alt="Coaching München & Stuttgart: Dr. Berle. gebrochnes Herz, Zeichnung in rot, blau schwarz"

Liebeskummer

Wenn der Liebeskummer zur Existenzfrage wird

Frau K. erlebte, wovor sich Menschen am meisten fürchten: Sie war Mitte 50, als sich ihr Mann einer jüngeren Frau zuwandte.

Frau K. war vor Kränkung buchstäblich außer sich, als sie sich auf Drängen einer Freundin, die meine Klientin war, an mich wandte. Sie dachte, das Leben sei jetzt vorbei.

Sie kam aus Norddeutschland zwei Mal nach München für ein Wochenende. Zwischen den Sitzungen bei mir haben wir telefoniert. Sie hat mich, wie es mein Boxenstopp-Konzept will, immer dann angerufen, wenn sie dabei war, wieder von der Trauer überrollt zu werden. Und mehr und mehr wich der Liebeskummer neuem Selbstvertrauen.

Krise als Chance

Ein Vierteljahr später.

Frau K. ist eben in den Urlaub gereist und zwar mit einem Mann, den sie auf einer Ausstellung kennengelernt hat. Sie ist dabei, in Ruhe die finanziellen Dinge mit ihrem künftigen Ex-Mann zu ordnen. Die Scheidung steht bevor.

Sie macht dies alles nicht nur gefasst, sondern zuversichtlich und stark und selbst­bewusst. Weil wir zusammen ihre Sicht auf die Vergangenheit geklärt haben und gleichzeitig den Blick öffneten für die Zukunft. Was sie sich im Schrecken absolut nicht vorstellen konnte: Ihr Leben ist nicht nur weitergegangen, sondern es ist dynamischer, fröhlicher, wesens-mäßiger, also ihr angemessener als früher.

Selbstaktualisierung

Denn wie ist es denn: wir heiraten in unseren Zwanziger, die meisten projizieren auf den Partner alle Sehnsüchte der unerfüllten Wünsche an sich selbst, dann kommen Kinder, dann das Haus, gemeinsamer Wohlstand häuft sich an, der uns ganz sacht und allmählich zu bedrängen beginnt. Häufig kracht es, wenn die Kinder das Haus verlassen. Eine Zäsur, Wendepunkt im Leben, an dem sich das nagende Gefühl Gehör verschafft: war da nicht noch was??? Hab ich nicht was verpasst. Was? MICH selber womöglich?? Wohlgemerkt: es gibt Menschen, die das nicht erleben, weil sie nämlich nie aufhörten, auf ihre Gefühle zu achten und also Signale des Unbehagens registrierten, um dann angemessen zu agieren und Dinge zu ändern, die geändert werden wollten.

Wer die Signale verdrängt, übertönt mit Alltagsgeräusch, erlebt irgendwann hundert­pro­zentig den großen Krach, mit dem das Scheingebäude einstürzt. Denn das Leben ist kein Glücksgarant. Glück ist ein Gefühl und resultiert aus der Art, wie wir mit dem Leben umgehen und mit den Herausforderungen, die es uns bietet.

Liebeskummer als Chance zum Neustart

Frau K. spürt schon jetzt so etwas wie Dankbarkeit ihrem Ex-Mann gegenüber. Denn er hat die Lage geklärt, wo sie immer weiter getrottet wäre in einem schönen Haus, mit einem großen Auto, vermeintlich sicher in den gesellschaftliche Bindungen – und dann? Irgendwann der Tod? Und zu spät dann die

Frage: „Was habe ich mit und aus meinem Leben gemacht?“ Frauen neigen dazu, mit der Trauer konservierend umzugehen, die Umstände erhaltend. Männer neigen dazu, in die Aktion zu gehen. Das ist wie ein statistischer Befund, es ist eine Tatsache.

Frau K. ist durch die Untreue ihres Mannes gezwungen worden, sich die Sinn-Frage noch rechtzeitig zu stellen. Und sie hat sie beantwortet. Sie weiß jetzt, was ihre Lebensaufgabe ist, das wozu sie wirklich Lust hat, die sie nie richtig zu leben sich traute. Und sie hat erfahren, welche Power und Zielstrebigkeit in ihr wohnen (nicht allein im künftigen Ex-Mann). Und sie hat sich durch Trauer und alte Zwänge hindurchgeschaufelt zu ihren Begabungen, ihren ursprünglichen Interessen, die ihr in der Familienzeit weggerutscht waren. Wir haben Ziele an die Stelle von Problemen gesetzt. Ein Ziel ist ein Wunsch mit einem Zeitrahmen! Sie wird alle ihre Ziele erreichen. Jetzt im Juli 2009 ist sie dabei, ihre erste Ausstellung mit eigenen Ölbildern vorzubereiten. Der Termin steht schon fest.

Nie hätte sie gedacht, schrieb mir Frau K., dass es möglich sein würde, in nur einem halben Jahr aus dem Loch der Trauer, in das sie sich gefallen wähnte, herauszufinden zu einer vollkommen neuen Lust am Leben.

Doch. Ist es. Glückwunsch!

Dr. Waltraud Berle