SS … Steuer- und Sinnkrise
Kapitel in diesem Beitrag:
SS – wie Steuerschwindel, oder wie?
SS heißt Steuerschwindel und ein drittes S käme hinzu durch Sinnkrise. Der Steuerschwindel zeigt die Sinnkrise.
Die Projektionstheorie lässt sich auch auf den Fall Hoeness-Schwarzer-Etcetera anwenden. Alle regen sich gewaltig auf: Schweinerei, Egoismus, Betrüger, Lügner, Heuchler, Verbrecher heißen die Vorwürfe. Beide haben Steuern hinterzogen und wurden dabei erwischt.
Es ist klar, hier geht es um Moral. Wenn diese hohe Werte-Ebene verletzt wird, haben wir echte Probleme, denn das ist eine heilige Ebene. Letztlich steuern Werte unser Verhalten. Wenn Sie im Job unzufrieden sind oder unglücklich in der Ehe, dann handelt es sich immer um Gegebenheiten, die Sie deswegen unglücklich machen, weil sie Ihnen gegen den Strich gehen, das heißt: gegen Ihre heiligen Werte.
SS – Steuerschwindler, Steuerhinterzieher verletzen einen stillschweigenden Pakt zwischen Gemeinschaft und Individuum. Das ist ein Austausch-Pakt und meint: Wir, die Gemeinschaft, geben Dir Schutz, Identität und Zugehörigkeit. Wir schützen Dich, Dein Eigentum, Deine Kindern. Du musst Dich nicht selber verteidigen, Du kannst frei und sicher wirtschaften. Wir, die Gemeinschaft, übernehmen das Monopol aller Gewaltfragen und sorgen für Polizei und sichere Grenzen. Wir bauen Straßen, Brücken, Energienetze. Alles, damit es Dir gutgeht in Deinem Leben. Dafür brauchen wir von Dir natürlich Geld, was wir Steuern nennen. Das musst du zahlen, wenn Du zu uns gehören willst.
Steuer- und Sinnkrise
Wenn Du viel verdienst, weil Du zu den Guten und Erfolgsleuten gehörst, zahlst Du mehr, als arme Schlucker, das ist eine Frage der Gerechtigkeit. Das alles ist gut ausgedacht über Jahrhunderte hinweg. Da steckt Philosophie drin, das ist ein Ausdruck höchster Zivilisation, Kultiviertheit, Sittlichkeit, um es mal altmodisch auszudrücken, so wie der Kant das vielleicht getan hätte.
Und jetzt kommen diese SS-Sauhunde daher und scheren sich in ungeheurer Arroganz nicht mehr um diese Übereinkünfte. Und nicht mehr um Sittlichkeit!
Manche von denen sagen frech: Ja, der Staat ist halt inzwischen auch so, dass man den nicht mehr stützen will mit seiner korrupten unfähigen Politikerkaste, seiner lahmarschigen Justiz, seiner überforderten Polizei und Straßenbauabteilung. Entgegnen könnte man hier eigentlich grundsätzlich nur Eines: Ja, Herr-Frau-XY, wieso beteiligen Sie sich dann nicht am Staat? So unabhängig wie Sie sind durch das ganze Geld? Übernehmen Sie doch den maroden Laden!
Res Publica statt Steuerschwindel
So ein Fussballer als Bundespräsident hätte sicher enorme Strahlkraft, oder? Wieso zockt so ein Mensch wie im Geldrausch, anstatt Verantwortung für etwas Sinnvolles zu übernehmen – die res publica, die Sache der Gemeinschaft? So ein Wirtschaftsboss als Kanzler hätte vielleicht endlich den zupackenden Sachverstand für die res publica? Und Frau Schwarzer wäre wahrscheinlich eine wirklich effiziente Verteidigungsministerin?
Aha, Verantwortung übernehmen! Nun haben wir des Pudels Kern, um Verantwortungslosigkeit geht es! Deshalb regen wir uns auf, weil die Sauhunde uns spiegeln, was wir selber falsch machen. Sie machen es nur besser falsch und in großem Stil. Das ist es, was die Ärgerlichen unter uns wirklich ärgert!
Verantwortung übernehmen tut niemand
Da war ich heute früh joggen und sehe am schönen Schlosskanal staatliche Abfalleimer, die überquellen von Pizzaschachteln, leeren Sektflaschen, vollen Babywindeln, schwarzen Hundkottüten … wieso fragt sich der Mensch, quellen die denn über? Wieso nehmen Leute ihren Dreck nicht mit, wenn die Mülleimer schon voll sind? Sind die blind? Schmeißen einfach alles auf den Boden!
Ja, das sind die, genau: Blind für Verantwortung. Womit sich der Kreis schließt: Hier haben wir die verborgene Botschaft der SS-Steuerhinterzieher.
Sie spiegeln uns eine Sinnkrise: Hält sich das zeitgenössische Individuum an die Übereinkunft mit der Gesellschaft oder nicht. Gibt es diese zivilisierte Austauschbeziehung noch oder gibt es Schieflage? Sind die Forderungen größer, als die Bereitschaft zu geben und zu partizipieren?
Wir haben Sinnkrise auch ohne SS
Es ist eine rhetorische Frage, denn die Antwort ist ja klar. Bei Wahlbeteiligungen von weniger als 50 Prozent. Jeder, der nicht wählt, handelt wie ein Steuerhinterzieher – lehnt Verantwortung ab. Wer auf volle Abfalleimer und daneben seinen Müll auch noch wirft, darf sich über Hoeness-Schwarzer-Etcetera nicht aufregen. Handelt genau wie sie. Bricht den Pakt. Wir alle haben anscheinend Sinnkrise und müssen uns moralisch neu aufstellen.
Verantwortung also statt SS! Wer sich über irgendetwas aufregt, sollte wissen, dass ein Punkt erreicht ist, wo Verantwortung übernommen werden will. Ganz persönlich von Ihnen und mir. Statt dass wir gleichgültig maulend durch die Gegend leben mit gesenktem Blick, mürrisch, verbissen und im Gefühl, es sei doch alles ohne Sinn. Man könne eh nichts machen …