Prokrastination
Kapitel in diesem Beitrag:
Prokrastination, Opferdenken, Angst und Stolz
Ich wurde dieser Tage wieder einmal auf das Problem der Prokrastination angesprochen. Die sogenannte Aufschieberitis. Die Frage ist: Wo kommt das her, ist das eine Krankheit, ist das ein Symptom für etwas anderes, wenn Sie Ihren Wäscheberg so lange irgendwo herumliegen lassen, bis Sie alles grad wieder waschen können. Anstatt ihn zu bügeln und aufzuräumen. Oder Sie machen und machen diese verdammte Steuererklärung einfach nicht. So wie ich seinerzeit einfach diese Drei-Satz-Aufgaben in der Grundschule einfach nicht machte. Weil ich’s nicht konnte.
Das Angst-Gefühl
Das ist eben die Frage – können wir nicht oder wollen wir nicht, was wir vor uns herschieben? Macht es uns Angst oder Trotz?
Ich begreife die Dreisatzgeschichte – um ehrlich zu sein – bis heute nicht. Wenn ich in so eine Dreisatzgeschichte komme, sträuben sich mir buchstäblich die Haare und ich kriege Fluchtimpulse. Eine absolut lächerliche Reaktion für eine studierte, promovierte und 55Plus-Frau. Genau. Tja, aber es war damals eine sehr verzweifelte Situation: Das Mädchen W. war im Kopfrechnen immer unter den Besten gewesen, plötzlich dieses Komplett-Versagen beim komplexen Dreisatz-Rechnen! Welche Scham, welches grausige Mißbehagen! Da nützt es mir eigentlich auch nicht zu wissen, dass das uralte Gefühle sind, die angetriggert werden in einer bestimmten Situation. Und diese Gefühle tun einfach so, als wären sie aktuell. Ja, ich fühle mich dann schon momentweise wieder wie das Opfer unfähiger Lehrer, die den kindlichen Konflikt nicht kapierten und die damals also auch nicht geholfen haben. Ganz schlecht fühle ich mich, ausgeliefert dem Dreisatz-Zwang und der Scham. Pfui, eine Null auf der Zehnerskala mit Namen Stolz.
Prokrastination und therapeutische Gesellschaft
Hab ich jetzt ne Meise, muss ich zum Arzt, Psychiater, in die Selbsthilfegruppe??
Das ist ein interessanter Begriff, finde ich: Therapeutische Gesellschaft! Das ist eine große soziale Gruppe, durch die Europäische Gemeinschaft noch riesengrößer, die sich einbildet, alles Leid der Welt kurieren zu können. Genauer gesagt: kurieren zu müssen. Au, die Geister, die wir riefen, werden wir jetzt nicht mehr los! Ich glaube, es liegt in Wirklichkeit eine Art Heilungs-Zwang vor. Eine Hybris. Eine Korrektur- und Regulierungsmanie. Man will und wird es in Kreuzteufelsnamen RICHTEN! Das Falsche, die Sünde, den Makel, die Schuld.
Man will unkrumme Gurken züchten, Sie erinnern sich. Man will das optimale Energiesparen und zwingt Millionen Menschen, sich neue Glühbirnen zu kaufen, die eben nicht mehr glühen und den Strom wegfressen, die Bösen. Man will auch optimale Gerechtigkeit. Will Menschen, die dafür gar nicht prädestiniert sind, ermöglichen, Kinder zu gebären. Zeugt Leben im Labor, denkt sogar über Gebärmuttern für Männer nach, die dann geschlechtsneutral Wachstums-Container heißen werden oder so ähnlich. Also ich mit dem Dreisatz-Problem: Ab in die Selbsthilfegruppe! Weg mit dem Übel! Das werden wir Dir austreiben – pardon – wir werden Dich heilen.
Heilzwang durch Mitleid
Mir ist es aber lieber, von meinem klugen Naturwissenschaftler-Sohn zu hören, dieser Dreisatz sei tatsächlich ein ziemlich komplexes Konstrukt. „Eigentlich sauschwer, Mama!“ Na, also, deshalb, kein Wunder und dann noch schlecht erklärt! Schon legen sich die gesträubten Haare wieder und ich bin zurück in meinem Erwachsenen-Bewusstsein. Wer mir jetzt einreden wollte, ich sei ein bemitleidenswertes Opfer, kriegt es aber garantiert mit mir zu tun. Dem würde ich die Meinung sagen! Lösungsorientiert und würdeorientiert! Würde! Also merken Sie sich unbedingt: Wer Sie bemitleidet, will Sie in Wirklichkeit klein machen. So schauts aus. Wer Ihnen einredet, Sie hätten einen an der Waffel, an der Klatsche, ist garantiert nicht ihr Freund, sondern ein therapeutifizierter, eventuell journalistischer Besserwisser.
Freiheit statt Opferdenken und Prokrastination!
Hallo! Sie! Sie mit dem Wäscheberg! Lassen Sie das Zeug einfach liegen oder engagieren Sie sich eine Frau in Altersarmut, die für Sie bügelt! Sie können schließlich mit Ihrer Wäsche machen, was Sie wollen. Ich mit meinem Geld auch! Ich hasse Excel-Dateien. Ich liebe meine Steuerberaterin und bin dankbar, dass ich erwachsenerweise delegieren kann, was ich nicht gerne mache. Ich würde niemals das Laufen delegieren oder das Kaminanfeuern oder das Singen oder gar meine wundervollen Coaching-Gespräche mit umwerfend spannenden Menschen. Niemals würde ich andere für mich lachen lassen! Ich lasse auch kaum jemanden ans Steuer meines Autos. Verstehen Sie schon, gell? Das, was Sie gerne tun, werden Sie niemals aufschieben. Und das, was Sie aufschieben … tjaha, vielleicht sind Sie wirklich nicht perfekt, das könnte sein. Ist das so schlimm? Mal ganz ehrlich?
Donald Duck lieben alle
Und zwar lieben wir den, weil er unperfekt ist. Ja, aber! Tricks gegen das Aufschieben, es müsse doch ein paar Tricks geben. Schauen wir, was der Donald, dieses leicht kindische Erwachsenenwesen macht: Der rennt rum, wenn er ratlos ist. Rennt gerne im Kreis rum. Das macht der reiche Dagobert auch und dabei denkt er am besten. Machen Sie’s nach! Es ist reine Meditation! Oder die Sache mit dem Hammer: „Macht kaputt, was euch kaputt macht!“ – die Devise der verrückten 68er ist hilfreicher, lebenszugewandter jedenfalls als das ganze Krankreden.
Symptome sind Feuermelder
Wenn Sie etwas aufschieben, heißt das schlicht: Etwas stimmt nicht. Sie mögen nicht. Ihre Abneigung sollten Sie ernstnehmen, weil Sie daraus ableiten können, was Sie mögen, um davon mehr zu tun. Sie könnten dadurch Ihr Leben verlängern! Sie werden sich endlich WOHLFÜHLEN! Nehmen wir die Sache mit dem Burnout – sobald Sie die Müdigkeit und Erschöpftheit als körpersprachliches Signal aus Ihrem Unterbewusstsein akzeptieren, werden Sie schleunigst Ihr Leben verändern. Irgendetwas werden Sie verändern, irgendwo können Sie starten und dann schauen, wie das Glück wächst. Und dann weitermachen. Wie Donald werden Sie nicht mehr zum Arzt rennen, sondern im Kreis herum. Und dabei werden Sie sich erden, sich auf sich konzentrieren, innehalten und Wege entdecken. Das macht frei und stolz!
Coach anrufen
Der Donald hat seine drei schlauen Kinder, wissen Sie noch? Tick, Trick und Track. Sie haben die nicht, aber Sie haben die Möglichkeit, einfach zum Telefon zu greifen und mich anzurufen. So würden Sie der Falle Opferdenken entkommen. Vorgespräche mit mir sind nie umsonst, immer gratis. Trauen Sie sich! Lebensgestaltung statt Opferdenken – das ergibt Lebensqualität!