„Freiheit!“ …

… sagte die Maklerin. „Wenn Sie da oben stehen und die Alpen sehen, das ist ein Gefühl von Freiheit!“ Es ging um eine Wohnung im 15. Stockwerk in einem eleganten neuen Hochhaus mit dem poetischen Namen Sternenhimmel. Und jetzt auch noch Freiheit! Herrlich. Nix wie hin. Und tatsächlich, das ist eine ungewöhnliche Sache, dieser Bau, der sternenförmige Grundriss des Hochhauses und – Sie wissen ja – ich suche neue große beeindruckende, irgendwie ungewöhnliche Räume. Freiheit!

Coaching ist undenkbar ohne Freiheit. Freiheit des Wortes, Freiheit der Gedanken, der Gefühle, der Pläne, Kühnheit und Freiheit lenken uns ja, wenn wir über die großen Lebensziele nachdenken, sie herbeidenken gewissermaßen, Lebensziele, Ihre ganz persönliche Vision. Da denken wir groß und hoch und frei und kühn.

Da befinden wir uns auf der heiligen Ebene der Werte. Wenn Sie in Ihrer Berufstätigkeit plötzlich das Gefühl haben, einen Job zu erledigen und statt Gehalt Schmerzensgeld zu beziehen, dann geht Ihnen dort einiges gegen Ihre innere Werte-Landschaft. Je mehr uns Dinge gegen diese innere Werte-Landschaft gehen, desto mehr leiden wir, fühlen uns unwohl, werden zornig oder depressiv, finden das Leben immer blöder. Hat also mit Ihren Werten zu tun, nicht etwa mit einer individuellen Unfähigkeit, wenn Sie sich unwohl fühlen. Bedenken Sie das bitte einmal, wenn Sie nett zu sich sein wollen!!

So, das Hochhaus ist sehr schön. Die Lage ziemlich dicht an der Isar im Süden Münchens auch recht nett. Dennoch spürte ich die Tage nach dem Besichtigen, wie sich meine innere Waagschale senkte und senkte und zwar in Richtung Nein. Ein Gefühls-Nein, immer deutlicher zu spüren.

Mein Großhirn ist inzwischen gut erzogen, hat gelernt aus den leidvollen Erfahrungen der vergangenen Monate und endlich begriffen, dass es in solchen Situationen die innere Stimme nicht beschimpfen darf. Siehe Blog-Eintrag vom 9. Mai 2014. Hat es früher ja gemacht. Hat die innere Stimme, das Bauchgefühl niedergebrüllt. Früher hätte das Großhirn gesagt: „Mei, blöde Zögertante, kriegst wieder den Allerwertesten nicht hoch, kannst dich nicht entscheiden, doofe Miesepeterin!“ Oder noch schlimmer hätte es geschimpft. Nun, besser erzogen und trainiert, machte das Großhirn seine Arbeit richtig und fragte das Gefühl nach seinen Gründen. Und das Großhirn entdeckte, da es – mal auf der richtigen Spur – ein begeisterter Forscher und Entdecker ist, dass in dem Hochhaus ein ordentliches Treppenhaus fehlt.

Es gibt zwei Aufzüge und so ein gewendeltes Schmal-Treppenhaus. Dort sollte ich dann im Brand- und Notfall hinuntertorkeln? In so einem Wendelgefängnis womöglich ersticken? Oh, oh! Das Gegenteil von Freiheit! Gefangenheit, brrr, ganz scheußliches Gefühl beim Gedanken daran. Daher das Nein, ganz klar, immer klarer und lauter. Trotz der Schönheit des Projektes.

Jetzt war das Großhirn aber noch nicht fertig mit Entdecken. Es hat Architekten interviewt und wir haben gegoogelt und gelernt, dass es das Fach Baupsychologie gibt. Die Baupsychologen finden, Hochhäusern seien vertikale Dörfer. Bedürften der Begegnungsorte. So plant man in Hochhäusern Flächen ein für Friseurläden, Cafés oder Fitnessstudios. Damit die Leute nicht sonderbar werden in ihren schwindelnden Höhen. Ich persönlich freue mich eigentlich immer, im Treppenhaus Leute zu treffen. Und so ein schönes Treppenhaus lädt ein, kurz stehenzubleiben und ein wenig zu plaudern. So dass man sich kennenlernt im Laufe der Zeit, weiß, wo es Salz und Zucker geben könnte, wer vielleicht die Katze hat zum Streicheln und Versorgen im Urlaub und wer nach dem Rechten schaut, wenn ich verreist bin. Passiert alles im Treppenhaus. Das ist der Dorfplatz! Den darf man keineswegs weglassen, wenn man ein Haus Sternenhimmel nennt und außer Profit will, dass sich die Bewohner dort auch fühlen wie im Himmel so gut.

Gute, beglückende Ziele stimmen mit unseren Leitwerten überein.

Ich suche weiter ….