Ist der Schwarm intelligent oder dumm?

Schwarmforschung

Bücher darüber werden gerne zitiert.  Vor allem freut sich der Menschen-Schwarm, wenn er hört, er sei intelligenz: Schwarmintelligenz gibt es bei Zugvögeln. Bei Menschen gibt es den Herdentrieb. Vielleicht hören sie aber auch nur nicht auf elektromagnetische Orientierungssignale? Oder es gibt keine starken Führungspersönlichkeiten unter Menschen, bei den Zugvögeln und Walen aber schon?

Herdentrieb statt Schwarmintelligenz

Bei den Menschen folgen die meisten am liebsten irgendwelchen Moden. Warum? Forscher der ETH Zürich haben das Phänomen untersucht: Menschen ändern ihre Meinung schnell, sobald sie merken, andere haben andere Ansichten. Herdentrieb erzeugt Finanzkrisen. Individuen vertrauen nicht mehr ihrem Instinkt. Sicherheit geben dann klare Anweisungen von sichtbaren Führern. Und diese stehen, auch das ein Ergebnis der Schwarmforschung, interessanterweise immer an den Rändern des Schwarmes. Veränderungsimpulse gehen von dort aus.

Starke Individuen lenken den Schwarm

Weil es eben nur wenige gibt, die sich trauen, am Rand zu stehen. Weil die meisten die Wärme der Herde lieben, das eigene Hirn ausschalten, lieber im Chor singen, als das eigene Lebenslied zu erspüren und auf individuelle Art zu singen. Auch Zugvögel fliegen in V-Formation und nicht im ungeordneten Pulk. Es hängt vom Gestaltungswillen Einzelner ab, was der Schwarm tut, zeigte Jens Krause von der Universität Leeds beim Experiment in einer Kölner Turnhalle:

„Zum Führen eines Schwarms genügt eine Elite von fünf Prozent, die weiß, wo es langgeht.“

Intelligenz ist normalverteilt

Legt man die Gauß’sche Normalverteilung, die Glockenkurve zugrunde, dann ist das ein unabänderliches Phänomen. Es gibt dann rein zahlenmässig eben nur wenige Führer-Persönlichkeiten. Andererseits muss man ja nicht gleich Anführer werden wollen, sein wollen, um den eigenen Kopf zu benutzen und also dieses immense Potenzial zu nutzen. Neben dem Normbereich der Glockenkurve gibt es einen interessanten Bereich für Individualität. Das ist da, wo die Mengen kleiner werden. Bezogen auf die Intelligenzmessung ist vor allem der Bereich rechts interessant.

Schwarmintelligenz?

Freaks und Nerds, das sind die Eigenwilligen, die grundsätzlich ihren privaten Kopf nehmen zum Denken. Ich habe die Hoffnung, dass sich die Welt enorm beleben ließe, wenn die einfach mal laut denken würden. Laut! Politische Lethargie etwa kann nur in Form plump-blöder „Alternativlosigkeit“ (Kanzlerin Merkel) dahinschwelen, solange die Eigenwilligen nur leise rumgrübeln. Dann wird der Chor lauter und lauter und brüllt am Schluss laut, was irgendein Dirigent befiehlt: Irgendeinen Ismus befiehlt er.

Ismus macht unfrei

„Nie wieder Faschismus“ hat irgendwer an das Tor der Thingstätte am Heiligenberg in Heidelberg gekritzelt. Ein echt billiges Banal-Bekenntnis, jetzt, ein Menschenleben später! Albern, kommt’s mir vor. Die Thingstätte ist ein beeindruckendes Bauwerk, das Arbeitsdienstler in der NS-Zeit hochzogen. Damit sollte an unsere keltischen Vorfahren erinnert werden. Bin grade auf einem Fortbildungs-Kongress in Heidelberg. Wenn ich wieder mal herkomme, dann nehme ich einen Edding mit und streiche das Fasch aus. Die Furchtbarkeiten beginnen nämlich bei den Ismen an sich. Jede Verallgemeinerung, jedes Alle-über-einen-Kamm-scheren könnte die Geburt eines Ismus sein. Jeder Ismus kann leicht zur Diktatur werden, was Unterdrückung der Individualitäten meint. DAS darf nie wieder geschehen. Gerade wir Deutschen könnten wissen, wie leicht einem die individuelle Freiheit abhanden kommen kann.

Freiheit braucht Führung

Die ist das höchste Gut. Individuelle Freiheit heißt: Das eigene Lebenslied zu entdecken und zu singen und es als individuelles Puzzle zum großen Ganzen beizusteuern. DAS ist beglückend. Und das einzige, was bleiben wird von Ihnen und mir. Und die Schwarmforschung lehrt uns, dass Richtungsänderungen von den Rändern kommen, das ist dort, wo die Lebenslieder laut gesungen werden.