Wer wird denn da noch Angst haben: Selflove-Guru

Angst trotz think-positiv-blabla

 

Wer hat Angst vorm schwarzen Mann?

Ich sags Ihnen: Es sind schlicht halt die Loser, die heutzutage noch Angst haben. Ich hoffe, Sie gehören nicht dazu! Weil Sie doch einfach nur die ganzen Ratgeber-Bücher lesen müssten gegen etwa die Angst und den Minderwertigkeitskomplex und die Erfolglosigkeit und die schlechte Laune …. undundund….

Auf einer Psycho-Zeitschrift sehe ich aktuell diesen ärgerlichen Titel mit einer blutjungen Frau, die sicher im Leben weder Blinddarmentzündung noch Brustkrebs noch Tod der Eltern durchlebt hat und die Frechheit besitzt, sich „Selflove-Guru“ zu nennen. Da geht mir wirklich der Hut hoch. Was für eine Heuchelei. Was für eine unglaubliche Unverschämtheit den realen Menschen gegenüber, die – beispielsweise –

– für 10 Euro in der Stunde schuften und nie auf einen grünen Zweig kommen

– und Frauen und Männer, die von Hartz-IV leben, weil es sie aus der Spur gehauen hat oder weil sie nie in der Spur waren, weil es die Eltern schon aus der Spur gehauen hatte

– und jene vielen Angehörigen von Alten und Dementen, die schier zerbrechen unter der Last, denen das Leben wegrutscht

– und jene Alten und Dementen in den widerlichen deutschen Pflegeheimen, die auf den Tod zurutschen (und das ist schließlich der Schluss!) und die der Würde beraubt ihre letzten Tage verdämmern, weil Inkompetenz die Politik regiert

– und jene jungen Eltern, die nach der Geburt des ersten Kindes die Liebe verlieren, gar nimmer drüber raussehen, sich einbilden, Loser zu sein und das Experiment Ehe beenden, weil ihnen niemand sagt, dass Probleme normal sind [und gelöst werden können!]

– und jene hochqualifizierten jungen Akademiker, die sich durch ein echtes deutsches Studium mit Diplomabschluss und/oder Promotion durchgebissen haben, die nun von einer Zeitarbeitsstelle mit Vierteljahresvertrag auf die nächste vertröstet werden

– und jene, die ein stolzes Jahresgehalt von 60.000 beziehen, denen der Staat aber den Löwenanteil wegsteuert, so dass sie etwa in einer Großstadt wie München von 2.800 Euro netto im Monat wohnen und leben sollen und an sich selber zweifeln statt am Staat

– und von den völlig Verlorenen unter den Brücken reden wir schon sowieso nicht

Und da kommt so ein junges Gör daher und nennt sich Selflove-Guru – was für ein gottverlassener Zynismus!

Affirmations-Blabla gegen Angst

Die ganzen Bücher über das Positive Denken und seine Wunderkraft!!! Und die Selbstliebe… liebst du dich selber, ist es völlig wurscht, wen du heiratest … wie du dich in ein, zwei Sekunden total selber liebst …. nachhaltig! sofort! richtig! das ist die Botschaft: „Sie müssen es einfach richtig machen, dann haben Sie Selbstliebe und keine Angst mehr!“ Wenn Sie trotzdem Angst haben, haben Sie es nicht richtig gemacht und sind einer der Loser. Loserinnen. Neudeutsch: Losernden.

Dieses Selbstliebe-Guru-Gör in der Psycho-Frauen-Zeitschrift gibt als eines ihrer Erfolgsrezepte raus, man möge sich – wie sie – einfach (einfach!) im Spiegel in die Augen schauen, liebend, und sich fragen, was man für sich selber tun könnte. Ja, das ist nix Neues. Sie können auch tapfer vor den Spiegel stehen und sich in die Augen schauen und immer sagen: „Ich bin schön, Ich bin schön. Ich bin schön.“ Das machen Sie, bis es Ihnen schlecht wird. Und es wird Ihnen schlecht werden, weil es eben nicht mit Blabla getan ist, wo Seelen verletzt sind und Ermutigung brauchen, Behutsamkeit, Zuwendung, Liebe und Zuspruch von außen. Man kann nicht alles alleine machen. Man muss auch nicht.

Ihr Unterbewusstsein rebelliert vollkommen zu Recht gegen das Oberflächen-Blabla, das man Affirmationen nennt.

Ich weiß einfach nicht weiter…

„Ich bin sehr schüchtern und glaube zu oft nicht an mich und an mein Können und in meinem Freundeskreis hindert mich das und verfolgt mich, sodass ich mir darüber immer Gedanken machen muss. Ich überlege immer was ich als nächstest falsch machen könnte und habe eigentlich immer nur Angst was als nächstes passieren könnte. Ich weiß einfach nicht weiter, ich versuche wirklich mir einzureden ich sei selbstbewusst doch es ist nie ein langanhaltendes Ergebnis zu sehen. Zudem habe ich das Gefühl meine Freunde, Bekannten sehen mich nicht als autoritäre Person und ich fühle mich dadurch oft nicht ernst genommen oder unwichtig. Woran kann das liegen?
Ich kann selbst sagen dass ich in keiner Depression stecke, jedoch weiß ich nicht was mit mir los ist.“

Diese Mail bekam ich an Karfreitag von einer anscheinend ziemlich jungen Frau.

„Können Sie meine Frage beantworten?“

Die erste der erbetenen Antworten ist die: Lassen Sie sich bitte nicht ins Bockshorn jagen von irgendwelchen selbsternannten Gurus, die Geld damit machen wollen, dass sie SIE in den Selbstzweifel hineinmanövrieren.

Zweitens: Nehmen Sie sich für wichtiger! Und zwar so: Gestehen Sie sich diese Angst erstmal zu. Gehen Sie davon aus, dass es in Ihrem Leben Eindrücke, Ereignisse , Menschen gegeben hat, die Sie zu genau dieser Einstellung brachten: Angst vor Fehlern zu haben, Angst zu haben, nicht gut genug zu sein – sie haben Gründe für die Angst. Sie haben keinen Knall und Angst ist auch ein hervorragender Selbstschutz.

Drittens: Hören Sie auf, Ihr Unterbewusstsein damit zu plagen, sich Selbstbewusstsein einreden zu wollen. Das Ergebnis dieser Affirmationen kann nur Widerstand sein, weil in Ihrem Inneren offenbar Konflikte spielen, die sich nicht durch Selflove-Guru-Blabla einlullen, beschwichtigen lassen, sondern die sich zornig aufbäumen und wehren gegen das Blabla, weil sie erlöst werden wollen!

Viertens: Sie deuten an, dass Sie gerne als „autoritäre Person“ betrachtet werden würden – Sie meinen, nehme ich an, Sie wären gerne eine bedeutungsvolle Person.

Nehmen Sie das ruhig als Ziel. Und schauen Sie um sich: Welche Menschen finden Sie „bedeutungsvoll“? Welche Eigenschaften haben die? Und welche davon haben Sie in Wirklichkeit auch schon mal besessen, oder an den Tag gelegt, welche davon besitzen Sie also in Wirklichkeit?

Fünftens: Wer mir Angst macht, ist nicht mein Freund. Schauen Sie mal hin, ob Sie wirklich die richtigen Menschen um sich herum haben oder ob sie nicht in Wirklichkeit schon lange genervt sind und auch anderen Sport machen wollen und sowieso andere Dinge im Leben? Schauen Sie hin. Auf sich und auf Ihr Leben, wie Sie es gerne hätten.

Wenn Sie Geld für sich investieren wollen, sollten wir in einem (gratis) Vorgespräch klären, ob ich die richtige Coach-Frau, Strategie-Beraterin für Sie bin. Wenn Sie womöglich kein Geld zu haben meinen, dann lesen Sie fürs Erste mein Coachingbuch, das Sie hier gratis lesen können.

Sechstens und allgemeine Weisheit gegen die Angst vor Gurus aller Art: „Stelle nie jemanden auf einen Sockel. Er könnte herunterfallen und dich erschlagen.

Sie könnten auch sehr profitieren von meinem neuen Coaching-Essay „Vielfalt & Respekt“ – Wie wir mit nur vier Geboten in unsere echte Größe hineinwachsen. Die Betonung liegt auf „echt“ ….