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Kapitel in diesem Beitrag:
Schwarmdummheit bewiesen: Kollektiv-Idiotie
Die Aktion Hose runter war schon im Januar. Ich habe erst heute von dieser unglaublich blödsinnigen Sache erfahren. Da ziehen welche in den U-Bahnen dieser Welt gleichzeitig die Überhose aus und zeigen, was alles in der Unterhose steckt an primären Geschlechtsteilen und Fett und Wabbel. Und dann lachen die und sagen, das sei einfach mal ein Spaß, um den Alltagstrott zu durchbrechen.
Das ist schon steil, was sich die Bewohner der untersten Sardinenbüchsen-Schubladen alles trauen, ohne dass sich die anderen wehren würden gegen die ästhetische Belästigung. Die Mehrheit guckt betreten weg, das sieht man auf Youtube in Videos.
Wenn man solche Unterhösler anzeigen würde nach § 183 StGB wegen exhibitionistischer Handlung, dann würden die Polizisten auf der Wache vermutlich auch nur betreten gucken und sagen „regen Sie sich doch nicht so auf!“. Das Aufregen ist out! Sofie Scholl würde platzen vor Zorn, wenn Sie das erlebt hätte. Schwarmdummheit, Lemmingverhalten.
Bloss nicht aufregen, auch nicht, wenn ein Politiker Fotos von nackten Kindern kauft. Ja, Mensch, das muss der doch dürfen, oder? Er tut doch nix! Er guckt doch bloss! Und die da oben müssen das doch auch dürfen, einfach rummauscheln, wenn so ein Verdacht im Raum steht. Ja, Mensch, und dann hat der letztendlich auch noch einen ethnischen Hintergrund mit seinem indischen Vater, dieser Ex-Bundestagsabgeordnete, Sie wissen schon.
Schwarmdummheit
Und „regen Sie sich doch nicht so auf“, wenn die Regierung den Abgeordneten höhere Diäten zuspricht, ansonsten aber anscheinend nichts tut, abgesehen von den Mauschelgesprächen zum Machterhalt. Die mauscheln doch bloss! Die tun doch nix! Genau: Noch nicht einmal die lächerlich kleine Gesetzesänderung über die Maklerprovisionen kriegen die gebacken, die kriegen nix gebacken, die essen nur, scheint mir! Ach: Doch: der Außenminister fährt in die Ukraine, um zu schlichten, wie er den Kameras gewichtig sagt. Dort regen sich Leute über Diktatur auf. Die tun was, die kämpfen. Das will er schlichten, anstatt daheim seine Arbeit zu machen.
Schlichten, Wortbrei über Ungerechtigkeit und Aufruhr auskippen, Emotionen ersticken … nee, ist schon klar, dass Bürgerkrieg entsetzlich ist! Wenn aber einzelne Menschen still und heimlich gefoltert werden und ein ganzes Volk der Freiheit beraubt wird, dann ist das auch entsetzlich. Was gibt es da zu schlichten … darf man mit Tyrannen verhandeln? Darf man mit Tyrannen Olympia feiern? Regt sich da jemand auf außer mir? Jaha! hinterher, wie damals nach Hitler, kommen wieder die akademischen Fragen, ob man das hätte tun dürfen damals: Mit Tyrannen Olympia feiern eben. Viele Doktorarbeiten wurden geschwurbelt zu diesem Thema! Ex post, da ist Aufregung billig.
Also mich regt so was aktuell auf, denn ich habe als Kind von Eltern, die unter Krieg und Bombenhagel ihr ganzes Leben versaut sahen, in der Schule Ovid gelesen „Wehret den Anfängen!“ und nebenher Max Frischs „Biedermann und die Brandstifter“. Hoserunterlassen heißt für mich: Zivilcourage, hinstehen, Meinung sagen, „sit down for piss, stand up for your rights“ – der Spruch aus Wohngemeinschaftstoiletten der 70er/80er Jahre ist nicht ohne Herzblut gedichtet. Da steckt Weisheit drin! Und Abhilfe der Schwarmdummheit.
Es ergibt sich Pflicht
Pflicht des Individuums: sich zeigen, Meinung zeigen, Herz zeigen, auf den Tisch hauen. Ich frage mich, ob erst gefoltert werden muss, bis Menschen ihre Rechte in Anspruch nehmen. Das wäre ja schrecklich.
Ich glaube felsenfest und sicher: Der Triumph des Individuums fängt beim inneren Feuer an. Sie müssen sich aufregen, wenn Sie auch nur irgendetwas erreichen wollen im Leben. Laut schimpfen! Laut jubeln! Lassen Sie sich nicht bespaßen von irgendwelchen albernen Facebook-Aktionen. Sorgen Sie selber für Spaß und Bewegung und Lebendigkeit. Indem Sie einfach gelegentlich die Sau rauslassen und sagen, was Sie denken. Lassen wir einfach endlich mal die Sau wieder raus. Statt Pokerface und Sardinenbüchsen-Scheintotheit. Wir brauchen keinen Banal-Spass gegen irgendeinen Alltagstrott. Mit Ihrem inneren Feuer haben Sie gar keinen Trott. Nie wieder.
