alt="Kuschelhormon Oxytocin, zwei Glückskäfer"

Kuschelhormon

Vorsicht mit dem Kuschelhormon Oxytocin, denn durch rosa Brillen sieht man keine Wirklichkeit

Das Wort sollten Sie sich merken, weil es eine wichtige Glückssache ist! „Oxytocin muss her!“ Üben Sie es einen Tag, dann können auch Sie es fehlerfrei schreiben und sagen! Es ist so wichtig, dass manche aus der Pharmabranche es inzwischen synthetisch herstellen. Die behaupten, das sei der leichteste Weg zum Glück: Sprayfläschchen, bisschen Oxytocin in die Nase, Juppheidi und Hoppsassa! Sie wollen damit natürlich Geld verdienen, es geht aber wirklich billiger. Wir sind nämlich Selbstversorger. Kuschelhormon kommt von Kuscheln – Z‘sammrücken, Liebemachen, Freundschaftmachen, Bündeschließen.

Das Chorsingen und der Sex

Ob Fussballstadion oder Sonntagsgottesdienst, es ist gleichbedeutend: Oxytocin wird bei uns ausgeschüttet, sobald wir uns geborgen fühlen. Die zuständigen Stellen im Limbischen System tun das. Das ist das mittlere unserer drei Kopforgane, der Ort, wo unsere Gefühle in Hormonsprache übersetzt werden. Wenn wir eine Bindung eingehen, fühlen wir uns geborgen, und schon wird im Limbischen System das Oxytocin ausgeschüttet. Deswegen heißt es auch Bindungshormon. Und es heißt Kuschelhormon, weil es bei Geborgenheitsgefühl vermehrt ausgeschüttet wird, gleichzeitig wiederum die Bindung oder auch die Treue erhöht. Manche nennen es „rosa Viagra“, weil es die Lebenslust ankurbelt.

Mann, Frau, Hund … oder Vaterland

Im Grunde ist es (fast) egal, an wen Sie sich wohlig gebunden fühlen. Menschliche Kuschelnähe oder die Liebe zu Ihrem Papagei, Hund oder der Katze führen gleichermaßen zur Oxytocin-Ausschüttung, auch soziales Engagement tut das, die Zugehörigkeit zu jeder Gruppe, die bei Ihnen Geborgenheit erzeugt. Wir können uns durch bewusste Entscheidung ein bisher unbewusst gelebtes und zutiefst menschliches Lebensprinzip zunutze machen: Bindung. Auch die Liebe zur Heimatstadt und zum Vaterland erzeugt schlichtweg das Glücksgefühl Geborgenheit und hat nichts mit irgendwelchen „Ismen“ zu tun. WIR sind glücklicher, als das einsame ICH.

Keine Freiheit ohne Bindung

Ja, gut, zugegeben, im Zustand der Verliebtheit wird am meisten Kuschelhormon ausgeschüttet. Ich hatte während des Studiums mal einen Vermieter, der zwischenzeitlich ein recht ordentlich bekannter Politiker war, welcher sich alle sechs Wochen neu verliebte. Der Einfachheit halber nannte er die Mädchen alle „Mausi“. Alle hielten ihn küchenpsychologisch für sexsüchtig und damit für leicht gaga. Falsch gedacht – er war einfach scharf auf andauernd sehr viel Kuschelhormon im Blut und nutzte seinen Job als Universitäts-Lehrer aus, um den Pegel konstant hochzuhalten. Schlau!

Keine Investition mit rosa Brille!

Rosa Brille heißt das Kuschelhormon auch, weil es die Lebenszuversicht erhöht und die Selbstwirksamkeitserwartung verstärkt. „Yes, we can, yes we do!“ Es euphorisiert geradezu, so dass man im Verliebtheitsrausch mit Geschäften vorsichtig sein sollte.
Die Kehrseite ist natürlich die: Die soziale Wachsamkeit lässt unter Oxytocin-Einfluss nach. Forscher haben herausgefunden, dass Affen fremde oder sonstwie bedrohliche Artgenossen mit  weniger Aufmerksamkeit beäugten, wenn sie die rosanen Brillen aufhatten. Sie schweiften ab, sie kuschelten lieber, als genau hinzugucken. So wird man natürlich leicht übers Ohr gehauen! Das ist natürlich auch der Trick der Heiratsschwindler. Anders gesagt: Oxytocin schafft Vertrauen, was besonders bei der ersten Bindung unserer Leben, der zur Mutter, die Hauptrolle spielt. Beim Säugen wird besonders viel Rosa-Hormon ausgeschüttet, ein geniales Konzept zur Sicherung des Genpools.

Emotionale Austrocknung

Wir alle brauchen das WIR! Angenommen, Sie sitzen tagelang alleine in Ihrem Homeoffice vor dem PC, gehen nur raus für ein paar Brötchen, Wurst und Zigaretten, dann sind Sie vielleicht zwar sehr kritisch und wachsam, aber Sie trocknen emotional aus. Also schaffen Sie Bindung, gehen Sie Singen, gehen Sie zum Reiten, sorgen Sie dafür, dass sie in einem W I R  leben.

Mit dem ICH anfangen!

Coaching ist eine sehr enge, ja seelisch intime Form der Zusammenarbeit. Coaching ist natürlich nicht Kuscheln, aber das Wohlgefühl schafft die Basis für Oxytocin-Ausschüttung, mithin für Vertrauen und Selbst-Vertrauen, für Zuversicht und Tatkraft.
Das Wichtiggenommenwerden, das Beachtetwerden zu 100% erzeugt die Zuversicht, die Menschen brauchen, um Veränderung unangenehmer Lebenszustände anzugehen. Sie können auch schon selber damit anfangen. Womit? Damit. So erzeugen Sie Bindung zu sich selber. Guter Anfang.