Die Kunst ist, sich zu trauen

Wagemut und Neugier und Lebendigkeit

 

„Ob’s was Neues gibt??!!“, sagte gestern Artur Zab von der Künstlerunternehmung UpArt auf meine entsprechende Alltagsfrage, „ja, klar, es gibt IMMER jede Menge Neues! Was davon willst Du wissen!?“ Artur Zab macht absolut eigen-sinnige Musik und Bilder und er komponiert Gedichte, bei denen mir das Herz schlägt vor Begeisterung über den subtilen Sprach- und Lebenswitz. Und einfach die Schönheit der deutschen Sprache. Jedes Wort ist gesetzt wie eine Kostbarkeit. Habe ich schon lange nicht mehr gelesen solche Meisterschaft.

„Are you angry or are you boring? – Sind Sie zornig oder sind Sie langweilig?“ Welch ein Satz von Gilbert+George! Wie beantworten SIE ihn? Zorn ist etwas aus der Mode gekommen. Aber ein sehr elementares Gefühl. Man kann gar nicht genug daran erinnern in einer zeitlichen Gegend, in der sich fast sämtliche Adjektive auf ein einziges zu beschränken scheinen: C-O-O-L! Ausgerechnet C-O-O-L. Die Mode, der Trend, die Mitglieder des Mehrheitsvereines „Mainstream“ finden einfach alles NUR noch C-O-O-L. Als ich meinem Sohn noch Dinge verbieten konnte seinerzeit hatten wir es wenigstens noch mit G-E-I-L zu tun, was anfangs als ziemlich ordinär galt. Jedoch: es ist ein schönes Wort aus der deutschen Gärtnersprache. Es heißt nämlich eigentlich „prall, strotzend, kurz vor dem Platzen“. Kraftvolles Wort also. Aber C-O-O-L? Wo ist da das Feuer? Da friert’s einen ja.

Die Kunst, sich zu trauen. Ist eigentlich leicht, diese Kunst. Aber ohne Feuer, ohne heiligen Zorn, ohne Wissen drum, dass grad aus Katastrophen doch die Katharsis erfolgt und nicht aus dem Gleich- und Mittelmaß? Im grauen Mehrheitssack, in der coolen Indolenz, der Anpassung an das große Ganze – erstickt man auf Dauer. Pech.

„Wir bleiben Schiffe auf dem Meer“, hat Christoph Schlingensief dem Haus der Kunst in München an die Wand geschrieben. „Wir bleiben Schiffe auf dem Meer. Überhaupt nicht Enten auf einem Teich. Sail on.“

Ente auf Teich oder Schiff auf dem großen weiten freien Meer? Jeweils individuelle Grundentscheidung. Große Kunst kommt immer von den Schiffen. Auch Lebenskunst. Auch Ziele. Auch Vision.

Kommen Sie am Freitag, 26. Oktober ab 18 Uhr aufs Domagk-Gelände/Haus 49, Dachgalerie. Dort feiert UpArt ihre erste Vernissage. UpArt-Selbstdefinition: „unverschämt und ungerad, performativ und penetrant, anarchistisch und up-artig, respektlos und revolutionär, trashig und traumhaft“.

Der Anfang beruht immer auf einer Ver-Rücktheit. Galilei, Michelangelo, Einstein, die Beatles …. sie galten alle erstmal für komplett verrückt, als sie aus dem Mehrheitssack heraushüpften. Inzwischen bewundern sie alle. Wagemut verrückt das Alte, Langweilige.

Aktuelle Infos finden Sie unter Coach Dr. Berle – Coaching Schwerpunkte