Die Mäusestrategie

 

Die Mäusestrategie und Rattenstrategie ist ein Überlebensprinzip

Oder: Suche nie den Käse zweimal am selben Ort! Fight or Flight.

Im 19. Jahrhundert, als in Europa die Kartoffelernten verfaulten, wanderten Millionen Menschen nach Amerika aus. Das muss man sich mal vorstellen: Keine Handys, keine Radios, keine Telefone. Wie mutig die Leute waren, denke ich mir immer. Es waren ja auch keine komfortablen Kreuzfahrtschiffe mit Captain’s Dinner am Abend, sondern überfüllte Segler, auf denen die Auswanderer dichtgedrängt unter Deck mit wildfremden Menschen zusammenhockten, Stürmen trotzten oder auch nicht. In Amerika ging der Lebenskampf natürlich weiter. Da standen keine „Refugees Welcome“-Abordnungen mit bunten Fahnen am Kai. Es gab auch keine Hartz-IV-Staatsknete“ für die Neuankömmlinge, sondern die Devise „Go West“. Wenn ich die US-Politik verfolge, wird mir immer klar, dass es die Pioniere waren, die Europa hinter sich gelassen haben.

Die Mäusestrategie, Pionierstrategie

Vor fast schon 20 jahren gab es dieses unerhörte Erfolgsbuch eines amerikanischen Chirurgen, der gehört hatte, dass Mäuse niemals zweimal am selben Ort nach Nahrung suchten und sich zum Schreiben inspirieren ließ: „Mäusestrategie„.

Zwei Mäuse und zwei Zwerge leben in einem Labyrinth und ernähren sich von Käse. Als der Vorrat zur Neige geht, machen sich die beiden Mäuse auf den Weg, neuen Käse zu suchen. Die Zwerge dagegen zögern: Der eine harrt der Dinge und hofft, dass von selbst neuer Käse kommt – vergebens. Der andere überwindet seine Angst und geht auf die Suche – mit Erfolg.

Damals im 19. Jahrhundert sind die einen auf die Suche gen West gegangen, die anderen blieben in Europa – waren das die Schisser? die Angsthasen? Die Verantwortungsvollen? Da, wo ich herkomme, aus Württemberg, sieht man, was die Daheimgebliebenen machten: Sie fingen an zu denken, machten unerhörte Erfindungen im Feld der Mechanik zuerst. Aber nicht alle. Die Mehrheit dürfte sich einfach festgeklammert haben – hoffend auf göttliche Ereignisse, Hilfe, Wunder.

Coaching fördert die Mäusestrategie

Heute heißt das ja Komfortzone, und die Spatzen pfeifen es von den Dächern, wie schwer es ist, die zu verlassen – um anderswo den Käse zu finden, den man vermisst. Wir haben uns evolutionsgeschichtlich kein bisschen verändert: Es gibt auch heute die Ofenhocker, die einfach abwarten, wenn es knapp wird, sich festkrallen, zur Not halt Gras fressen. Manche kriegen einen Burnout und setzen sich in eine Psychotherapie, um ihr Leid zu bejammern.

Dann gibt es die Pionier-Mäuse, die in Bewegung sind, die nach Lösungen suchen, häufig das Investment wagen, sich einen Partner zu engagieren, der die Grenzen im Kopf weitet, sodass neue Lösungen sichtbar werden. Die Pioniermäuse engagieren einen Coach, um die Ideen zu finden, auf die sie selber nicht kommen, weil sie ja eigentlich im staatlichen Schulsystem nur das Durchhalten gelernt haben. Weil ja die Pionier-Vorfahren nach Amerika ausgewandert sind. Nach der Devise: „Es reicht nicht, das Gute zu wollen – man muss es auch tun.“

Ja, es ist schon so: auch die staatliche Überregulierung in Deutschland ändert nichts an der evolutionsgeschichtlichen Tatsache, dass das Glück mit den Tüchtigen ist – das sind die, die ihre Angst überwinden, was riskieren, im Zweifelsfalle den Käse finden und fressen.