Seelen-Baustellen

Ich bin eine Seelen-Baustelle, Vorsicht!

Das ist eben Entwicklung. Letzthin hat ein Kollege gesagt, er sei grad eine Baustelle. Wer sich ihm nähere, müsse damit rechnen, dass Dachziegel flögen und eine gewisse Unordnung herrsche.

Das ist, finde ich, ein sehr schönes Bild für Menschen in Entwicklung. Und für Gesellschaften in Entwicklung! Au, die staatlichen Einsparungen jetzt … Niedergang, Elend, Untergang, Ungerechtigkeit, Sauerei. So kann man es sehen, wenn man unbedingt eine dekadente und ein bißchen blöde Sicht der Dinge haben will.

Oder persönlicher Crash … wieder: Niedergang, Elend, Untergang, Ungerechtigkeit, Sauerei, Selbstmord, fertigaus. Macht sicher unglücklich. Hingegen der Versuch mit der Baustelle! Wir wissen doch, dass manchmal alte Gemäuer einstürzen. Und eigentlich sind wir oft insgeheim oder jedenfalls später aus höherer Sicht froh, denn erst dann können wir etwas Neues, Zeitgemäßes aufbauen.

Gründerzeit also in Deutschland! Und wenn es Sie z’sammgehauen hat, das Leben, dann stehen Sie dazu: Sie sind kein Häufchen Elend, sondern Sie sind eine Baustelle. Sie funktionieren nicht perfekt in diesem Zustand und Sie hängen deshalb Warnschilder auf. Auch für sich selber. Und machen innerlich die Baupläne für die Zukunft.

Und Sie werden sich wundern, wieviele Menschen es gibt, die auch Baustellen sind und also nicht so langweilig und berechenbar, wie die, die alle so perfekt tun. Das ganze Leben ist eine Baustelle. Alles, was mit Zementfestigkeit zu tun hat, ist Illusion. Das Bauen und Wachsen und Hinundher ist die Realität.