Sei geduldig ungeduldig
Kapitel in diesem Beitrag:
Wie jetzt? Geduldig oder ungeduldig?
Milliardäre wissen, dass nichts über Nacht passiert. Tatsächlich brauchen die meisten Milliardäre Jahrzehnte, um erfolgreich zu werden. Während Geduld für ihre Langzeit-Ziele genutzt wird, sind erfolgreiche Leute bei der Umsetzung kurzzeitiger Ziele sehr „ungeduldig“. Sie beharren hier auf Schnelligkeit und Effizienz. Was heißt also „ungeduldig“ und „geduldig“ wirklich?
Es wird Zeit, die beiden Begriffe neu zu definieren. Lesen Sie mehr.
Was ist eigentlich Geduld?
Ich lernte in der Kindheit, ich solle geduldiger werden und sein.
Später konnte ich die etymologischen Wörterbücher benutzen und erkannte, dass Geduld ein Wort ist, das mit „Aushalten, Erleiden“ zu tun hat. Das kam mir sehr sehr bekannt vor: Ich habe quasi die ganze Schulzeit von 13 Jahren erlitten!
Ich saß da rum und wartete eigentlich, dass irgendetwas passiere.
Es passierte qualitativ nie etwas Neues.
Das Ziel hieß einerseits, die nächste Klasse zu erreichen und am Ende das Abitur.
Dann sagte mir jemand, als ich so 17 Jahre alt war: „Na warte, nach dem Abitur beginnt der Ernst des Lebens!“
Unvergesslich der Schock, der mich durchzuckte. „Wie bitte??!“, so dachte ich, „noch ernster soll das Ganze werden?“
Ich hatte die Geduld gelernt im Sinne von aushalten, abwarten, hoffen. Ich hatte Passivität ohne Perspektive gelernt. Ich war das Kind kleiner Leute und die wussten es nicht besser. Selbstwirksamkeitserwartung fehlte.
Irgendwann und mit Grauen las ich mal den Satz „Hoffen und Harren hält manchen zum Narren!“
Das bezeichnet Opferverhalten. Erst im Studium schaffte ich mir einen Terminkalender an und lernte das langfristige Denken und Planen.
Ungeduld ist Rebellion
Ich lernte auch, dass die Ungeduldigen gefährlich und Systemzerstörer seien.
Ich bin astrologisch Fisch mit Aszendent Schütze und also schon von daher ein impulsiver, zielorientierter und „ungeduldiger“ Mensch. Mich machte das ganze Abwarten zappelig und zornig.
- Man muss den richtigen Zeitpunkt abwarten!
- Man kann nix mit Gewalt durchdrücken!
- Rom wurde auch nicht an einem Tag erbaut!
- Du bist noch zu jung!
- Immer mit der Ruhe!
- Jung gefreit hat oft gereut.
- Blinder Eifer schadet nur.
Das sind Konnotationen, die ich zu „geduldig ungeduldig“ lernte. Zu Babyboomer-Zeiten war das.
Als ich Teenager war, fing die Rote Armee Fraktion RAF ihr Unwesen an. Sie entführten Menschen, überfielen Banken, behaupteten ungeduldige Sachen und ermordeten schließlich den Hanns Martin Schleyer.
Die wollten nicht mitspielen im allgemeinen langsamen Leben. Das verstand ich gut, aber dieser widerliche Mord entsetzte mich. Ich lernte, dass es mörderische Ungeduld gibt, und die widerte mich an. Also ist nicht jede Ungeduld mörderisch, so lernte ich.
Was Strategie ist, lernte ich erst später.
Der lange Atem bei großen Zielen
Den hat man, sobald man strategisch denkt!
Als ich den Faktor Zeit bei der „geduldig ungeduldig“ – Sache erkannte, fing ich strategisches Denken an.
Als ich meinen Lebenszeit-Job im Öffentlich-Rechtlichen Radio hinschmiss, hielten mich wieder viele für ungeduldig. Schon wieder. Aber ich erkannte keine zugkräftigen Ziele dort für mich. Meine Begeisterung für den Journalismus war im bürokratischen Konzern abhanden gekommen.
Daraus läss sich leicht erkennen, dass es großer Ziele im Leben bedarf, um nicht den langen Atem zu verlieren. Der lange Atem heißt: Beharrlichkeit. Das ist das viel bessere Wort für Geduld.
Wer durchhalten will, braucht große Ziele. Wer ohne große Ziele durchhalten will – wofür auch immer – , geduldet und unterwirft sich!
Anders gesagt: Das Geduldigsein, das man mir in Kindheit und Jugend nahebrachte, braucht echte, gute Ziele. Wer nur stillhält und vor sich hin abwartet auf bessere Zeiten, wie das ohne große Ziele der Fall ist, ist passiv und wird zum Opfer letztendlich.
Geduldig ungeduldig ist Erfolgsprinzip
Wir brauchen Beharrlichkeit und insofern Durchhaltevermögen, also echte „Geduld“, wenn wir uns Ziele setzen. Je größer ein Ziel ist, desto mehr Durchhaltevermögen und Veränderungsfreude brauchen wir. Denn große Ziele verlangen persönliches Wachstum.
Es kann sein, dass so ein großes, existenzielles Ziel uns durch enorme existenzielle Tiefen schleudert, dass es uns zu Wachstum zwingt. Es ist sogar wahrscheinlich, dass es so passiert.
Es ist wahrscheinlich, dass wir in dieser Zeit vielen ziellosen Menschen begegnen, die genauso perspektivlos durch ihr Leben rutschen, wie ich damals als Schülerin, die nur aufs Abitur wartete und keine Vorstellung hatte, was davor oder danach kommen könnte. Nicht dumm, sondern einfach uninformiert.
Solche Menschen sollten wir meiden, weil sie ansteckend sind. Irgendwie ist es ja auch bequem, einfach so durchs Leben zu rutschen, oder? Zumindest scheint es so. In Wirklichkeit vergeuden wir so unser Leben. Es ist alles andere als bequem.
Wenn wir große Ziele und Wünsche verfolgen, brauchen wir Geduld. Ungeduld brauchen wir zur Beschleunigung.
Ungeduld macht schnell und fokussiert
Das ist jetzt der entscheidende Punkt: Ungeduld im Erledigen des Kleinen. Geduld im Sinne des langen Atems. So wird Erfolg.
Mit anderen Worten:
Wenn wir fahren können, sollten wir fahren und nicht blöde rumstehen. Wenn die Ampel grün zeigt, sollten wir fahren: Diszipliniert, wach, umsichtig, professionell.
„Was Du heute kannst besorgen, das verschiebe nicht auf morgen!“
Diesen Satz habe ich auch gelernt als Kind. Allein, mir fehlte die Perspektive. Wieso sollte ich nichts verschieben? Es war doch letztlich egal?! ….
Sobald ein Mensch aber große Ziele hat, ist nichts egal.
Dann lohnen sich das konzentrierte schnelle Schaffen, die Spontaneität, die unkonventionellen Entscheidungen. Wenn Sie das tun, wirken Sie auf andere womöglich rücksichtslos, „ungeduldig“.
Diese anderen machen aber Dienst nach Vorschrift, immer lauwarm, immer gemäßigt, auch wenn es Doppelgrün an einer Ampel zeigen würde. Die merken nicht mal Doppelgrün, weil sie aufs Smartphone glotzen!
Seien Sie geduldig ungeduldig!
Nun haben Sie die Bedeutung des Doppelgrün „geduldig ungeduldig“. Keine Ahnung, woher GROK diese Ampel hat, ich finde sie sehr witzig.
Geduld macht nur Sinn mit einem Ziel oder mehreren Zielen, großen Wünschen, einer Lebensvision.
Nur dann und dann sicher lohnt sich Geduld: Beharrliches Durchhalten und im Kleinen, zähes Arbeiten, Diszplin.
Ohne große Perspektive sind das Opfer- und Sklaveneigenschaften.
Mit Fokussiertheit wird aus Geduld Virtuosität.
„Mühsam nährt sich das Eichhörnchen“, so habe ich auch gelernt und das war falsch.
Eichhörnchen haben das Überleben im Sinn, wenn sie umsichtig ihre Bauten schaffen, einrichten, sichern, wenn sie Nüsschen für Nüsschen zusammentragen. Das sind sehr beharrliche kleine Raubtiere, die Eichhörnchen.
Geduldig ungeduldig ist so betrachtet Doppelgrün – ich meine es nicht politisch, wo Grün eigentlich Rot und Stillstand bedeutet.
„Sei geduldiger!“ ist ein falscher Rat.
Schaffe Dir Ziele und Perspektive und dann gehe diszipliniert und beharrlich an die Verwirklichung – das ist der Rat, den ich gerne mit 30 gehört hätte. Den gebe ich an Sie weiter!
Weiterführende Links
Lesen Sie schnell nochmal nach, warum Ziele solche Antreiber sind!
Warum Geduld oft Faulheit ist und zur Gefahr wird.
Warum es wichtig ist, für Beharrlichkeit sein „Why“ zu kennen!
Im Lifecoaching bei mir steht die Beantwortung von „Wer bin ich“ und „Wozu bin ich“ im Mittelpunkt. Das gibt Schubkraft.
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