Statt Corona-Angst

 

Wegschauen vor Corona-Angst

Man macht ja jetzt große Bögen umeinander. Für alle Fälle. Auch wenn viele die Corona-News, die Corona-Zahlen, die Corona-Expertenmeinungen und die staatlichen Dekrete anfangen zu bezweifeln. Scheint mir jedenfalls so, dass viele Mitbürger anfangen, die Polit-Maßnahmen in Zweifel zu ziehen. Ich persönlich weiß  jedenfalls nicht, was ich von alledem halten soll. Ich habe nur als Historikerin gelernt, dass man immer fragen muss, wem die Dinge nützen. Cui bono Corona? Wem nützt’s, wenn die heimische Wirtschaft den Bach runtergeht? Nur den Politikern, die später sagen werden: „Ah, das waren nicht wir mit unserer Politik, das war die Pandemie!“

Winter Ade

Weil die Vögel so laut zwitschern wie lange nicht oder weil man sie in der vergrößerten Stille besser hört, ist klar, dass kein Baum sich von Corona abhalten lässt, die Knospen platzen zu lassen und die hellgrünen frischen Blättlein auszufalten wie jedes Jahr. Die Katastrophen-Propheten unter den Wetterfachleuten können mal Schneestürme beschwören, dann wieder trockene Elendssommer oder auch Jahrhundert-Regenfluten – der Winter ist jedenfalls vorbei und ich habe gestern die Winterreifen durch die Sommerreifen ersetzen lassen.

In der Werkstatt hatten sie wie fast überall diese Plastik- oder Plexiglasschreiben um den Spucke-Tröpfchen-Regen abzufangen. Ich frage mich ganz naiv, woher die Läden so schnell diese Scheiben herbekommen haben. Eine gute Sache, die man aus Hygienegründen ruhig beibehalten sollte, finde ich.

Mir ist bisher diese Werkstatt nicht durch besondere Humorigkeit aufgefallen. Aber gestern hing an einer dieser Schreiben ein Infoblatt mit der Überschrift:

Lächeln statt Händeschütteln!

Wer mir Angst macht, ist kein Freund! Wer mir Freude macht, ist ein Freund!

Das war nett, es war geradezu erlösend: Aha! Andere haben es auch schon gemerkt außer mir! Diese Humorlosigkeit, mit der die meisten Leute ihre großen ängstlichen Bögen um andere machen! Sie gucken dabei  sicherheitshalber noch weg. Könnte ja sein, einer der Experten aus dem Fernsehen verkündet bald, dass auch Blicke das Virus übertragen können.Und sie gucken verkniffen zur Seite.

Der Mangel an Lächeln war schon lange vor der Corona-Panik festzustellen. Oft schien mir, die einzigen lachenden Menschen, die sich zeigten, seien die damals vielen Japaner am Münchner Marienplatz. Alle Einheimischen schauten finster, geschäftig auf den Boden oder verbohrt ins Smartphone. Alle, sogar schon die obercoolen Teenager hatten die hängenden Mundwinkel verbitterter Menschen, was kein Wunder ist, weil es ja ein Biofeedback zwischen Körper und Seele gibt.

Corona-Angst war schon vorher

Das heißt: Wenn du eine Haltung des gebückten Rückens hast, wie sonst nur sehr alte Menschen – vom geduckten Stieren ins Smartphone hinein – , dann wird dein Gemütszustand dieser Haltung entsprechen. Wer trauert, lässt bekanntlich den Kopf hängen. Wer andauernd den Kopf hängen lässt, verfinstert sich automatisch die Stimmung.

Ich fragte mich oft, wie diese jungen Leute mit den hängenden Mundwinkeln wohl in zwanzig Jahren aussehen werden, wenn sie jetzt schon so harte Gesichter haben. Corona-Angst war schon lange.

Katharsis aus Krisen

Jetzt ist es ja so: Wir müssen aufpassen, dass wir unsere Bögen um die anderen herum groß genug machen und können also nicht mehr wie bisher ins Smartphone hineinschauen. Das ist eine gute Sache! Wir müssen den Blick heben, um zu sehen, wohin wir laufen, nicht dass wir in den Tröpfchen-Sprühnebel anderer Leute hineingeraten. Da können wir auch gleich lächeln, oder was meinen Sie?

Wir könnten also das Lächeln reaktivieren im Corona-Leben. Wir können sogar gesundeheits-masken-tragend aus den Augen heraus andere anlächeln. Ja! Wir können sogar den Blick der Gegenüber suchen und sie anlächeln. Das sollten wir üben und dann beibehalten.

Was mir auch gefällt, sind die leeren Autobahnen. Welches Freiheitsgefühl! Das ist fast wie früher, als es so wenig Autos dort gab, dass man sich sehr oft im Vorbeifahren schnell ein paar Blicke zuwarf und bei Gefallen lächelte. Das erzwungene Arbeiten im Home-Office sollten wir beibehalten, denn es gefällt vielen, es spart unsinnige Fahrten zu den Arbeitsplätzen, verhindert Staus, schont die Umwelt, unsere Nerven, lässt Freiheiten zu in noch ungeahntem Ausmaß.

Das sollten wir also auch beibehalten.

Wir könnten also in der Krise lernen, wieder ein wenig mehr an Freundlichkeit zu empfinden und zu zeigen. Dann können wir auch die Läden wieder aufmachen, weil wir von ganz alleine den nötigen höflichen Abstand halten werden, um selber gesund zu bleiben und anderen auch dabei zu helfen.

Statt Corona-Angst und Stockholm-Syndrom.