Explosivfragen und Spontanheilungen
Kapitel in diesem Beitrag:
Spontanheilung und das Märchen Depression
Von Explosivfragen und Spontanheilungen aus der Werkstatt: Diese junge Klientin, die seit kurzem reitet, schleicht jetzt die Antidepressiva aus. Wer reitet, ist nicht traurig, das weiß ich als Hirnmechanikerin. Weil man beim Reiten vielleicht wütend wird auf das Pferd, das einen durchrüttelt mit seinem ungeschmeidigen Gang? Oder weil man beim Reiten runterfällt und einem dann ein Dankgebet gen Himmel fährt, weil die Knie nicht zerschmettert sind? Oder weil einem derartig der Hintern wehtut, dass man wirklich keine Zeit hat, über das Elend der Welt zu räsonnieren? Genau so ist es.
Sex und Reiten
Außerdem erzeugt das Pferd einen Oxytocin-Ausstoß fast ohnegleichen, weil sich fast kaum eine andere Tätigkeit denken lässt, bei der so starke Bindung entsteht. Und dann sieht die Welt rosarot aus, wir haben Vertrauen in uns selber und sind also folglich nicht mehr traurig über uns selber und folglich wird der spitzfindigste Psychiater der Welt auch keine Depression mehr feststellen können. Sowieso gehen wir gar nicht erst zu ihm hin.
Der ultimative Kick: Die Explosivfrage.
Haha, nein, die verrate ich Ihnen nicht. Rufen Sie an, dann stelle ich sie Ihnen vielleicht auch. Die Klientin jedenfalls, eine überaus gescheite und friedfertige junge Frau, guckte mich plötzlich richtig aufgebracht an. Man könnte es fast zornig nennen. „Tja, so schaut es doch aus?!“, sagte ich. „Phhh, so was Blödes! … ja, dann ….!“ antwortete sie, „… dann … würde ich auf dem Pferd durch die Weite reiten, Freiheit wäre! Wildheit, jawohl!!“ Spontanheilung. Die Klientin fing das Reiten an und lebt nun mehr Wildheit, so dass die „Depression“ keine Chance mehr hat.
Hauen Sie auf den Tisch, statt zu trauern!
So eine kleine Explosivfrage bewirkt einen kleinen Adrenalinausstoß, welcher auch jedwede Lahmarschigkeit, Passivität, Duldsamkeit verunmöglicht. Ja, man kann es Stresshormon nennen, ich nenne es lieber Kampfhormon. Adrenalin macht aktiv. Spontanheilung.
Und so kam es, dass die Klientin schlagartig, nach unserer dritten Coachingkonferenz, anfing, ihr Leben kraftvoll in die eigenen Hände zu nehmen, so wie die Zügel beim Reiten, was sie nach der ersten Coaching-Session angefangen hatte. Sie wartet nicht mehr auf irgendwelche Ratschläge anderer, auch nicht auf die der Eltern. Sie hört jetzt nur noch auf sich. Wird Fehler machen, Niederlagen einstecken, Erfolge einfahren, wird Lernen und immer wieder aufsteigen, wenn das Pferd sie mal abgeworfen hat. Sie wird glücklich sein, weil sie ihre wirkliche Natur lebt: Freiheit, Weite, Wildheit!
Selbstwirksamkeitserwartung: Wer sich traut, traut sich was.
„Ich will auch endlich mal ein Arschloch sein!!“ Das rief mir heute eine andere Klientin beim Telefoncoaching zu. „Na, endlich!“ sagte ich. „Jetzt haben Sie ein richtiges, kraftvolles Ziel und gleich eine neue Strategie!“ Spontanheilung! Statt der heiligen Duldsamkeit, statt des Weinens, Klagens … jetzt will sie mal richtig auf den Putz hauen. Fehler machen. Leuten die Meinung geigen. Montag dem Chef ihre Gehaltsvorstellungen auf den Tisch ballern. Verbotenes tun, Schlimmes denken, womöglich auch sagen.
Von wegen „Du Opfer!“
Ja, merken Sie sich das bitte: Alles besser, als wehrlos zuzuschauen, wie das biedere Haus von Einbrechern mit Benzinkanistern vollgestellt und in Kürze in die Luft gejagt werden wird. Denn: Der Klügere gibt nur so lange nach, als bis er der Dumme ist. Niemand muss sich ausnützen lassen, egal, wer daherkommt und womöglich behauptet, das müsse sein, weil es ihm schlechter gehe. Erwachsenheit heißt: Verantwortung übernehmen. Heißt auch: Für sich selber einzutreten. Heißt auch Freiheit. Und heißt: Freiheit zu schaffen und zu verteidigen.
PS die absolute Explosivfrage zur Steigerung des Selbstverantwortungsgefühls ist die: „Was würdest Du tun, wenn du wüsstest, dass Du nur noch genau 3 Wochen zu leben hast?“ Was würden Sie tun? Danach wissen Sie, was Ihnen wirklich wichtig ist.
Selbstwirksamkeitserwartung korreliert mit Depression und Burnout. Je mehr Sie haben – „Yes, I can!“ – desto geringer ist die Wahrscheinlichkeit, dass Sie depressiv werden. Warum sollten Sie auch. Wer an sich glaubt, wird nicht depressiv.