Dienstleister und Stolz

Dienstleister-Stolz und -Ärger

Also ich verstehe mich ja als Dienstleister und zwar Hirnmechanikerin. Ich bin Dienstleisterin und erbringe Leistung für Menschen, die mich  bezahlen. Alles einfach, unbürokratisch, ohne Zwang. Beide Vertragspartner wirken frei zusammen mit dem größtmöglichen Nutzen. Für dieses Zusammenspiel gibt es Regeln, die man einhält, weil sich das gehört. Sie, so Sie mein Klient sind, bezahlen mich. Ich tue mein Bestes für Sie, wozu in meinem Falle auch gehört, praktisch jederzeit ansprechbar zu sein. Das wird von allen Klienten als wunderbare Sache empfunden. Keine Regierung der Welt kann Sie zwingen, mich als Coach zu engagieren. Es findet auf diese Weise spontan zusammen, was zusammenpasst. Es herrscht ein freier Markt, in dem Sie sich Ihren Coach ebenso frei aussuchen können, wie Ihren Bäcker, Schneider, Juwelier, Steuerberater, Arzt.

Dienstleister brauchen den freien Markt

In einem unfreien Markt sind die Marktteilnehmer dagegen unfrei, und das führt immer zu einem Verlust an Würde. Dienstleister ohne Würde sind bald Gefangene.

„Sie Arme!“, sagte die Telekom-Mitarbeiterin des sogenannten Vorstands-Supports vor zwei Tagen mitfühlend zu mir, weil weder Telefon noch das Internet funktionierten. Nee, glauben Sie mir bitte: ich habe das von langer Hand geplant und bereits im November bestellt, als mein Umzug feststand. Ich habe Auftragsbestätigungen erhalten. Trotzdem war der Anschluss an der neuen Adresse nicht geschaltet, als der via Einzugsermächtigung per Vorkasse bezahlte IT-Mann kam, um den Speedport zu installieren und unverrichteter Dinge wieder wegfuhr.

Tags darauf hatte ich Glück, denn ein Telekom-Techniker in München schaltete mit irgendeinem Trick meinen Telefonanschluss frei, so dass ich immerhin wieder Telefoncoachings halten kann. „Ich Arme!“ eilte dann zu Tschibo und kaufte mir einen Surf-Stick, damit ich auch meine Mailpost beantworten kann und mein Online-Banking machen kann undsofort. Zwischendrin waren alle Möbel aus der vorigen Wohnung gekommen und einen Tag lang von Spediteursmitarbeitern aufgestellt worden. Ich weiß gar nicht, wieviele Kartons wir auspackten, bis abends endlich die LKW geleert waren. Wir alle waren ziemlich erschöpft.

Arme doofe Kunden

Die Telekom ist ein Konzern und kein Dienstleister.

Ich habe der Vorstands-Support-Mitarbeiterin dann mit dem neuen Surfstick gemailt, dass ich trotzdem keine Arme sei und auch keine Lust habe, so genannt zu werden. Ja, wo sammer denn!!? Stellen Sie sich mal vor, Sie hätten ein Coaching bei mir gebucht, bezahlt, ich würde den Termin verdaddeln und Ihnen dann cool sagen: „Ach, Sie Arme!!“ Anstatt mich zu entschuldigen und zwar deutlich, würde ich Sie einfach wieder nachhause schicken. „Mir doch eh egal!“, würde ich Ihnen hinterherrufen. „Shit happens eben!“ Unvorstellbar.

Also schrieb ich, nicht ich sei arm, „… sondern ein Unternehmen ist armselig drauf, das seinen Kunden (KUNDEN!!!) das Gefühl von Würdelosigkeit, Demütigung und Abhängigkeit vermittelt.“

Die Telekom ist kein Dienstleister, sondern hat faktisch ein ganzes Volk im demütigenden Würgegriff, weil eine schlechte politische Gesetzgebung verhindert hat, dass der ehemalige Staatsbetrieb ordentlich privatisiert wurde. Eine wachsweiche politische Regelung sorgt für ein Wackelpudding-Monopol der Telekom, in dem alle anderen Tele-Anbieter herumrudern und verzweifelt versuchen, nicht abzusaufen. Die Kunden werden schikaniert und als Nebensächlichkeit behandelt, wie man das nur kennt aus Erzählungen von früher. Widersetzliche Menschen in Diktaturen werden so behandelt, wie wir aus dem sogenannten  „Dritten Reich“ wissen und aus der DDR und aus allen anderen unfreien Gesellschaften dieser Welt.

Dienstleister-Reglementierung und Diktatur

Die Philosophin Hannah Arendt definierte Diktatur so: Wann immer das Individuum einem anonymen Apparat gegenübersteht und mit Beschwerden nicht gehört wird, haben wir die Vorbedingung einer Diktatur. Und jedenfalls keine Freiheits-Gesellschaft. Die Internet-Foren sind voll mit verbalen Wutausbrüchen telekom-geknechteter Leute und Berichten von wochenlangen Wartezeiten auf eine Dienstleistung, die früher in Deutschland leicht und freundlich erbracht worden ist. Ehe schlechte Politik eine kompromisslerische Missgeburt von Staatskonzern-Privatisierung in die Welt setzte. Das ganze Aufregen aber nützt nichts. Alles, was nützt, ist Phantasie. Wie immer, wenn Linear-Denker behaupten, es gehe eben nur so schlecht und nicht anders.

Eben quetschte sich durch meinen Surfstick eine Meldung der Stadt München, die gemeinsam mit dem Telefonanbieter M-Net die Zahl der öffentlichen Hot-Spots zum Jahresanfang mehr als verdreifacht hat. Das ist ein großer Trost, den man sogar historisch nennen kann. Denn: Die Telekom gräbt sich durch schlechte Leistung und Kundenverachtung letztlich selber das Wasser ab, sobald andere Leute ihren kreativen Kopf verwenden, um freies Wirtschaften zu ermöglichen. Fortschritt ist, Dinge weiterzuentwickeln, so dass das Lebensspiel Spaß macht. Alle Sprüche vom „Geht-nicht-gibts-nicht-geht-nicht-anders“ kommen von verantwortungsscheuen geistigen Faulpelzen.

Erich Fried hat recht

„Wer nicht will, dass sich die Welt ändert, will nicht, dass sie bleibt.“ Schrieb der Lyriker Erich Fried. Das Leben ist nämlich ein Fluss und kein fetter Sumpf, sagt Ihr Coach, also ich. Seien Sie keck, kühn und erfolgreich! Manchmal braucht es den Hammer dazu.alt="Coaching München & Stuttgart: Dr. Berle. Berle-Grafik gegen Burnout mit ente und Wecker und Hammer"