Durchstarten

 

Durchstarten für Würde und Freiheit

Durchstarten, Leben gestalten, ja, das ist eine Sache von Würde und Freiheit, den Hintern hochzunehmen, das ergibt sich im Grund alles aus den Neurowissenschaften. Mal von Kant abgesehen, der ja Aufklärung definierte als Auszug des Menschen aus selbstverschuldeter Unmündigkeit. Selbstverschuldet, was man sich alles zumuten lässt! Alles Willenssache. Und der hochzunehmende Hintern sitzt im Kopf!

Neurowissenschaftliche Haupterkenntnisse

Die Aussage mit dem Hintern im Kopf ist sehr komprimiert die Zusammenfassung der neurowissenschaftlichen Haupterkenntnisse: wir haben mit dem Großhirn, dem Stammhirn = Limbisches System und dem Reptilienhirn drei große Organe im Kopf, die wundervoll zusammenwirken. Und die sachlogisch ergeben, dass Körper und Geist in engem lebhaftem Wechselspiel stehen. Unser Großhirn arbeitet auf Hochtouren aus zwei Gründen: Wenn wir Angst haben sucht es im Turbozustand nach Lösungen. So entstanden die Grundlagen unserer Zivilisation. Zweitens: Wenn wir uns begeistern, arbeitet das Großhirn irgendwie noch lieber und schaltet wieder den Turbo ein auf der Suche nach kreativen, innovativen, kecken Lösungen. Man könnte sagen: es tanzt nun, anderenfalls kämpft es für uns.

Anpassen und Chillen sind die Vorstufen zum Tod

Aus beiden Befindlichkeiten heraus starten wir durch: aus der Angst werden wir aktiv und aus der Begeisterung, die auch Furor genannt wird. Sieben Zeilen weiter erkläre ich den Furor!

Umgangssprachlich gesagt: Wir nehmen den Hintern hoch und kommen in Aktion. Und Aktion gefällt allen drei Kopforganen ganz besonders: weil der aktivierte Körper in Bewegung Wohlgefühl erzeugt, wir das Zellenkribbeln empfinden und weil dann im Limbischen System die dort sitzenden Drüsen Glückshormone ausschütten, sodass auch das Großhirn damit geflutet wird und sofort anfängt zu denken, zu planen, Projekte zu entwerfen. Naja, dann freuen wir uns und fühlen uns lebendig. Wer nur chillt, wird dagegen immer lahmer und auch dicker. Wer lahm durchs Leben schleicht, aktiviert sein Großhirn nicht und es kann leicht und früh in Demenz verfallen. Bewegung – emotional, körperlich und intellektuell – hält uns frisch und jung, lässt uns gesund sehr alt werden. Die legendäre Nun-Study von David Snowdon sollten Sie dazu mal lesen. Der beweist das.

Der Hintern sitzt im Kopf – es lebe der Furor

Diese meine plakative Aussage macht den Zuhörern immer großen Spaß. Der Furor für uns Menschen, das persönliche Feuer, ist für uns das, was der Treibstoff für Raketen ist.

Furor heißt im Lateinischen Wut und Begeisterung, beides. Deswegen liebt unser Großhirn sowohl unsere Wut, wie auch unsere Begeisterung und kann in tolle Fahrt kommen. Es lahmt und hängt fest im Verwaltungsmodus, wenn wir gar nichts empfinden und wie Zombies durchs Leben schlurfen. Wenn wir also „cool“ tun, wie es leider Mode ist. Leute, die nur cool tun, die kann man leicht manipulieren, die haben keinen Zugang zu ihrem Gefühl und das Gefühl ist Ruder und Lenkrad gleichzeitig in unserem Leben. Die Verbundenheit zum Gefühl, zum Bauchgefühl, zur Intuition ist die Hauptvoraussetzung für Selbstsicherheit, Autonomie, starkes Selbstvertrauen.

Ja, wir haben alles, was wir brauchen, um Raketen zu sein. Das ist reine Hirnmechanik. Deshalb sage ich: Der Hintern, den Raketen zum Starten hochheben, weil die Flammen schlagen, der sitzt bei uns im Kopf.

Durchstarten ist Willens- und Entscheidungssache

Wer bin ich, woher komme ich, zu wem gehöre ich und wohin will ich? Das sind alles Freiheitsfragen mündiger erwachsener menschen. Wer die Antworten über sich weiß, strahlt Authentizität aus und wird auch Erfolg haben. Und Freude am Leben und ein klares Bild vom eigenen Wert, wird auch Werte setzen und durchsetzen. Keine innere Kündigung, keine Unterwerfung! Stattdessen kreatives Verhalten und Teilhabe an der Welt, auch an der Politik. Stattdessen Gestaltung.

Kreatives bewegtes Leben hält jung

Kein Duckmäusertum. Duckmäusertum macht alt und gramvoll. Ehrlich gesagt schockiert mich die Teilnahmslosigkeit, die die maskenverhüllten Menschen ausstrahlen. Kaum jemand lächelt, kaum jemand schaut her, schaut in die Augen der Gegenüber. Zugeknöpft wie autistisch, gefühlsverarmt rennen die Leute durch die Läden, schleichen sie geduckt durch die leeren Fußgängerzonen. Ja, wie Zombies ohne Willen.

„Fragen Sie sich immer und grundsätzlich, ob das, was Sie machen, Ihnen Freude bereitet“, riet die smarte US-Schauspielerin Goldie Hawn einmal in einem Zeitungsinterview, einige Jahre ist es schon her.

„Ich rede nicht von den kleinen Widrigkeiten…ich rede vom Grundsätzlichen. Bringen die Dinge noch Freude oder aber Frust? Wenn Letzteres: Kill them! Definetely kill them! Da darf man nicht zögern! Wenn man so eine Entscheidung getroffen hat, beginnt eine harte Phase. Aber härter, als den Frust notorisch auszuhalten, ist sie nicht.“ Wieder so ein scheißamerikanisches Optimistengeschwätz?

Nein, ich finde das großartig. Besser kann man es nicht ausdrücken. Denn keine Entscheidung zu treffen ist auch eine Entscheidung, aber eine feindliche. Handeln Sie, entscheiden Sie, machen Sie Fehler, lernen Sie daraus. Handeln ist immer besser als Räsonnieren und planen. Hören Sie auf Ihren Bauch!

Ihre Entscheidung, ob das Glas halb leer oder halb voll ist. Das ist auch Ihre Freiheit.

Spüren Sie hin: Macht Ihnen das Leben Freude? Wenn nicht, ist es wieder mal Zeit für Sie, durchzustarten. Und das ist Ihre Freiheit, ist Ihr Glück.

Weiterführende Links:

Mehr über die 3 Organe im Kopf

António Damásio über Descartes’ Irrtum

Und hier eine Mutmachergeschichte gegen die Corona-Angst zum Zuhören