Angst vor Leistung

Angst vor Leistung

Coaching ist angewandte Neurowissenschaft

Höchst interessantes Telefoncoaching, von dem ich berichten will. Ein Klient in der Firmengründung. Fünf Partner, sein Gehalt hat er gut ausgehandelt, bald ist Notartermin, dann steht alles fest. „Auauaua, Ihr Gehalt kommt mir plötzlich aber doch sehr hoch vor!“ sagt unversehens einer der Partner. Wie eine kurze Gerade in die Magengrube, jedenfalls fühlte es sich so an. „Jetzt frage ich mich“, berichtete der Klient, „bin ich diesem Druck überhaupt gewachsen? Bis hierhin war alles ok, plötzlich frage ich mich so was!“ Jetzt kriegt er Angst vor der eigenen Courage: Kann er genügend Leistung bringen?

Das tut Coaching mit Angst

Befassen wir uns mit der Angst oder befassen wir uns mit der Ziel-Seite, das ist die Frage. Psychotherapeutisch würde man fragen, wo kommt sie her, die Angst, was sagt sie uns, die Angst, wie sieht sie aus, wie oft schon hatten wir sie in der Gestalt, der Situation oder ähnlichen Situationen. Fragt sich: Wird da ein alter Virus auf der Festplatte angetriggert, springt heraus aus seinem emotionalen Geheimordner wie der Springteufel aus der kleinen Kiste, müssen wir den einfangen, transformieren? Ja, da fragt es sich so herum, dies und das wird ausgetestet, angerührt. Die Angst heißt eigentlich Misstrauen. Aha. Misstraut der Partner dem Klienten oder ist er nur neidisch aufs Geld und den Einfluss?

Spieglein an der Wand …

Eine Projektion liegt meistens vor, wenn uns etwas im aktuellen Leben verletzt. Also das Misstrauen des Partners spiegelt vielleicht das Misstrauen, das der Klient möglicherweise sich selber gegenüber hat. Wenn Sie noch nie sich mit solchen Fragen befasst haben, werden Sie jetzt vielleicht denken „oh, Mannoh, das ist ja verwickelt!“

Genau das dachte ich in dem Moment auch. Obwohl Projektionen insofern gut sind, als man sie gut auflösen kann. Mitten im Gespräch wurde mir öd und langweilig. Immer, wenn das geschieht, weiß ich, dass wir auf der falschen Fährte suchen. Und mich überkam eine schöne Erleuchtung.

Visionen wie lockende Gipfelkreuze

Aber, aber! Eine ganze Bedenken-Träger-Angst-Kultur steht gegen Visionen wie schwarzes Felsgestein. Speziell in Deutschland ist das so, finden nicht nur die Amerikaner, die wir ja für streckenweise übergeschnappt halten mit ihrem Optimismus. In Amerika, wohin unsere strebsamsten Vorfahren ausgewandert waren unter Lebensgefahr ohne Ende, dort hat praktisch jeder Tellerwäscher seine Vision. Wer hier bei uns von Visionen spricht, wird leicht für lebensuntüchtig gehalten, vielleicht sogar krank, geistig überhitzt oder so. Ja, weil so eine prickelnde Vision, wenn sie nicht nur von einer Konzernleitung verordnet wurde, uns in Begeisterung versetzt, was alle jene Zeitgenossen bedrohlich finden, die lieber von harter-harter Arbeit reden, die halt sein müsse, weil man ansonsten verhungere.

Arbeit muss weh tun, Zefix!

„Im Schweiße deines Angesichtes sollst du Dein Brot essen!“ schimpfte Gott den Adam, nachdem dieser in den von der Eva gebotenen Apfel gebissen hatte. Nach Anstiftung durch die teuflische Schlange, welche behauptet hatte, da sei doch nichts dabei, mal was Lustiges zu tun und hinterher sich zu fühlen wie Gott. Sinngemäß war es so. Der Apfel war die Vision von Genuss und Leichtigkeit, Weisheit und Größe. Und wir alle haben gelernt, das dürfe nicht sein. Arbeit, die Spaß macht? Wo kämen wir denn da hin, in die Hölle vielleicht? Zu den roten Zahlen?

Ich habe heute auf einer Familienzusammenkunft eine junge Verwandte, die zu unserem Stolz im deutschen Ski-Kader tolle Leistung zeigt, gefragt, ob ihr das Skifahren eigentlich auch noch Spaß mache. Sie antwortete, wenn eine Flautezeit herrsche mit Knick in der Erfolgskurve, dann mache es keinen Spaß! Aha! Hochleistung wegen Spaß!? Sie bringt enorme Leistung. „Wenn es keinen Spaß machen würde, könnte ich das nicht tun.“

Leistung statt Angst bringt Erfolge

Die Höhe des Gehaltes meines Klienten ist in Wirklichkeit ein Erfolgs-Versprechen, so sieht das aus! Der Zweifel des Partners, in dem  eine ganze jahrhundertelang tradierte Angst-Kultur aufflammte, nagte in Wirklichkeit an den Erfolgsaussichten des neuen Unternehmens. Zerschoss die Begeisterung, mit der mein Klient die Sache angegangen war. Was ihn so entsetzte, dass er das Gefühl mit Angst verwechselte. Wir beschlossen, uns lieber mit Begeisterung zu befassen.

Wir werden eine extra Coachingsitzung der Begeisterung widmen: Wie kann der Klient seine Geschäftspartner in Begeisterung versetzen? Welche Unternehmensziele sind groß und beeindruckend genug, um Freude am Ärmelaufkrempeln zu erzeugen und damit Zuversicht, Energie und Erfolg. Und wir werden klären, wie die Vision des jungen Unternehmens heißen kann. Wir werden die Schrotflinte umdrehen  und die Angst zerschießen!

Großes Leben – große Leistung

Andersherum wird ein Schuh daraus! Große Leistung macht großes Leben!

Frage ist also nicht, ob das Gehalt zu hoch ist, sondern Frage ist, wie engagiert und lustvoll Leute arbeiten können, weil sie richtig zugkräftige Ziele gesteckt haben. Und wenn Sie schon so ein großes Ziel haben, dann fragen Sie mal: Wozu wird es gut sein, wenn ich dieses Ziel erreicht haben werde. Vielleicht haben Sie dann bereits eine Vision.

Frage ist auch, wie man es anstellen könnte, dass die Gesellschaft Leistung wieder mehr belohnt. Wenn junge hochqualifizierte Klienten erwartungsvoll in den Beruf starten, müssen sie erleben, dass vom ausgehandelten Gehalt nur rund die Hälfte ausgezahlt wird. Das heißt, die Staatsquote in Deutschland ist zu hoch. das frustriert Menschen und verhindert auf lange Sicht Höchst-Lesitung.