alt="Empathie geht vom ICH zum Du als Liebe"

Coaching und Empathie

 

Empathie, das neue Zauberwort

Heute in der Buchhandlung habe ich nicht schlecht gestaunt: Erstens mal wieder über die gewaltige Flut an Coaching-Büchern und Seelen-Büchern und Ratgeber-Büchern. Themen? Alle denkbaren! So dass ich mich wirklich frage, ob es nichts gibt, was Leute von alleine wissen? Das geht vom perfekten Leben über die perfekte Hochzeit zur perfekten Selbstliebe und zum Endlosglück. Gemeinsamer Nenner: Perfektion. Empathie heißt im Allgemeinsten Einfühlungsvermögen und meint, dass wir uns emotional in andere Menschen hineindenk-fühlen können. Empathie heißt nicht, dass wir Mitleid entwickeln und entsprechend handeln würden.

Empathie und Perfektion

Bücher über Bücher. Alles und komplett richtig machen. Gleichzeitig gibt es aber auch Bücher über das Fehlermachen und dass man nicht glücklich wird, wenn man keine Fehler macht. Das stimmt, ich bin auch dieser Meinung, die theoretisch inzwischen weit verbreitet ist. Praktisch nicht, glaube ich, weil es sonst die Bücher über das ganze perfekte Soundso nicht geben müsste. Perfektionismus und Fehlerkultur sind Gegensätze. Empathie und Perfektionismus sind auch Gegensätze.

Empathie in die Führungsetagen!

Es gibt Bücher, wie man Kindern Empathie nahebringt und wie man Managern einen empathiegetragenen Führungsstil nahebringt. Beide Zielgruppen zeigen, woran es scheitern wird mit dem Nahebringen der Empathie: Kinder lernen Empathie von alleine –  sofern man sie lässt! Es gibt die kontraproduktive Theorie, man müsse die allerkleinsten Kinder einfach in die Krippe stecken, da würden sie sozialkompetenter, als familienerzogene Kinder. Ich halte die Theorie für ein ideologiegegründetes Märchen mit dem Zweck, Frauen zu emanzipierten Arbeitstieren zu machen und vom reinen Familienleben abzuhalten. Entwicklungspsychologisch betrachtet: Kinder sind erst ab ca. 3 Jahren reif genug, vom Leben in einer fremden Gruppe zu profitieren. Vorher sind sie dermaßen mit sich selber beschäftigt, dass sie keine Sozialkompetenz lernen. Sicher: Gewöhnen werden sie sich an den Lärm und das Einsamkeitsgefühl in der Krippen-Gruppe schon … Kinder sind schließlich anpassungsfähig. Krippenkinder sind Opfer des allgemeinen Anpassungsdruckes, der vom nach Perfektionismus strebenden Mainstream ausgeübt wird.

Manager, Chirurgen und Gewaltverbrecher

Es gibt Bücher über die Gemeinsamkeit der drei Berufs-Gruppen: Alle erforderten eine psychopathologische Persönlichkeit, welche sich durch Empathiemangel auszeichne. Ich las weiters in einem der herumstehenden Bücher, Empathie könne von Psychopathen auch einfach bei Bedarf angeknipst werden. Aha! Also muss man die bösen Manager nur trainieren, sich menschenfreundlich zu verhalten den Mitarbeitern gegenüber, nachdem man ihnen die Empathie angeknipst hat? Ich frage mich, wie das gehen soll, wenn die Manager sich –  in der derzeit üblichen Verdichtung – so wahnsinnig unter Druck gesetzt sehen, dass sie vielleicht gar nicht anders können, als diesen Druck nach unten weiterzugeben? Jaja, es gibt neuerdings auch Bücher über den Wert des Pausemachens … ist ja süß! Denn wie soll das nun wieder gehen, wo alle auf dem Perfektionismus-Trip sind und sich gegenseitig in den Perfektionismus-Perfektionismus hineintreiben mittels der Empathie erzeugenden Spiegelneuronen bzw. des Systems von Spiegelneuronen, die wir alle hinter der Stirn sitzen haben.

Marx hatte nicht in allem unrecht

Das Sein bestimmt das Bewusstsein, sagte Marx. In der Arbeits-Verdichtung bleibt empathiegetragenes Verhalten auf der Strecke. Empathie ist eine spontane menschliche Gefühlserscheinung. Gefühle brauchen Zeit. Glück ist auch eine Gefühlsangelegenheit und braucht ebenfalls Zeit. Wenn Sie auf der Suche nach Perfektion alle Bücher dieser Welt lesen, wird Ihnen am End die Zeit fehlen, um Glück zu empfinden und für empathiegetragene Beziehungen zu anderen Menschen auch. Das Bewusstsein kann das Sein bestimmen – das erfordert aber Entscheidung und Willen.