt also nicht Julian und er lebt auch nicht in Rosenheim. Der Junge hat liebevolle Eltern. Der Papa ist mein Klient. Selbstverständlich kommen in meinen Coachings auch alle Probleme aus den beruflichen und privaten Kontexten zur Sprache, in denen Menschen als soziale Wesen ja stehen. Wie viele meiner Klienten ist auch dieser Mann,  Anfang 50, Physiker, nach meiner Einschätzung hochbegabt. Wie viele meiner hochbegabten Klienten ist eines seiner Probleme der Selbstzweifel: „Ich hochbegabt, naja, weiß nicht, ist das wichtig?“

Hochbegabung? Lesen Sie mehr hier. Klarheit über die Qualität des eigenen Verstandes zu haben, gehört für mich zur Potenzialarbeit im Coaching. Selbstbewusstsein und Selbstwertgefühl resultiert aus der Klarheit übers eigene Können und Vermögen und verhindert deprimierende Fehleinschätzungen.

Wie wichtig das ist, zeigt Julians Geschichte.

Julian rauft sich die Haare und geht nicht zur Schule

Julian ist 11 Jahre, hat schon einen bundesweiten Mathematikwettbewerb für seine Schule als Bester absolviert, trainiert mit enormem Zeitaufwand für eine Zauber-Show und kann inzwischen 85 Liegestützte am Stück machen.

Ich habe früher viele Selbstbewusstseins-Trainings für hochbegabte Kinder zwischen 9 und 14 Jahren gehalten. Ich glaube, ich habe noch nie einen dermaßen zielbewussten Jungen kennengelernt.

Julian, so berichtet mir der Vater eines Tages mit sehr besorgter Stimme, will nicht mehr zur Schule gehen. Jeden Montag sträubt er sich, man muss ihn förmlich zwingen. Das bricht diesen Eltern fast das Herz. Ich erfahre dies und das über den kleinen Julian und es ist der Moment, an dem ich energisch zu einem IQ-Test rate.

IQ-Test – wann man ihn macht

IQ-Tests macht man dann, wenn es den betroffenen Menschen nützt. Es ist im Grunde albern, aus reiner Neugier im Internet einen Test zu machen, von dem man nicht weiß, ob er in sich valide ist. Bezüglich der Aussagekraft ist er das schon allein deswegen nicht, weil man am häuslichen Bildschirm Wissensfragen schnell im Internet recherchieren kann. Damit ist das Testergebnis verfälscht, man täuscht sich selber. Besser ist es jedenfalls, einen Test bei Fachleuten zu machen. Der Hochbegabten-Verein Mensa bietet Tests in verschiedenen Städten an. Diplomierte Test-Psychologen finden sich außerdem im Internet. Die Kosten sind mit um die 300 Euro überschaubar.

Ist Julian neurotisch statt hochbegabt?

Julian brauchte den Intelligenz-Test immer dringlicher, weil er sich immer hartnäckiger weigerte in die Schule zu gehen. „Die Mädchen lachen mich aus. Ich muss immer weinen, aber das geht doch nicht, dann lachen die ja noch mehr.“ Meine Ferndiagnose hieß: „Der Junge langweilt sich zu Tode. weinen muss er deswegen und nicht, weil er eine Angststörung oder Ähnliches hat.“

Die Lage spitzte sich enorm zu, als schulbehördliche Stellen den Eltern mit Jugendamt drohten und vorschlugen, den Julian in eine kinderpsychiatrische Betreuungsgruppe zu stecken. Ich war entsetzt. Wer in dieses Netz gerät, bleibt darin hängen.

Julian geht zum IQ-Test

Endlich war es so weit. Die Eltern glaubten mir und waren nun bereit, ihren Sohn testen zu lassen. Für Kinder und Jugendliche mit Schulproblemen sind IQ-Tests, jedenfalls bei Verdacht auf Hochbegabtheit, wichtig als hieb- und stichfestes Argument gegenüber den mächtigen Schulbehörden.

Eine Testpsychologin in der Nähe war für Julian gefunden, ein Termin abgemacht. Julian ging neugierig und erwartungsvoll hin, auch wenn er nicht wusste, wieso und warum.

Nach den zwei Stunden bei der Psychologin berichtete er, es sei merkwürdig gewesen. Er habe sehr viele Fragen beantwortet, nicht klar sei ihm, für was eigentlich. Allerdings habe er mehr und mehr den Verdacht gehabt, dass es beim Antworten auf Zeit ankomme. Deswegen habe ihn schon sehr geärgert, dass die Psychologin immer so circa 4 Sekunden zu spät auf ihre Stopp-Uhr gedrückt habe. Das sei doch wohl ungerecht?

Das sind aus meiner Sicht typische Reflexionen eines überdurchschnittlich begabten Kindes. Viele würden sie altklug nennen – tatsächlich sind sie eben jung-klug.

Test-Ergebnis – „Ach hätte ich nur mit Ihnen gewettet!“

Julian hat bei seinem Intelligenz-Test phantastische Werte erreicht. Im Allgemeinen liegt sein IQ bei 137, einen zusätzlichen Test für sprachliche Sonderbegabung absolvierter er mit 146. Die Testpsychologin meinte, es sei kein Wunder, wenn er mit solchen Werten in der Schule missverstanden würde – ja, das hat sie gut ausgedrückt! Ich habe dem Vater rückgemailt: „Ach wie ärgerlich, dass ich vergaß mit Ihnen zu wetten!“ Ich hätte haushoch gewonnen!

Das sagen Zahlen über Intelligenz

Deutsche Akademiker haben im Durchschnitt einen IQ von 110 – kann sein, es gibt Akademiker, die einen IQ von 90 haben, andere sind hochbegabt. So gleicht sich’s aus beim Mittelwert. Lehrer dürften also selten hochbegabt sein, weil Hochbegabung ohnehin selten vorkommt.

Wer bei einem IQ-Text auf 130 Punkte kommt, ist nach traditioneller Auffassung hochbegabt. Normale IQ-Tests sind bei 145 Punkten ausgereizt. Wenn jemand, wie Julian, diese Zahl erreicht, dann gehört er zu den so definierten Höchstbegabten. Für diese schlauen Köpfe gibt es Spezialtests.

Was ist jetzt, wenn Sie aber – wie eine Klientin – nur 119 Punkte erreichen?

Dann gehören Sie zweifellos zu den überdurchschnittliche begabten Menschen. Und möglicherweise haben Sie den unpassenden Test gemacht. Der Test, den meine Klientin absolvierte, enthielt viele mathematische Aufgaben, bei denen Sie – eine sehr radikale Schulverweigerin – schlichtweg aus Wissensmangel scheiterte. Außerdem hat sie den Test in großem Stress gemacht.

Julian muss an eine Begabtenschule dürfen

Das wird nicht leicht, denn es gibt leider in Deutschland viel mehr Betreuungs-Einrichtungen für minderbegabte Menschen und Kinder mit sozialen Defiziten aus Problemfamilien.

Julian wird vermutlich weit reisen müssen oder aber in eines der Spitzen-Internate wechseln, die nicht nur für Reiche da sind, sondern auch Stipendien bieten für hochbegabte Schüler – allein um den Standard und das Image zu sichern.

Julians Eltern haben nun beste Argumente, um ihren wundervollen Jungen vor der Stigmatisierung als „betreuungsbedürftig“ neurotisch zu schützen. Und sie werden es tun.

Denn er ist nicht ein Betreuungsfall, sondern High-Potential und wird von der Welt gebraucht.

Bravo!